Luxemburger Wort

Die intelligen­ten Maschinen rücken näher

- Daniel Conrad

Eben nicht als killender „Hal 9000“aus „2001 – A Space Odyssey„ oder „Terminator“wie im gleichnami­gen dystopisch­en Streifen kommt die künstliche Intelligen­z daher. Doch scheint das Thema plötzlich präsenter als je zuvor. Martine Hansens (CSV) erweiterte Fragen an Erziehungs­minister Claude Meisch (DP) in der Chamber zeigen eins: KI-basierte Systeme wie ChatGPT haben Einfluss bis in die Schulen – und die Politik sucht Antworten; jetzt und ganz reell.

Hilft dieses KI-Tool einerseits, schneller zu arbeiten und ist es sinnvoll, die Schülerinn­en und Schüler kritisch vertraut damit zu machen? Oder öffnet es Tür und Tor für das Erschleich­en von Prüfungsle­istungen und gehört sogar verboten? Wie verhalten wir uns dazu?

Das ist, zugegeben, komplex und vor allem nicht auf Knopfdruck zu beantworte­n. Zu den noch viel größeren Auswirkung­en der KI-Algorithme­n braucht es nicht nur in der Politik Mündigkeit. Projekte in Kunst und Kultur können dabei helfen, dazu Schlüssel zu finden.

Warum müssen wir uns dem stellen? Schleichen­d haben sich die KI-Systeme längst in unser Leben eingegrabe­n. Ja, selbst im Fußball gibt es präzise Datenerheb­ungen und Analysen, Algorithme­n stecken hinter den schillernd­en Fronten der sozialen Medien, andere treffen möglicherw­eise bald Entscheidu­ngen über unser Leben; jenseits der Grund- und Menschenre­chte. Und das sind schon offensicht­liche Speerspitz­en zu den Problemen mit KIs, die immer dringender werden.

Kann eine Maschine bald schon einen Text wie diesen schreiben und einen Journalist­en ersetzen? Noch nicht. Aber das Signal zum Handeln trifft eben längst nicht nur Schulen. Im schlimmste­n Fall überrennen uns die Konsequenz­en, ohne dass wir unsere Gesellscha­ft darauf vorbereite­t hätten.

Es gibt viele große Verspreche­n für eine KI-unterstütz­te Zukunft: neue Arbeitsplä­tze, neue Geschäfte, schnellere Bewältigun­g im Datenwust, eine bessere Gesundheit­svorsorge. Vielleicht geht es auch angesichts der Herausford­erungen wie den Folgen des Klimawande­ls gar nicht ohne.

Aber welchen Preis müssen wir zahlen? Wollen wir wirklich diese Debatte um die regulierte, menschenwü­rdige Künstliche Intelligen­z fernen Entscheidu­ngsträgern und Lobbyisten überlassen? Könnte vielleicht sogar die breite Expertise unter anderem für die ethischen und juristisch­en Fragen ein Luxemburge­r Erfolgsmod­ell sein – eine Expertise, wie sie schon längst von KI-Pionieren wie Pascal Bouvry von der Uni Luxemburg gefordert wird?

Dazu braucht es dann mehr Fokus als nur gealterte Strategiep­apiere aus dem Jahr 2019 und Lockmittel zum Investment wie bei Digital Lëtzebuerg, sondern Lernbereit­schaft und Problembew­usstsein überall. Doch wie das erreichen? Bei den Möllerei-Ausstellun­gen von Esch 2022 gab es schon die Möglichkei­t zum Einstieg in die komplexe Materie; die Kataloge dazu erscheinen gerade. Denn Künstlerin­nen und Künstler können auch bei der Künstliche­n Intelligen­z ohne Gewinnorie­ntierung oder Machtinter­esse Ankerpunkt­e für das Nachdenken und das Handeln liefern.

Die Künstliche Intelligen­z braucht Regeln.

Kontakt: daniel.conrad@wort.lu

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