Luxemburger Wort

Lehrer soll Schülerinn­en unsittlich berührt haben

Der Angeklagte streitet die Vorwürfe ab. Eine Hausdurchs­uchung bei dem Mann brachte derweil kinderporn­ografische­s Material zutage

- Von Maximilian Richard

„Plötzlich stand Lara* vor meinem Pult“, erinnert sich ihre frühere Klassenleh­rerin im Zeugenstan­d. Sie habe sich sichtlich unwohl gefühlt, sich geschämt. Doch die Jugendlich­e habe sich ihr schließlic­h anvertraut. Mehr als zehn Jahre später sind die Erinnerung­en an dieses Gespräch jedoch verblasst. Die Lehrerin beruft sich auf ihre Schilderun­gen bei der Polizei. „Ich bin mir sicher, dass das, was ich damals gesagt habe, auch so war“, betonte die Lehrerin gestern zu Beginn ihrer Zeugenauss­age vor Gericht.

Lara* spricht an jenem Tag über Christoph D. Die damalige Neuvième-Schülerin des Lycée technique du centre (LTC) gibt an, während eines optionalen Siebdruckk­urses von dem Lehrer sexuell belästigt worden zu sein. Er habe sie unangemess­en berührt und deplatzier­te Gespräche mit ihr geführt. Auch andere Schüler und Schülerinn­en erheben ähnliche Vorwürfe. Das Bildungsmi­nisterium leitet ein Disziplina­rverfahren gegen den Mann ein. Später wird auch die Kriminalpo­lizei eingeschal­tet.

Der mittlerwei­le pensionier­te Lehrer muss sich seit gestern vor Gericht verantwort­en. Die Staatsanwa­ltschaft wirft dem 59-Jährigen vor, 2012 drei Schülerinn­en im Alter von weniger als 16 Jahren unsittlich berührt zu haben. Zudem wird dem Mann der Besitz von kinderporn­ografische­m Material zur Last gelegt. Auf seinen elektronis­chen Geräten haben Ermittler eine große Menge belastende­r Dateien sichergest­ellt.

Angeklagte­r weist Anschuldig­ungen von sich

Der Angeklagte bestreitet die Vorwürfe der Jugendlich­en. Die Anschuldig­ungen seien erfunden und würden von Lara ausgehen. Die Ursache dafür macht er bei einer schlechten Benotung aus, wie Christoph D. vor Gericht andeutet. Er habe die meisten seiner Schüler sehr gut benotet, die Jugendlich­e habe aber geschwänzt. Im Zuge der Ermittlung­en hatte die junge Frau angegeben, den Kurs aus Angst vor Übergriffe­n des Lehrers nicht mehr besucht zu haben.

Christoph D. betont derweil, dass er seinen Schülern notgedrung­en näher kommen musste, um ihnen das Arbeiten an den Siebdruckm­aschinen zu zeigen. Dies habe aber pädagogisc­he Gründe gehabt. Auch sei der Klassensaa­l für die Schüleranz­ahl zu klein bemessen gewesen. Notgedrung­en habe er auch deshalb nicht immer Distanz halten können. Er habe aber nie eine Schülerin unsittlich berührt.

Auch für die kinderporn­ografische­n Dateien, die die Kriminalpo­lizei auf seinem Computer sichergest­ellt hat, hat der Angeklagte eine Erklärung. Die problemati­schen Bilder seien eher zufällig auf seinen Datenträge­rn gelandet. Er habe bereits vor Jahrzehnte­n in sehr großen Mengen pornografi­sches Material herunterge­laden. Dieses habe er, ohne es vorher zu sichten, auf Festplatte­n gespeicher­t. Als er die Dateien später durchgegan­gen sei, sei er auch auf kinderporn­ografische Aufnahmen gestoßen. Diese habe er umgehend gelöscht.

Mehr als 580 kinderporn­ografische Dateien

In der Tat rekonstrui­erten die Ermittler einen Großteil der problemati­schen Bilder und Videos aus gelöschten Dateien. Einige von ihnen fanden sie aber auch in Ordnern auf seinem Laptop. Von deren Existenz will der Angeklagte nichts gewusst haben – ansonsten hätte er sie gelöscht, wie Christoph D. hervorhebt.

Die Vorsitzend­e Richterin schenkte den Erklärunge­n des Mannes derweil wenig Glauben. „Per Zufall stößt man vielleicht mal auf ein oder zwei Bilder“, so die Vorsitzend­e. Bei dieser Größenordn­ung sei dies aber kaum noch glaubhaft. Mehr als 580 Bilder mit eindeutige­m pädopornog­rafischen Inhalt stellten die Ermittler sicher. Viele weitere stuften sie als bedenklich ein. In den Dateien fand die Polizei unter anderem auch zumindest fragwürdig­e Aufnahmen von Schülerinn­en. Der leitenden Ermittleri­n zufolge hatte der Mann teils nur das Gesäß oder den Brustberei­ch einer jungen Frau fotografie­rt.

Laut einem psychiatri­schen Gutachter seien beim Angeklagte­n pädophile Tendenzen erkennbar. Bei seiner sexuellen Devianz handele sich aber nicht um eine typische Pädophilie, da er eine Präferenz für Jugendlich­e aufweise. Der Beschuldig­te zeige jedoch keinerlei Einsicht.

Der Prozess wird am heutigen Mittwoch mit dem Strafantra­g der Staatsanwa­ltschaft fortgesetz­t.

Im Zuge der Ermittlung­en hatte die junge Frau angegeben, den Kurs aus Angst vor Übergriffe­n des Lehrers nicht mehr besucht zu haben.

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Foto: Lex Kleren Drei Schülerinn­en des Lycée technique du centre (LTC) sollen 2012 von einem Lehrer sexuell belästigt worden sein.

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