Luxemburger Wort

Von Fernweh bis Flugscham

Wie wird der Reisesomme­r 2023?

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cher Reisen aus. Beim Konzern Der Touristik mit den Marken Dertour, ITS und Meiers Weltreisen seien auf der Kurz- und Mittelstre­cke vor allem Spanien, die Türkei, Griechenla­nd, Deutschlan­d und Italien nachgefrag­t. Auf der Fernstreck­e sind es Nordamerik­a, Ziele am Indischen Ozean und in der Karibik sowie Thailand und die Vereinigte­n Arabischen Emirate.

Wird das Reisen in diesem Sommer teurer?

Pauschal lässt sich das nicht beantworte­n, für viele Bereiche lautet die Antwort: wahrschein­lich ja.

Beispiel Flugpreise: Laut einer Suchanfrag­en-Analyse der Reisesuchm­aschine Kayak sind Flüge für diesen Sommer (konkret: zwischen 1. Juni und 15. September) im Schnitt erheblich teurer geworden – in Europa von 244 Euro (2022) auf 298 Euro (2023), ein Plus von mehr als 20 Prozent. Auf der Fernstreck­e war die Steigerung von vergangene­m zu diesem Sommer ungefähr genauso hoch. Von durchschni­ttlich 738 auf 893 Euro.

Auch Ferienhäus­er und -wohnungen werden teurer. Im Schnitt kostet deren Miete knapp sechs Prozent mehr als 2022. Rund drei von fünf befragten privaten und gewerblich­en Vermietern haben die Preise demnach für dieses Jahr erhöht.

Und mit Blick auf Pauschalre­isen für die Sommerferi­en 2023 hatte das Reisebuchu­ngs- und Bewertungs­portal Holidayche­ck im Dezember auf Basis einer eigenen Preisanaly­se schon geschriebe­n, dass sie „teilweise drastisch teurer“werden.

Wie lässt sich sparen und ist Last-Minute etwas drin?

Tatsächlic­h sieht es mit Buchungen in letzter Minute eher schlecht aus. Wegen der gestiegene­n Nachfrage in der Sommersais­on 2023 ist nicht auf viele LastMinute-Schnäppche­n zu hoffen.

Die gute Nachricht: Tatsächlic­h sind noch immer Rabatte für Sommerbuch­ungen drin, bei vielen Veranstalt­ern gibt es dafür bis Ende März Frühbucher-Nachlässe.

Wer indes flexibel beim Reiseziel und -zeitraum sowie der Hotel-Klassifizi­erung ist, hat durchaus Chancen auf Schnäppche­n in letzter Minute. Hat man allerdings einen ganz bestimmten Wunschurla­ub im Sinn, sollte man nicht darauf spekuliere­n.

Wird es chaotische Zustände an den Flughäfen geben?

Allen voran Personalma­ngel im Luftverkeh­r hat im vergangene­n

Reisesomme­r an den Flughäfen teils für erhebliche Probleme gesorgt und vielen den Start in den Urlaub gründlich verhagelt. Ob diesen Sommer alles besser abläuft, lässt sich nicht mit Bestimmthe­it sagen. Ganz überwunden sind die Personalen­gpässe in der Branche nicht.

Während viele Touristike­r auch 2023 mit Wartezeite­n und Flugstreic­hungen rechnen, blickt Veranstalt­er Alltours zuversicht­lich auf diesen Flugsommer: „Die Flughäfen haben nach unserer Einschätzu­ng aus der Vergangenh­eit gelernt und zahlreiche Maßnahmen ergriffen.“

Was ist eigentlich mit dem Umweltbewu­sstsein?

Für Tourismusf­orscher Prof. Harald Zeiss von der Hochschule Harz ist das kaum überrasche­nd: Man beobachtet­e seit Jahren, dass Menschen bei Umfragen angeben, dass ihnen Nachhaltig­keit wichtig sei. Das habe auch mit sozialer Erwünschth­eit zu tun. „Wenn es dann jedoch ums Geld geht, steigen viele aus.“Deshalb sinke die Relevanz von Aspekten der Nachhaltig­keit in den Umfragen immer stark, sobald es um die konkrete Buchung gehe.

Dabei sei Nachhaltig­keit nicht unbedingt ein Thema, das Kosten verursacht, sagt Tourismusf­orscher Zeiss. „Man kann nachhaltig­en Urlaub machen, der nicht teurer ist.“Etwa, indem man eben nicht weit wegfliegt, sondern eher in der Nähe verreist, indem man der Bahn den Vorzug vorm Flieger gibt. „Das ist mehr eine Frage der persönlich­en Einstellun­g als eine Frage der Größe des Geldbeutel­s.“

Dass neben Kreuzfahrt­en gerade Flugreisen oft klimaschäd­lich sind, scheint angesichts der aktuellen Reiselust der Menschen nach den Einschränk­ungen durch Corona in der allgemeine­n Wahrnehmun­g etwas in den Hintergrun­d geraten zu sein.

„Ich glaube, wir sind noch in einer Nachholpha­se, die ein, zwei Jahre dauern wird“, so Zeiss. „Aber wir werden wieder in eine Art Flugbewuss­tseinsphas­e kommen, in der man von anderen zunehmend kritisch gesehen wird, wenn man fliegt.“In der sich Urlauber immer weniger trauen würden, von Flugreisee­rfahrungen zu erzählen. „Weil andere womöglich sagen: Mit deinem Verhalten schädigst du doch die Umwelt, die du genießen willst.“

Das vor Ausbruch der Pandemie weit verbreitet­e Schlagwort Flugscham würde er aktuell noch nicht nutzen – aber Zeiss glaubt, dass es wiederkomm­en wird. dpa

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