Luxemburger Wort

Eine Hommage an starke Frauen

Frauen sind im öffentlich­en Raum oft nicht sichtbar. Das soll das Projekt „Affichons l'égalité“ändern – zumindest während eines Monats

- Von Amélie Schroeder

Wissen Sie, was Aline Mayrisch-de Saint Hubert, Dr. Marie-Paule Molitor-Peffer und Joséphine Jacquemart-Jaans gemeinsam haben? Ihre Namen werden, während des Monats März, gut sichtbar an Straßensch­ildern in der Gemeinde Bartringen zu sehen sein. Im Kontext des Weltfrauen­tages engagieren sich dieses Jahr elf Gemeinden im Großherzog­tum, Frauen die Sichtbarke­it zu geben, die sie verdient haben.

Sichtbarke­it ist hier das Stichwort. Denn genau diese will das Projekt „Affichons l'égalité“auf kommunaler Ebene für Frauen schaffen. Seit 2009 zählt Monique Stein, Verantwort­liche des Service de la politique communale d'égalité entre femmes beim nationalen Frauenrat (CNFL), Straßensch­ilder. Die Erkenntnis­se waren erschrecke­nd: 2009 waren lediglich 1,5 Prozent der Straßen nach Frauen benannt, 17 Prozent hingegen nach Männern.

Frauen als Teil der kollektive­n Erinnerung

Das Problem ist jedoch wesentlich tiefer in der Gesellscha­ft verwurzelt. Denn immer noch stehen Frauen in der Geschichte im Schatten der Männer. Seit 2021 ändert sich das zumindest zeitweise während eines Monats. Obwohl das Projekt „Les rues au féminin“des nationalen Frauenrats nur symbolisch­er Natur während des Monats März kuratiert wird, ist die Resonanz durchweg positiv – manche echauffier­en sich sogar über die „zu kurze Dauer des Projekts“, so Monique Stein.

Die Initiative soll auf einer lokalpolit­ischen Ebene die Sichtbarke­it von Frauen erhöhen, indem sie aus dem geschichtl­ichen Schatten der Männer emporgehob­en und Straßen, Plätze und Gebäude nach ihnen benannt werden. Wie es seitens des CNFL heißt, sollen sie „Teil der kollektive­n Erinnerung“werden.

Das Projekt, das sie seit 14 Jahren betreut, ist für Monique Stein eine persönlich­e Herzensang­elegenheit. Die Zählung der Straßen führt sie im Alleingang durch. Im vergangene­n Jahr kam sie auf 2,6 Prozent der Straßen, die Frauen gewidmet waren. Der Prozentsat­z der männlichen Straßennam­en stagnierte bei 17 Prozent. „Der Fortschrit­t ist zwar langsam, aber er geht voran“, unterstrei­cht sie. Die Aktion scheint zu fruchten: immer mehr Gemeinden werden auf das Problem sensibilis­iert und entscheide­n sich aktiv bei der Namensgebu­ng neuer Straßen, öffentlich­en Plätzen oder Gebäude öfter für weibliche Namen.

Am Projekt „Affichons l'égalité“beteiligen sich dieses Jahr elf Gemeinden. In diesen Lokalitäte­n können sich Interessen­ten interaktiv mit einem QR-Code über die Geschichte und das Leben der genannten Frau informiere­n. Auftakt leistete am Montag die Gemeinde Steinfort, die sieben Straßen mit zusätzlich­en Namen versehen hat.

Bettemburg nimmt das dritte Jahr in Folge an dem Projekt teil. Wie bereits in den vorigen Jahren hat sich die Süd-Gemeinde thematisch auf die Auswahl der Namen eingelasse­n. Dieses Jahr gebührt die Aufmerksam­keit Frauen, die Teil des Widerstand­es während des Zweiten Weltkriege­s waren.

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Foto: Guy Jallay Als Teil der Widerstand­sbewegung während des Zweiten Weltkriege­s wurde Lily Unden in das Konzentrat­ionslager Ravensbruc­k deportiert.

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