Ein splitternacktes Frettchen leidet an ACD
Frettchendame Loki hatte mit ihren fünf Jahren schon eine recht umfassende Krankenakte, als sie letztens auch noch splitternackt zur Sprechstunde gebracht wurde. Das kampflustige Tier war in seinem kurzen Leben bereits mit vereiterten Bisswunden und schlimmen Zahnproblemen vorgestellt worden. Weil Loki ein Teddybärchen von einem Schlüsselanhänger verschlungen hatte, musste sie mit gerade mal elf Monaten notoperiert werden. Weswegen ihre Besitzerin sie dann nicht auch noch kastrieren lassen wollte. Mit zwei Jahren jedoch mussten dem Frettchen auf einmal dringend und unter hohem Narkoserisiko die Eierstöcke mitsamt der hochgradig veränderten Gebärmutter entfernt werden, weil es in eine lebensgefährliche Dauerranz geraten war. Bei den wilden Verwandten kommt dieses Krankheitsbild nicht vor. Wenn jedoch bei einer als Haustier gehaltenen Frettchenfähe gegen Ende der Ranz keine Deckung stattfindet, kommt es häufig zur Dauerranz, das heißt, der Serumspiegel des weiblichen Geschlechthormons senkt sich nicht wieder wie bei einer normalen Brunst, sondern steigt stetig weiter an.
Man spricht von Hyperöstrogenismus, einem erhöhten Östrogenspiegel oder eben der Dauerranz. Wegen einer Schädigung des Knochenmarks und der Leber durch das Östrogen, kann das erkrankte Tier an Anämie zugrunde gehen.
Einige Jahre nach ihrer Kastration war dann einmal Ruhe. Bis Loki anfing, ihr schönes Fell bis aufs allerletzte Haar zu verlieren, an Haut und Schleimhäuten leichenblass wurde sowie argen Durchfall bekam. Dank Blutanalyse und Ultraschall war die Diagnose rasch gesichert: Das Frettchen litt nun an ACD, einer Nebennierenerkrankung, die bei kastrierten Frettchen leider nicht selten auftritt und durch eine Überproduktion an Sexualhormonen durch tumorartig veränderte Nebennieren hervorgerufen wird. Meistens sind diese Tumore gutartig und können sich sogar zurückbilden. Bei Loki kam eine chirurgische Entfernung wegen der fortgeschrittenen Blutarmut nicht mehr infrage. Stattdessen erhielt sie einen Chip zur chemischen Kastration, wie er auch bei Hunden und Katern Verwendung findet. Schon nach einem Monat hatte sie wieder Flaum am Körper, war voller Energie und auch ihre Anämie war am Verschwinden.