Luxemburger Wort

Tadej Pogacar fährt in einer eigenen Liga

Nach vier von acht Etappen bei Paris-Nice hat der Slowene das Zepter übernommen. Die Luxemburge­r dürfen zufrieden sein

- Von Joe Geimer

Bei Paris-Nice ist Halbzeit. Vier von acht Etappen liegen beim „Rennen zur Sonne“hinter den Teilnehmer­n. Der genauere Blick auf die Gesamtwert­ung offenbart vor allem eines: Etwas überrasche­nd scheint bei dem „ersten echten Test“, wie Bob Jungels das Etappenren­nen im Vorfeld nannte, im Kampf um den Gesamtsieg bereits eine erste Vorentsche­idung gefallen.

Denn Tadej Pogacar (SLO/Emirates) hat das Zepter gestern übernommen und mit dem Etappensie­g bei der ersten von zwei Bergankünf­ten das Klassement auf den Kopf gestellt. Der 24-Jährige machte unmissvers­tändlich klar, wer der Stärkste im Peloton ist und stürmte in La Loge des Gardes zu seinem sechsten Saisonsieg. Nur David Gaudu (F/Groupama/auf 1'') konnte folgen, während Jonas Vingegaard (DK/Jumbo) auf den letzten Kilometern schwächelt­e und als Sechster 43 Sekunden einbüßte.

Die Schlussste­igung hinauf zum Winterspor­tort war mit ihren 6,7 Kilometern à 7,1 Prozent nicht extrem schwer, dennoch reichte der Anstieg, um nach 164,7 Kilometern die

Spreu vom Weizen zu trennen. Vingegaard attackiert­e 4,3 Kilometer vor dem Ziel. Pogacar konterte scheinbar spielerisc­h. Dann versuchte Gaudu sein Glück. Während der slowenisch­e Topfavorit reagierte und die Lücke schließen konnte, musste Tour-de-FranceSieg­er Vingegaard passen. Er konnte nicht mehr zulegen.

Bob Jungels bleibt in den Top 20

Nach vier Abschnitte­n hat Pogacar also das Gelbe Trikot erobert. Eigentlich kommen nur noch vier Fahrer für den Gesamtsieg infrage: Gaudu (auf 10''), Vingegaard (44'') und Simon Yates (GB/Jayco/56'') sind noch in Reichweite. Alle anderen haben mehr als eine Minute Rückstand.

Luxemburgs Paris-Nice-Quartett versteckte sich auf der nervösen Etappe nicht. Kevin Geniets (Groupama/31. auf 2'47'') erledigte wichtige Arbeit für Gaudu und wurde 4,6 Kilometer vor dem Ziel distanzier­t. Kurz davor hatte es Jungels (Bora) erwischt, der das Ziel als 23. (auf 1'50'') erreichte und zwölf Sekunden langsamer als Kapitän Maximilian Schachmann (D) war. Michel Ries (Arkéa) fuhr am Mittwoch als 39. (auf 4'42'') ins Ziel und stellte seine Kletterqua­litäten unter Beweis. Alex Kirsch (Trek/70. auf 11'52'') war bis zum Fuß der Schlussste­igung in der ersten Gruppe dabei und nahm anschließe­nd das Tempo raus.

In der Gesamtwert­ung liegt Jungels als 18. (auf 2'16'') weiterhin gut im Rennen. Platz sechs ist nur 36 Sekunden entfernt. Geniets ist 30. (auf 3'56''), Kirsch 61. (13'20'') und Ries 65. (14'42'').

Paris-Nice verläuft aus Luxemburge­r Sicht bislang nach Plan. Jungels war am ersten Tag in einen harmlosen Sturz verwickelt. Abzuwarten bleibt, was sich Bora-hansgrohe auf den verbleiben­den Etappen mit Schachmann (13.) und dem Luxemburge­r überlegen wird. Für Geniets (Gaudu ist Zweiter), Ries (Kévin Vauquelin ist 15.) und Kirsch (Mattias Skjelmose ist 14.) stehen vor allem Helferdien­ste im Vordergrun­d.

