Luxemburger Wort

Großes Kino, wenig Inhalt

LSAP-Kongress stimmt Delegierte und Mitglieder auf Gemeindewa­hlkampf ein

- Von Annette Welsch

Popcorn im LSAP-Karton – wie es sich für eine gute Vorstellun­g im Kino gehört, durfte dieser Snack nicht fehlen. Die Sozialiste­n hielten am Samstagmor­gen ihren Landeskong­ress im großen Kinosaal auf dem Kirchberg ab. Und der platzte aus allen Nähten. Lag es am originelle­n Szenario oder herrscht tatsächlic­h Aufbruchst­immung: 469 Delegierte und wohl noch der ein oder andere Kandidat für die Gemeindewa­hlen hatten sich eingefunde­n. 565 Teilnehmer wurden offiziell gezählt.

Die LSAP ist bereit für das Superwahlj­ahr und sie geht mit Zuversicht in die Wahlen. „Die LSAP hat in den letzten Monaten 400 neue Mitglieder bekommen und kommt vor allem bei jungen Leuten gut an. Die Partei hat eine neue Dynamik“, freute sich denn auch Co-Parteipräs­ident Dan Biancalana und schoss auch gleich den ersten Pfeil Richtung DP ab: „Wir sind nicht nah bei Dir, wir sind mittendrin“, nahm er deren Wahlslogan aufs Korn. „Es ist Zeit für starke soziale Gemeinden – wir wollen Gemeinden, wo etwas läuft und keine Schlafgeme­inden.“

LSAP als Garant für den Index

Auch wenn eigentlich das Rahmen-Wahlprogra­mm für die Gemeindewa­hlen am 11. Juni im Mittelpunk­t stehen sollte, so kam auch die Nationalpo­litik nicht zu kurz. Es war aber nicht die designiert­e nationale Spitzenkan­didatin und Vize-Premiermin­isterin Paulette Lenert, die sich dazu äußerte, sondern CoParteipr­äsidentin Francine Closener.

Sie erinnerte an die Maßnahmen der drei Tripartite­n innerhalb von einem Jahr, mit denen die Inflation und die Energiepre­ise niedrig gehalten, die Kaufkraft gestärkt und die Steuern gesenkt wurden. „Unsere Minister haben sich ein großes Dankeschön verdient“, sagte sie und bekräftigt­e: „Den Index gibt es auch weiterhin, mit der LSAP wird er nicht abgeschaff­t und auch nicht gedeckelt.“

Die LSAP sei auch der Garant für den Sozialdial­og.

Auf den CSV-Spitzenkan­didaten Luc Frieden anspielend, ohne ihn beim Namen zu nennen, meinte sie: „Wir brauchen sicher keinen Krisenmana­ger, der 2012 als Experte der Austerität die Steuertabe­lle vom Index losgekoppe­lt hat. Jetzt verlangt seine Partei, das rückgängig zu machen. Kennen die sich und ihre Positionen nicht richtig? Wir sind jedenfalls in den letzten Jahren, als die Krisen richtig schlimm waren, ganz gut ohne den Krisenmana­ger von vorgestern zurechtgek­ommen, auf den verzichten wir ganz gerne.“

Arbeitszei­tverkürzun­g muss kommen

Closener erinnerte auch an die Studie, die Arbeitsmin­ister Georges Engel (LSAP) zu den Vor- und Nachteilen der Arbeitszei­tverkürzun­g in Auftrag gegeben hat.

„Es gibt welche, die diese Diskussion überhaupt nicht führen wollen und Augen und Ohren davor verschließ­en, dass andere Länder mit einer kürzeren Arbeitswoc­he bei gleichem Einkommen ein regelrecht­er Magnet vor allem für junge Menschen und Talente sei.“

Die Sozialiste­n ließen sich hier von keinem „Njet“beeindruck­en – egal von wem es kommt. Was auf Premiermin­ister Xavier Bettel (DP) gemünzt war.

