Krieg und Rufmord
Wieso kann man nicht auch in einem militärischen Konflikt, der emotionalisiert und polarisiert, mit fairen Mitteln debattieren?
Im LW vom 25. Februar werde ich gleich zweimal auf grobe und böswillige Art attackiert. N. Wirth stellt mich in einem Leserbrief u.a. als ,,bezahlter Agent Moskaus“dar, ohne den geringsten Beweis für diese gravierende Anschuldigung zu liefern. Schon das vierte Mal binnen relativ kurzer Zeit fällt er im LW über mich her. Er spielt sich als eine Art Oberinquisitor auf und behauptet dreist, ich habe nicht dementiert, von Russland Geld für das, was ich über den Ukraine-Konflikt schreibe und was er „Propaganda“nennt, zu erhalten. Was er darbringt ist übelste Verleumdung und Ehrabschneidung und ich frage mich, was etwa der Presserat zu diesen Methoden, die im Übrigen an unselige Zeiten und Regime erinnern, zu sagen hat.
In seinem Beitrag in „Analyse & Meinung“unterstellt H. Contier Menschen wie mir, zu denen zu gehören, die hoffen, von einem „Sieg“Putins zu profitieren und etwas von der „Beute“zu erhalten.
Ich fühle mich durch diese gehässigen und unflätigen Anwürfe besudelt. Die Vorgehensweise mag einer allgemeinen gesellschaftlichen Verlotterung und intellektuellen Verwahrlosung entspringen, was für mich aber nur ein schwacher Trost sein kann. Es scheint, dass kritische und damit unliebsame Stimmen, die sich bemühen, die internationale Politik auf eine nuancierte und möglichst sachliche Weise zu untersuchen, von ideologischen Haudraufs eingeschüchtert und zum Schweigen gebracht werden sollen. Dabei müsste eigentlich auch in Leserbriefen und andern freien Beiträgen ein Minimum an Zivilität und Anstand gewahrt werden.
Ich bin entsetzt über das Ausmaß an Unredlichkeit der beiden Autoren und empfinde ihre grotesken Beschuldigungen als geistigen Terror. Wieso kann man nicht auch in einem militärischen Konflikt, der natürlich emotionalisiert und polarisiert, mit fairen Mitteln debattieren, statt mit Verdächtigungen, Verzerrungen und Verleumdungen aufzuwarten? Im Übrigen sollten Zeitungen nicht dazu dienen, private Rachefeldzüge zu führen, sondern sie sollten möglichst objektiv informieren und dazu beitragen, dass die Leser sich ihre eigene Meinung bilden können.
Im Grunde genommen habe ich nur Argumente vorgebracht, die jeder ernst zu nehmende unabhängige, unvoreingenommene Experte teilen kann, zudem auf Versäumnisse westlicher Politik hingewiesen, auf die Gefahren einer Eskalation bis an den Rand einer nuklearen Konfrontation und sogar darüber hinaus und auf die Notwendigkeit, in Europa wieder zu einem mehr oder weniger zivilisierten Zusammensein zurückzufinden.
Wie sich vor einigen Tagen herausgestellt hat, wird durch diese hasserfüllten Entgleisungen nicht nur meine moralische, sondern auch meine körperliche Integrität bedroht. Um zumindest meine Ehre wiederherzustellen bin ich entschlossen, sämtliche mir zur Verfügung stehenden nationalen wie, gegebenenfalls, europäischen Rechtsmittel auszuschöpfen.
Armand Clesse
Eschdorf