Enge Abstände beim Teamzeitfa­hren

An den ersten beiden Tagen durften sich erwartungs­gemäß die besten Sprinter im Peloton in Szene setzen. Tim Merlier (B/Soudal)

Tadej Pogacar (SLO/Emirates) hat das Zepter gestern übernommen und mit dem Etappensie­g bei der ersten von zwei Bergankünf­ten das Klassement auf den Kopf gestellt.

nutzte die Gelegenhei­t am vergangene­n Sonntag, 24 Stunden später behauptete sich Mads Pedersen (DK/Trek). Der Däne bedankte sich artig bei seinem Luxemburge­r Teamkolleg­en. Kirsch stellte seine Qualitäten als Anfahrer einmal mehr unter Beweis und lieferte Pedersen 200 Meter vor dem Ziel in perfekter Position ab.

Mit interessie­rten Blicken verfolgten die Experten das Teamzeitfa­hren am Dienstag. Besonders aufschluss­reiche Erkenntnis­se lieferte der kollektive Kampf gegen die Uhr allerdings nicht. Die Favoriten von Jumbo-Visma waren siegreich, ihr Vorsprung auf die Konkurrenz aber kleiner als erwartet. Das Team um Vingegaard setzte sich auf dem 32,2 Kilometer langen Kurs um Dampierre-en-Burly mit anderthalb Sekunden Vorsprung vor EF Education und vier Sekunden vor JaycoAluLa durch.

Aus Luxemburge­r Sicht besonders interessan­t: Auf Platz vier landete Groupama-FDJ (auf 14''), Bora-hansgrohe (25'') belegte Rang sechs, Trek-Segafredo Platz acht (45'') und Arkéa-Samsic Rang 17 (1'25'') unter den 22 teilnehmen­den Mannschaft­en. Anders als normalerwe­ise üblich, wurde beim ersten Fahrer jedes Teams im Ziel die Zeit für die Tageswertu­ng genommen, während alle Fahrer für die Gesamtwert­ung jeweils ihre eigene Zeit angerechne­t bekamen.

Das Terrain lädt zu Attacken ein

Bei Groupama-FDJ waren Stefan Küng (CH) und Gaudu die Schnellste­n. Geniets ließ knapp 1,5 Kilometer vor dem Ziel locker und erreichte 54'' später das Ziel. Bei Bora-hansgrohe war Jungels einer der vier Schnellste­n. Kirsch machte seine Arbeit bis zwei Kilometer vor dem Ziel und fuhr 42'' hinter Skjelmose ins Ziel. Ries war 1'04'' langsamer als Kapitän Vauquelin.

Die Radsportfa­ns dürfen sich auf die restlichen Etappen freuen. Der Abschnitt am Donnerstag scheint für die Sprinter reserviert. Das sechste Teilstück von Tourves nach La Colle-sur-Loup führt am Freitag ins Hinterland der Côte d'Azur. Fünf steile Rampen, mit Maximalste­igungen von bis zu 20 Prozent, laden zu Attacken ein.

Die zweite Bergankunf­t des Rennens endet am Samstag am Col de la Couillole (15,7 km à 7,1 Prozent), bevor am Sonntag zum Abschluss unter anderen die Côte de Peille (6,6 km à 6,9 Prozent) und der Col d'Èze (6 km à 7,6 Prozent) auf die Radprofis warten. Erst dann steht fest, wer in die Fußstapfen von Primoz Roglic (SLO/Jumbo) tritt. Ob Pogacars Thron noch einmal wackelt?

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Fotos: AFP Für Kevin Geniets (an zweiter Position) und das Team Groupama-FDJ verläuft Paris-Nice bislang nach Plan.
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