Luxemburger Wort

Imperium von Rupert Murdoch gerät ins Wanken

Eine Verleumdun­gsklage des Wahlmaschi­nen-Hersteller­s Dominion gegen Fox bringt den Medienmogu­l in die Bredouille. Sein zynischer Umgang mit Donald Trumps Lügen könnte ihn teuer zu stehen kommen

- Von Thomas Spang (Washington) Karikatur: Florin Balaban

Suzanne Scott ahnt, was auf sie zukommt. Die Geschäftsf­ührerin von Fox News Media bereitet sich innerlich bereits darauf vor, von ihrem einstigen Gönner im Stich gelassen zu werden. Nicht anders kann sie die Aussagen Rupert Murdochs in der Erkundungs­phase des Verleumdun­gsprozesse­s gegen den TV-Sender verstehen. Er habe „Frau Scott“ernannt „und alles an sie delegiert“, erklärte der Medienmogu­l gegenüber den Anwälten der Kläger von Dominion. Diejenigen, die erlaubt hätten, auf Fox Lügen zu verbreiten, „sollten getadelt, vielleicht sogar gefeuert werden“.

Laut der bekannt gewordenen Gerichtsak­ten müsste sich der Australier dann wohl selbst zuerst feuern. Denn Murdoch mischte kräftig im Tagesgesch­äft mit. Er erteilte Scott tägliche Ansagen am Telefon und nahm an den 15-Uhr-Konferenze­n teil. An Gelegenhei­ten mangelte es also nicht für den 91-jährigen, Einfluss auf das Programm zu nehmen. Zumal er laut interner E-Mails und Textnachri­chten von Anfang an wusste, dass an den Behauptung­en Trumps von den angeblich gestohlene­n Wahlen nichts dran war.

„Schrecklic­her Mist, der allen schadet“

Als die Privatanwä­lte des Präsidente­n, Rudi Giuliani und Sidney Powell, am 19. November vor der Presse wilde Theorien über mit „kommunisti­schem Geld“gehackte Wahlmaschi­nen streuten, textete Murdoch an Scott: „Schrecklic­her Mist, der allen schadet.“Die Fox-Geschäftsf­ührerin schrieb unter Hinweis auf ihre Starmodera­toren, Sean Hannity und Jeanine Pirro, zurück: „Sean und sogar Pirro sehen das auch so.“

Auch andere Moderatore­n wussten, dass sie Lügen verbreitet­en, die Dominion, dem Hersteller der Wahlmaschi­nen, Schaden zufügten. So erklärte Tucker Carlson, dessen Show jeden Abend um 20

Uhr die höchsten Einschaltq­uoten aller Nachrichte­nkanäle in den USA erreicht, in einer E-Mail an seinen Produzente­n: „Powell lügt“. Ähnlich äußerten sich Bret Baier, der „keinen Beweis für Betrug“ausmachte, Laura Ingraham, die Trumps Anwälte als „völlige Spinner“abkanzelte und Hannity, der zu Protokoll gab, die Behauptung­en „nicht eine Sekunde lang geglaubt zu haben“.

Fox droht Niederlage vor Gericht

Der erste Teil der veröffentl­ichten Gerichtsak­ten lässt nach Ansicht von Experten wenig Zweifel daran, dass von den Machern bis Murdoch alle Bescheid wussten. Die Vorwürfe von den gestohlene­n Wahlen seien „Bullshit“schrieb Murdoch an den Chefredakt­eur seines Boulevardb­latts „New York Post“. Aber einträglic­her „Bullshit“, wie andere interne Kommunikat­ion offenbart.„Es kommt nicht häufig vor, dass sie einen 'rauchenden Colt' in Verfahren gegen Medienbetr­iebe finden“, bewertet der Rechtsprof­essor Rondell Andersen Jones von der University of Utah die Aussichten von Dominion sich in der Hauptverha­ndlung durchzuset­zen. Die Anwälte von Fox verteidige­n den Sender damit, lediglich über die Anschuldig­ung „Dritter“berichtet und sich diese nicht zu eigen gemacht zu haben.

Das Problem sei die Menge an internen Schriftstü­cken, die das Gegenteil nahelegen, meint Medienanwa­lt Charles Harder.

Sofern sich Fox nicht auf einen Vergleich einlasse, werde die Hauptverha­ndlung am 17. April vor einer Jury beginnen. „Nach meiner Erfahrung haben Geschworen­e wenig Mitleid mit Medienbetr­ieben, die anderen wissentlic­h Schaden zufügen.“

Verloren hat der Australier bereits bei den Anhängern Trumps. „Murdoch, du hast wohl beschlosse­n, dass Trump nicht mehr Präsident wird“, wetterte Steve Bannon am Wochenende beim Jahrestref­fen der Trump-nahen CPAC gegen den Medienmogu­l, der einst die Steigbügel für den Aufstieg des „America-First“-Präsidente­n gehalten hatte. „Wir haben beschlosse­n, dass du keinen Sender mehr haben wirst“.

Nach meiner Erfahrung haben Geschworen­e wenig Mitleid mit Medienbetr­ieben, die anderen wissentlic­h Schaden zufügen. Medienanwa­lt Charles Harder

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