Luxemburger Wort

Idylle, Action oder beides?

Meeresange­ln in Norwegen: für Anfänger und Vollprofis Die Tautropfen bringen die saftige Wiese an den Ufern der Mosel in den frühen Morgenstun­den zum Glitzern. Noch versteckt sich die Sonne hinter dem dichten Laub der umstehende­n Pappeln, doch in nur weni

- V o n N a t h a l i e B u r g ( T e x t & F o t o s )

Momente wie dieser zählen zu meinen schönsten Kindheitse­rinnerunge­n. Als wäre es gerade erst gestern gewesen, sehe ich mich noch auf einem Campingstu­hl zwischen meinem Großvater und meinem Onkel sitzen, meine erste Angel in den Händen, auf ein Zappeln, ein Ziehen oder nur ein leichtes Zupfen wartend.

Heimische Idylle

So ein Angelausfl­ug kann für Kinder zur regelrecht­en Geduldspro­be werden. Denn manchmal können Stunden vergehen, ehe sich ein Fisch dazu bereit erklärt, anzubeißen. Aber, wie könnte es auch anders sein, spätestens in dem Moment, in dem man seine Aufmerksam­keit dem von der Oma mit viel Liebe zubereitet­en Sandwich zuwendet, fällt einem auf, dass der Schwimmer längst in die Untiefen des Flusses versunken ist. Eine Entscheidu­ng muss gefällt werden: gibt man sich nun seinen Gelüsten hin und beißt in das üppig belegte Brötchen oder rettet man doch lieber schnell die Angelrute, die riskiert, jeden Moment ins Wasser gezogen zu werden? In meinem Fall waren die Reflexe meiner beiden Begleiter meist ausgeprägt­er und der Fisch schneller aus dem Wasser als ich meinen Snack wieder in der Kühltasche verstauen konnte.

Norwegisch­e Action

Auch wenn wir stets gemütliche Tage an „iiser Musel“verbrachte­n, so waren uns Ukelei, Forelle und Rotfeder irgendwann dann doch zu wenig – weshalb es seither fast jährlich in den Angelurlau­b nach Norwegen geht. Und hier bleibt kaum Zeit, auch nur einen Gedanken an das leckere Sandwich der Oma zu verlieren! Dank spezieller Angelmonta­gen, die mit drei Ködern ausgestatt­et sind, kommt es hier nicht selten vor, dass auch drei Fische gleichzeit­ig anbeißen! Und wer drei Dorsche von jeweils etwa 40 cm Länge aus über 50 Metern Tiefe an die Wasserober­fläche befördern möchte, der kann schon mal ins Schwitzen geraten!

Norwegen ist das Anglerpara­dies par excellence. Besonders in den Fjorden zwischen Romsdalsfj­ord und den Lofoten sammeln sich die Fischpopul­ationen der Nord- und Südregione­n – darunter Dorsch, Seelachs, Flunder, Rotbarsch u.v.m. – und garantiere­n eine reiche Beute. Da Motorboote bis 25 PS hier auch von Personen ohne Führersche­in gefahren werden dürfen, bietet das Land auch Anfängern einen leichten Zugang zu der beliebten Freizeitak­tivität.

Unterwasse­rberge, Sandbänke, lange Gräben: die Untiefen vor der Küste und in den weiten Fjorden der Region sind so vielseitig wie die Natur an ihrer Oberfläche – aber auch tückisch! Auf ihre Kosten gehen jährlich zahlreiche Bootsschra­uben, die den Felsen zu nahe kommen und Angelmontu­ren, die sich am Grund des Meeres verhaken oder von den scharfen Kanten des felsigen Gesteins vom Nylonfaden abgetrennt werden. Hier ist also äußerste Vorsicht geboten!

Anders als an Fluss oder See nutzt man beim Meeresange­ln keinen Schwimmer als Bissanzeig­e. Bei Wellengang wäre dieser ungefähr so nützlich wie ein Sandkasten in der Wüste. Durch das vergleichs­weise schwere Gewicht am Ende der Schnur entsteht eine gewisse Spannung. Ist ein Fisch am Köder „zugange“, so äußert sich dies durch ein Zittern der Angelspitz­e. Spätestens aber wenn er versucht, mit seiner Beute die Flucht einzuschla­gen, bemerkt dann auch der Laie, dass nun Kurbeln angesagt ist – und ist sich unschlüssi­g darüber, ob er denn nun auf drei oder „nur“einen Fisch hoffen soll.

Magische Momente

Zahlreiche norwegisch­e Ferienanla­gen haben sich in den letzten Jahren auf die große Nachfrage hin auf Angelreise­n spezialisi­ert und verfügen meist, neben einem eigenen Bootsverle­ih, über die nötige Ausstattun­g, die Fische auszunehme­n, zu lagern und zuzubereit­en. Aber die meist etwas abseits, dafür direkt am Wasser gelegenen Anlagen lassen nicht nur Anglerherz­en höherschla­gen. Die Region ist so weitläufig, dass man hier nur selten anderen Touristen begegnet.

Beim Schippern durch die magischen Fjordlands­chaften kann es schon mal vorkommen, dass man einem Adler, einem Seehund oder sogar einem Wal begegnet. Aber auch an Land kommen Abenteurer nicht zu kurz. Die Region ist bekannt für seine riesige Rotwildpop­ulation und wer das Wandern liebt, der wird nicht selten mit glitzernde­n Seen und tosenden Wasserfäll­en belohnt!

 ?? ?? Etwas größer als eine Mosel-Forelle: Seelachs, Dorsch, Flunder und Rotbarsch nennen die Gewässer rund um die norwegisch­en Fjorde ihr Zuhause.
Etwas größer als eine Mosel-Forelle: Seelachs, Dorsch, Flunder und Rotbarsch nennen die Gewässer rund um die norwegisch­en Fjorde ihr Zuhause.
 ?? ?? Inmitten der norwegisch­en Fjorde ist Angeln doch gleich viel spannender.
Inmitten der norwegisch­en Fjorde ist Angeln doch gleich viel spannender.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg