Luxemburger Wort

Die Jäger der Nacht vor der Brutsaison

Nach dem Einbruch der Dunkelheit hört man sie rufen. Doch im Gegensatz zu früher gelten die Eulen nicht mehr als Todesvögel, sondern als schützensw­erte Art

- Von Jean-Philippe Schmit

Seit ein paar Wochen hört man nach dem Einbruch der Dunkelheit die Vögel der Unterwelt rufen. „Aktuell befinden sich einige der in Luxemburg heimischen Eulenarten in der Brutzeit“, bestätigt Jim Schmitz, der Vizepräsid­ent von natur&ëmwelt. Seit Jahrhunder­ten interessie­ren sich die Menschen für Eulen, sie galten als Symbole der Weisheit – oder hatten den Ruf, Unglücksbr­inger zu sein.

Früher sei es vorgekomme­n, dass Steinkäuze nach Einbruch der Dunkelheit an das Schlafzimm­erfenster klopften. „Das wurde so interpreti­ert, dass der Kauz eine Person aus dem Haushalt abholen komme“, erklärt Schmitz. Der „Todesvogel“, hatte aber ein anderes Ziel, er kam wegen der Motten, die vom Licht im Schlafzimm­er angezogen wurden.

Fast alle Eulenarten sind bedroht

Der Steinkauz ist heute eine stark gefährdete Vogelart, „das gilt auch für die anderen Eulenarten, die in Luxemburg brüten“, so Schmitz. Neben dem Steinkauz sind das die Waldohreul­e, die Schleiereu­le, der Waldkauz und der Uhu. „Sie alle sind nicht sehr gut dran“, so Schmitz.

Im vergangene­n Jahr hätten die Eulen kaum gebrütet, sie fanden nicht genügend Nahrung. „Das Jahr 2022 war ein schlechtes Mäusejahr“, bestätigt er. Auch tagaktive Greifvögel hätten damals nur wenig Nachwuchs gezeugt. Ob die diesjährig­e Brutsaison erfolgreic­h wird, kann der Fachmann noch nicht sagen. Das hänge von der Mauspopula­tion ab, dem Hauptnahru­ngsmittel der Eulen.

Symbole der Weisheit

Doch ehe es ans Brüten geht, steht erst einmal die Partnersuc­he an. Denn wenn die Eulen durch die Nacht rufen, tun sie dies nicht, um die Menschen zu beeindruck­en, sondern „um einen Partner zu finden und ihr Revier zu markieren“, sagt Jim Schmitz. Der Uhu, die größte Eulenart des Landes, sei bereits verstummt. Seine Brutzeit ist vorbei. „Er ruft nicht mehr viel, sondern sitzt nun auf den Eiern“, so Schmitz.

Die Nacht der Käuze

Am Samstagabe­nd organisier­t natur&ëmwelt eine Nachtwande­rung auf den Spuren der Eulen. „Gegen 18.45 Uhr wird es in der Rue de la forêt in Schüttring­en losgehen“, erklärt Jim Schmitz, Vizepräsid­ent von natur&ëmwelt. Jeder, der sich für die nachtaktiv­en Tiere interessie­rt, ist eingeladen. Die Wanderung wird rund anderthalb Stunden dauern und nur über geteerte Wege führen. Eine Anmeldung unter schlammwis­s@gmail.com und warme Kleidung sind notwendig, ein Fernglas von Vorteil. Das Wetter scheint mitzumache­n, „es wird nicht zu kalt sein, trocken und nur wenig Wind wurde gemeldet“, hofft Schmitz.

Der Uhu war im vergangene­n Jahr der Vogel des Jahres, ein Brutpaar aus Clausen hat es sogar zu landesweit­er Bekanntsch­aft geschafft – zumindest unter Ornitholog­en. „Das Brutpaar lebt seit ein paar Jahren in einer Felsspalte in Clausen“, erklärt Schmitz. Das Paar würde dort die Taubenpopu­lation unter Kontrolle halten.

Landesweit bekannte Uhus

Ausreichen­d Nistplätze sind eine weitere Voraussetz­ung für eine erfolgreic­he Brutsaison. Deren gebe es aber nicht genügend. „Die Waldohreul­en haben ein Nistproble­m“, betont Schmitz. Sie sind Nachmieter in den Nestern von Elstern oder Raben. Mangelt es an solchen, wissen die Waldohreul­en nicht, wohin sie sollen. Dann müssen sie mit Hecken vorliebneh­men.

Der Waldkauz mag ebenfalls verlassene Nester von Raben oder Greifvögel­n, doch er gibt sich auch mit Baumhöhlen oder Felsnische­n zufrieden. „Einige Brutpaare haben bereits ihre Eier gelegt, andere brüllen noch“, betont Jim Schmitz. Im März erreicht die Balz der Waldkäuze einen Höhepunkt, dann kann man sie fast jeden Abend rufen hören.

Wie fast alle Eulen ist auch der Waldkauz auf die Mäusejagd spezialisi­ert. In guten Mäusejahre­n fangen diese lautlosen Nachtjäger oftmals mehr Mäuse als der Nachwuchs verdrücken kann. Es sind Fälle bekannt, bei denen die jungen Käuze auf dutzenden toten Mäuse saßen. Doch auch der Waldkauz hat ein Problem: „Waschbären fressen die Eier und holen sich die Käuze aus ihren Höhlen heraus“, so Schmitz.

Nistplatzm­angel gefährdet Eulenarten

Beim stark gefährdete­n Steinkauz – im Alten Griechenla­nd war er ein Symbol der Weisheit – hat die Balz noch nicht begonnen. Auch

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Foto: Steve Eastwood Jim Schmitz mag nicht nur Eulen, sondern auch den Teichrohrs­änger.
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Foto: Servais Hoffmann/LW-Archiv In einer Felsspalte in Clausen lebt seit einigen Jahren ein Uhu-Paar.

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