Amazon macht 50 Milliarden Euro Umsatz, zahlt aber keine Steuern
Der E-Commerce-Riese verbucht Verluste in Luxemburg und zahlt 2022 keine Steuern
Die in Luxemburg ansässige Europazentrale des Konzerns Amazon EU Sarl verzeichnete laut Geschäftsbericht 2022 einen Verlust von über 3,3 Milliarden Euro und erhält eine Steuergutschrift von 937 Millionen Euro. Es ist das fünfte Jahr in Folge, dass die in Luxemburg ansässige Einheit einen Verlust ausweist. Es verzeichnete Verluste von 1,2 Milliarden Euro in den Jahren 2021 und 2020. Amazon meldete ebenso Verluste von 700 Millionen Euro im Jahr 2019 und 260 Millionen Euro im Jahr 2018.
Amazon EU Sarl umfasst dabei die Aktivitäten im E-Commerce-Bereich und nicht etwa das CloudComputing-Geschäft. „Die Körperschaftssteuer basiert auf Gewinnen, nicht auf Einnahmen, und letztes Jahr machte Amazon EU Sarl einen Verlust, da die Kosten stiegen und wir in die Infrastruktur in ganz Europa investierten – seit 2010 haben wir jetzt mehr als 142 Milliarden Euro investiert“, schreibt ein Unternehmenssprecher auf Anfrage. „Amazon EU Sarl hat Niederlassungen gegründet in jedem der großen Länder, in denen wir in ganz Europa tätig sind, und Umsätze, Gewinne und Steuern werden erfasst und direkt an die lokalen Steuerbehörden in diesen Ländern gemeldet. Europaweit zahlen wir Körperschaftssteuer in Höhe von mehreren hundert Millionen Euro. Wir betreiben dieses europaweite Geschäft von unserem Hauptsitz in Luxemburg aus“, so das Statement.
Verschiedene Experten vermuten aber, dass solche Verluste systematisch erzeugt und genutzt werden, um die globale Steuerlast des Unternehmens zu verringern. So hatten Wissenschaftler von der City University London 2021 in einer Studie versucht, nachzuzeichnen, wie das weltweite Modell zur Steueroptimierung des Konzerns funktioniert.
Dreh- und Angelpunkt dieses weltweiten Systems sind nach Auffassung der Forscher die Luxemburger Niederlassungen des Konzerns. „Die Schlussfolgerung dieser Studie ist, dass Luxemburg im Zentrum des Amazon-Systems global koordinierter Verluste steht, das gleichzeitig auch nicht zurückgeführte Gewinne generiert“, schrieben die Autoren. „Dies wird durch die Beobachtung gestützt, dass die luxemburgischen Niederlassungen unerklärlicherweise etwa 75 Prozent aller internationalen Umsätze von Amazon ausmachen.“
Der Konzern wies die Ergebnisse der Studie damals zurück. Auf Nachfrage schrieb Amazon, der Bericht liefere „eine ungenaue Darstellung grundlegender Bestimmungen der US-amerikanischen und internationalen Steuergesetze“. Weiter hieß es damals, Amazon halte alle US-amerikanischen und internationalen Steuergesetze und Finanzbuchhaltungsvorschriften ein.