Luxemburger Wort

Ulla Kock am Brink: „Ich habe einen harten Humor“

Die Moderatori­n über die Neuauflage ihrer Gameshow, Entwicklun­gen in der TV-Branche und was sie Jürgen von der Lippe zu verdanken hat

- Interview: Martin Weber

In den 1990er-Jahren war Ulla Kock am Brink eine der gefragtest­en Moderatori­nnen des deutschen Fernsehens, dann wurde es jahrelang still um sie. Von 2010 bis 2012 feierte sie mit den ersten drei Staffeln von „Die perfekte Minute“ihr Comeback. Nun wird die Spielshow neu aufgelegt: Sat.1 zeigt ab dem 13. März montags bis freitags im Vorabendpr­ogramm neue Folgen der Sendung, in der Kandidaten innerhalb von 60 Sekunden scheinbar unmögliche Partyspiel­e meistern müssen.

Ulla Kock am Brink, vor Kurzem haben Sie bei RTL die „100.000 Mark-Show“wiederbele­bt, jetzt folgt bei Sat.1 eine Neuauflage von „Die perfekte Minute“. Sind Sie so etwas wie die Comeback-Queen des deutschen Fernsehens?

Von außen betrachtet mag das vielleicht so wirken. Ich glaube, dass ich mit der „100.000 Mark-Show“darauf aufmerksam gemacht habe, dass auch Frauen über 50 durchaus in der Lage sind, sehr frisch und kraftvoll durch Sendungen zu führen.

Also sind Sie der lebende Gegenbewei­s für die These, dass Frauen ab 40 kein Land mehr im Fernsehen sehen?

Gegenbewei­s würde ich nicht sagen, ich würde es eher als einen Anfang begreifen. Dass Frauen Ü50 keinen Platz mehr in der Fernsehunt­erhaltung haben sollen, ist doch wirklich eine Schande. Deshalb plädiere ich dafür, diese überkommen­en Denkmuster und Schubladen endlich mal aufzureiße­n.

War’s früher einfacher, als junge Moderatori­n?

Ja, das war es. Jugend ist in unserem Kulturkrei­s das A und O, und daher war es als junger Mensch einfacher. Aber es ändert sich was, die alten Denkstrukt­uren

Laut meinem Team war ich von Sekunde eins drin. Die haben regelrecht mit den Ohren geschlacke­rt.

werden aufgebroch­en – und wenn ich ein Teil davon bin, indem ich mit meinen 61 Jahren präsent im Fernsehen bin, dann ist das ein Beginn. Ich stoße da auf sehr offene Ohren, auch bei meinen Kandidatin­nen und Kandidaten in „Die perfekte Minute“.

Wie hat es sich denn angefühlt, die Show nach gut zehn Jahren Pause wieder zu moderieren?

Laut meinem Team war ich von Sekunde eins wieder voll drin. Die haben regelrecht mit den Ohren geschlacke­rt und gesagt: „Du weißt ja noch alles.“(lacht) Klar, vieles ist auch neu an der Sendung, wir haben sie erheblich verschlank­t und ganz schön aufgeräumt in der Show. Sie ist wesentlich schneller als früher.

Also ist Moderieren wie Fahrrad fahren – einmal gelernt und immer wieder abrufbar?

Genauso ist es. Man muss nur wissen, was man nicht kann. Eine Polit-Talkshow zum Beispiel würde ich mir nicht zutrauen.

Wie finden Sie den Trend zu Retroshows?

Den finde ich nachvollzi­ehbar, weil wir in unsicheren, von Krieg und Gewalt geprägten Zeiten leben. Da haben viele Menschen Sehnsucht nach Wohlfühlmo­menten und einer gewissen Geborgenhe­it, die ihnen solche Shows vermitteln – das erinnert sie an Zeiten, in denen sie jünger waren und vielleicht noch unbelastet­er gelebt haben.

„Die perfekte Minute“läuft montags bis freitags. Wie viele Aufzeichnu­ngen schaffen Sie denn am Tag?

Wir schaffen drei Shows an einem Aufzeichnu­ngstag, das sind elf, zwölf Stunden Arbeit. Ich muss mich dreimal umziehen und lerne an einem solchen Tag neun

Zur Person

Die Moderatori­n wurde 1961 als Ursula Eva Maria Kock am Brink in Mülheim an der Ruhr geboren, studierte nach dem Abitur auf Lehramt in Bonn und jobbte nebenher beim WDR, wo Jürgen von der Lippe ihr Showtalent erkannte. In den 1990er-Jahren moderierte sie zahlreiche Gameshows, darunter „Verzeih mir“und „Glücksritt­er“bei RTL. Ulla Kock am Brink ist in dritter Ehe mit einem Rechtsanwa­lt verheirate­t, mit dem sie auf Sylt lebt.

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Foto: Getty Images Ulla Kock am Brink kehrt mit der Spielshow „Die perfekte Minute“zurück ins Vorabendpr­ogramm.

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