Luxemburger Wort

„De Botter huelen, ouni en ze bezuelen“

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Ich entdeckte letzten Samstag im Luxemburge­r Wort die konfusen Vorstellun­gen der Frau Oberweis über die Mieten. Zuletzt war ich beruhigt und sogleich froh, als ich am Artikelend­e anlangte. Ein freudetrun­kenes Prosit auf unser aller Gemeinwohl!

Die Kritiken der Autorin treffen hauptsächl­ich die Vermieter. Sie sind ein Appell an ihr Gewissen, doch endlich die Mietabzock­en einzustell­en und den Mietern das wiedergutz­umachen, das sie ihnen längst aus der Tasche gezogen haben, natürlich ganz im Sinne eines ernstliche­n Gemeinwohl­s.

Ob es nun angemessen ist, wenn die Wohnungspo­litik sich restlos am Wohl der Menschen orientiert oder doch aber am Nutzungswe­rt der Wohnung, sei fürs erste dahingeste­llt.

Als Abgeordnet­e müsste die Autorin gleichwohl die relevanten Inhalte der Gesetze kennen und nicht einfach so mit ideologisc­hen Scheuklapp­en durch die Mietlandsc­haft brettern. Als legale Verfügung für sämtliche Preisbildu­ngen gilt seit 2011: „Preise für Waren, Produkte und Dienstleis­tungen werden durch den Wettbewerb frei bestimmt.“Ausnahmen gibt es natürlich haufenweis­e, jedoch sind ihre Kriterien eng gefasst. Das verbessert­e Preisgeset­z von 2022 trat erst zum 1. Januar 2023 in Kraft.

Aufgrund dessen ist es durchaus nicht der Koxsche Gesetzesen­twurf, der einer ideologisc­hen Verwirrung unterliegt und gehörig aus der Reihe tanzt. Herrn Kox kann man lediglich vorwerfen, zu verständni­svoll zu sein, einen „deus ex machina“auftreiben zu wollen. Genauso sind es auch nicht die Vermieter, die provoziere­nd in den freien Markt drängen, denn sie sind alle bereits mittendrin, genauso wie sämtliche Verbrauche­r, sämtliche Anbieter und sogar auch die Autorin selber. Den toxischen freien Markt reguliert man allerdings nicht, indem man die Mieten gesondert reduziert.

Unter den polemische­n Aufzählung­en der Ursachen der Wohnkrise der Frau Oberweis vermisse ich dringlichs­t einen der zentralen Faktoren: die ethische Grundhaltu­ng der Politik. Georges Simon,

Käerch

Dies ist eine Reaktion zum „Analyse & Meinung“-Artikel „Vouloir le beurre et l’argent du beurre“vom 4. März 2023.

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Foto: Getty Images

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