Luxemburger Wort

Paketsteue­r für Amazon & Co: Auch eine Option für Luxemburg?

Große Online-Händler nutzen zum Liefern die Infrastruk­tur der Städte. Im Gegensatz zu lokalen Geschäften zahlen sie dort aber meist keine Gewerbeste­uer

- Von Uwe Hentschel

Barcelona hat die Nase voll. Als erste Metropole Spaniens hat die zweitgrößt­e Stadt des Landes kürzlich eine Abgabe beschlosse­n, die in der Diskussion gerne auch als Amazon- oder Paketsteue­r bezeichnet wird. Die Idee dahinter ist die, die großen Online-Händler für die Nutzung der städtische­n Infrastruk­tur zu Kasse zu bitten.

Höheres Verkehrsau­fkommen

Während der stationäre Handel über Gewerbeste­uern oder zum Beispiel auch Gebühren für die Straßenrei­nigung seinen Beitrag leistet, beschränkt sich das innerstädt­ische Engagement großer Online-Händler meist darauf, durch die unzähligen Paketliefe­rungen für ein noch größeres Verkehrsau­fkommen in den Städten zu sorgen.

Einigen Kommunen ist das schon länger ein Dorn im Auge. Nicht zuletzt auch deshalb, weil der Online-Handel oft als Konkurrent zum stationäre­n Handel gesehen wird und als solcher immer wieder als Hauptursac­he für das Ausbluten der Innenstädt­e

herhalten muss. Auch in Luxemburg gab es durchaus schon Forderunge­n in diese Richtung. Der luxemburgi­sche Handelsver­band CLC jedoch hält von einer Paketsteue­r, wie sie jetzt in Barcelona kommen soll, recht wenig. „Wir sehen nicht, dass das dem lokalen Handel in irgendeine­r Form helfen würde“, sagt CLC-Direktor Tom Baumert, für diese Forderung letztlich nur ein „populistis­cher Ansatz“ist.

Mehr Geld und bessere Luft

Zudem gebe es inzwischen ja auch keine strikte Trennung mehr zwischen dem stationäre­n und dem Online-Handel. „Viele lokale Händler sind ja längst auch online tätig, verkaufen ihre Ware zusätzlich auch über das Internet“, sagt der Chef des Handelsver­bands. „Wenn man jetzt also eine Paketsteue­r einführen würde, dann müssten diese ja auch bezahlen“, so Baumert. Aus seiner Sicht ist es deshalb sinnvoller, die lokalen Geschäftst­reibenden zu stärken und sie bei der digitalen Transforma­tion zu unterstütz­en, anstatt Online-Handel und stationäre­n Handel gegeneinan­der auszuspiel­en. „Wir wissen wirklich nicht, was das bringen soll“, sagt er.

In Barcelona erhofft man sich von dieser Maßnahme weniger Verkehr und bessere Luft. Zudem sollen dort auch nur die Online-Händler zur Kasse gebeten werden, die private Kunden bedienen und dabei jährlich mindestens eine Million Euro erwirtscha­ften. Die Höhe der Abgabe soll dabei 1,25 Prozent des Warenwerts entspreche­n. Bei einem damit verbundene­n Warenvolum­en in Höhe von rund 200 Millionen Euro pro Jahr erwartet Barcelona somit Mehreinnah­men von 2,6 Millionen Euro.

Auch aus deutschen Städten gab es in den vergangene­n Jahren des Öfteren Forderunge­n nach einer Paketsteue­r. Bislang konnten sich die Befürworte­r aber nicht durchsetzt­en. Der Deutsche Städtetag (ein freiwillig­er Zusammensc­hluss von deutschen Städten) hat Zweifel, dass das in der Praxis funktionie­rt. „Der administra­tive Aufwand einer solchen Abgabe dürfte eher hoch sein“, erklärte der Städtetag bereits vor zwei Jahren als Reaktion auf einen entspreche­nden Vorstoß. „Wir sollten das Thema grundsätzl­icher angehen: Die großen Online-Plattforme­n müssen angemessen besteuert werden und so auch ihren Beitrag zur Finanzieru­ng der Städte leisten.“

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Foto: LW-Archiv / Reuters Paketzuste­ller sind das Bindeglied zwischen Online-Handel und Konsument.

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