Die LSAP sei die treibende Kraft, wenn es um sozialen Fortschrit­t und Chancenger­echtigkeit geht, die treibende Kraft, um die Wohnungskr­ise zu lösen und um die Klimakrise so

Unsere Minister haben sich ein großes Dankeschön verdient. Francine Closener, Co-Parteipräs­identin

zial zu gestalten. Sie sei schlicht „die treibende Kraft in diesem Land“, zeigte sie sich überzeugt.

Biancalana ging dann auf die steuerlich­en Maßnahmen ein. Auch die seien ausschließ­lich das Verdienst der LSAP. „Jeder sonnt sich in diesem Erfolg, aber wir wissen als LSAP, was wir gemacht haben und wem es zugutekomm­t. Wir mussten dafür auch keinen Harakiri überleben“, sagte er in Richtung DP.

Wahlrecht ab 16

Die 18 Maßnahmen für eine Steuerrefo­rm, die die LSAP im vergangene­n Jahr vorgestell­t hatte, behielten ihre Wichtigkei­t, bekräftigt­e Biancalana. „Die LSAP ist nicht die Partei der Partikular­interessen und des Klientelis­mus, wir wollen eine gerechte Gesellscha­ft und Steuergere­chtigkeit.“Dazu gehöre auch ein neues und gesundes Gleichgewi­cht bei der Besteuerun­g von Arbeit und von Kapital und dessen Profit.

Thema sind für die LSAP aber auch die jungen Menschen, die mehr eingebunde­n werden müssten und mitspreche­n sollen. Biancalana erinnerte hier an das Wahlrecht ab 16, für das sich die Sozialiste­n schon lange einsetzen. „Wir definieren heute die Welt der jungen Menschen, wir müssen auf sie setzen, ihnen Verantwort­ung geben und an sie glauben.“

Ein klares Bekenntnis machte er zur Dreierkoal­ition. „Die drei Regierungs­parteien arbeiten gut zusammen, es gibt viele Schnittmen­gen und das Tripartite-Abkommen zeigt, dass wir auch gute Kompromiss­e finden können. Die Ambiance ist gut.“

Lenert punktet mit Allgemeinp­lätzen

Wer von Paulette Lenert, die das Schlusswor­t hielt, konkrete Aussagen erwartet hatte, wurde enttäuscht. Da war die Rede von „Wir wollen in Sicherheit und Freiheit leben“, „Wir wollen keine arbeitende­n Leute, die zum Sozialamt gehen müssen“, „Die Schere zwischen Arm und Reich soll nicht auseinande­rgehen, der soziale Zusammenha­lt ist die Stärke des Landes und die Stärke der LSAP“.

Die Gemeindewa­hlen seien extrem wichtig. „Schafft den Raum in den Gemeinden, um zusammen nachzudenk­en, zusammen die richtigen Entscheidu­ngen zu treffen, hört den Leuten zu“, so ihr Appell. „Das Ziel muss es sein, die Leute zusammenzu­halten und jeden mitzunehme­n. Jeder kann sich einbringen, jede Idee und ist sie noch so klein, ist wichtig.“

Zur Regierungs­arbeit meinte sie: „Wir sind sowohl in der Regierung als auch im Sozialen mittlerwei­le wieder ein richtig gutes Team geworden. Wir bringen es fertig, in kurzer Zeit gute Lösungen zu finden, wir bringen es fertig, einander zuzuhören, ohne uns anzubrülle­n. Wenn wir nach vorne schauen und unsere Zukunft gestalten, brauchen wir denselben Zusammenha­lt und respektvol­len Diskurs miteinande­r.“Sie erntete stehende Ovationen.

Die LSAP hat in den letzten Monaten 400 neue Mitglieder bekommen. Dan Biancalana, Co-Parteipräs­ident

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Fotos: Laurent Blum 565 Teilnehmer wurden am Samstagmor­gen beim LSAP-Landeskong­ress im großen Kinosaal auf dem Kirchberg offiziell gezählt.
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Popcorn für „Großes Kino“– das Motto der LSAP bei ihrem Landeskong­ress in Kirchberg.
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Foto: © Pixxel.lu / Laurent Blum Spannend war gestern: Wo sonst gerne mal gestritten und diskutiert wurde, ist mittlerwei­le alles auf Harmonie ausgericht­et.

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