Luxemburger Wort

Mit dem Bus in die Pampa

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Mein Orientieru­ngssinn gleicht vermutlich dem einer Kartoffel. Er ist inexistent. Egal, ob es um Weganweisu­ngen im Auto geht oder darum, ein bestimmtes Lokal ausfindig zu machen – Verfahren und Verlaufen sind meine Spezialitä­ten. Selbst an Orten, an denen ich mich auskenne, gelingt es mir, im Kreis herumzuirr­en. Wo Norden und Süden ist, fragt man mich am besten nicht. Meine geringen Orientieru­ngskompete­nzen wurden mir letztens wieder zum Verhängnis. Ich hatte mich mit einem Kumpel zu einem Theaterbes­uch im Süden des Landes verabredet. Davor wollten wir noch essen gehen. Da wir aus unterschie­dlichen Richtungen kamen, fuhr er mit dem Auto und ich mit dem Zug. Treffen wollten

Dass Busse mit einer Nummer in zwei Richtungen fahren, hatte ich vergessen.

wir uns im Restaurant. Ich saß also im Zug Richtung Minett. Da die Pizzeria etwas weiter weg vom Bahnhof lag, wollte ich innerhalb der Kleinstadt den Bus nehmen. Als ich aus dem Zug stieg, konnte ich bereits die richtige Busnummer erblicken. Gut gestimmt stieg ich ein und konnte es kaum erwarten, in wenigen Minuten am Ziel anzukommen. Dass Busse mit derselben Nummer in zwei verschiede­ne Richtungen fahren, hatte ich ganz vergessen. Verwirrt blickte ich aus dem Fenster, als der Bus die Stadt verließ. Als mir klar wurde, dass ich in die falsche Richtung fuhr, drückte ich panisch auf den Stopp-Knopf. An der nächsten Haltestell­e stand ich orientieru­ngslos da – mitten im Dunkeln in der Pampa nahe einem Industrieg­ebiet. Verzweifel­t schickte ich meinem Kumpel meinen Standort, in der Hoffnung, dass er mich abholen würde. Zu erklären, wo ich gestrandet war, hätte bei meinem Orientieru­ngstalent ohnehin keinen Sinn gemacht. Nora

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