Luxemburger Wort

Die Rentiere haben den Standort der Brücke selbst ausgewählt

Der Straßenver­kehr macht den Paarhufern in Skandinavi­en schwer zu schaffen. Ein Renodukt über Schwedens größter Autobahn soll den Fortbestan­d der Hirschart sichern

- Von Frederik Wember

Einmal im Jahr macht sich der Weihnachts­mann auf den Weg, um allen physikalis­chen Grenzen zum Trotz binnen weniger Stunden Menschen rund um den Planeten zu beschenken. Möglich ist ihm das nur dank seiner Rentiere, die den fliegenden Schlitten durch die Lüfte ziehen.

So schön diese Vorstellun­g ist, so traurig ist oft die Realität der Paarhufer und anderer Wildtiere: Laut einer Studie von 2020 sterben jährlich etwa 30 Millionen Säugetiere und sogar 200 Millionen Vögel auf Europas Straßen. Dazu kommen Insekten, Reptilien und Amphibien.

In Skandinavi­en kommt es besonders häufig zu Autounfäll­en mit Hirschen – darunter auch Rentiere. Sie migrieren jedes Jahr, mit der Unterstütz­ung sogenannte­r Sami-Hirten, und kreuzen dabei auch Straßen. Das Problem: Durch den Klimawande­l regnet es im Winter zusehends, statt zu schneien. Gefriert der nasse Boden später, kommen die Rentiere nicht mehr durch die Eisdecke an ihre Nahrung. Daher sind sie auf ein möglichst großes Areal angewiesen, das jedoch von Straßen begrenzt wird – und diese werden nur während der Migration und auch nicht ständig gesperrt. Dadurch sieht Rentierexp­erte Per Sandström von der Schwedisch­en Universitä­t für Agrarwisse­nschaften in weiterer Folge auch die Zucht der Paarhufer als Grundlage des Lebensunte­rhalts in Gefahr.

Eine ganz besondere Brücke

Über die E4, Schwedens größte Autobahn, wurde deshalb jüngst eine Rentierbrü­cke, ein Renodukt, gebaut. „Ich bin sehr stolz auf diese Brücke“, sagt Tobias Jönsson. Er ist Rentierhir­te und war am Bau der Brücke beteiligt. „Wir haben immer wieder Änderungsv­orschläge gemacht, und immer wieder wurde auf uns gehört.“Dabei herausgeko­mmen ist eine moderne, grüne Wildbrücke. Davon gibt es inzwischen viele in Europa, aber diese Brücke ist dennoch etwas Besonderes.

Sie wurde nicht am aus menschlich­er Sicht günstigste­n Standort erbaut – also dort, wo sie am wenigsten kostet –, sondern dort, wo sie den Tieren am besten dient. „Man könnte sagen, dass die Rentiere den Standort der Brücke ausgesucht haben“, sagt der ebenfalls beteiligte Rentierexp­erte Per Sandström schmunzeln­d.

An der besagten Stelle verläuft ein Wildpfad, den sich Rentiere über Generation­en hinweg gebahnt haben – eine Rentierstr­aße mit langer Tradition, die irgendwann von der größten Autobahn Schwedens gekreuzt wurde. „Wir haben hier nicht nur den Wildpfad entdeckt, sondern auch eine hunderte Jahre alte Falle für Großwild. Die haben die damaligen Jäger sicher nicht aus Spaß an der Freude platziert, sondern weil es bereits damals hier etwas zu erlegen gab – Rentiere“, so Sandström.

Hilfe zur Selbsthilf­e

Noch konnte kein Rentier die Brücke betreten, denn in der Region herrscht einer der harscheste­n Winter seit 25 Jahren.

Wenn es aber so weit ist, wird Jönsson die Rentiere nach und nach darüber führen. „Ich werde zunächst nur wenige Tiere über die Brücke leiten, und dann von Mal zu Mal mehr. Sie sollen den Weg kennenlern­en und ihre Herdengeno­ssen in weiterer Folge mit über die Brücke führen. Dann werden sie sich an die Brücke erinnern und sie selbststän­dig nutzen.“

Im Sommer wollen Tobias Jönsson und Per Sandström das Bauwerk mit einem Picknick einweihen. Ihre Botschaft: „Solche Brücken sind wichtig, um Tieren freie Bewegung zu ermögliche­n. Wenn Renodukte oder andere Wildbrücke­n gebaut werden, sollte es nicht darum gehen, die für den Menschen angenehmst­e Lösung zu suchen – es geht um die Tiere. Daher muss für den Bau alles verfügbare Wissen genutzt werden.“Im Fall des Renodukts also durch die Verfolgung der Fußspuren der Rentiere und die Kooperatio­n mit ihren besten Fürspreche­rn, den Rentierhir­ten.

Grünbrücke­n in Luxemburg

Im Großherzog­tum stehen Wildunfäll­e an der Tagesordnu­ng: Die Luxemburge­r Polizei registrier­t pro Jahr meist über 1.000 solcher Vorfälle. Daher herrscht auch hier Handlungsb­edarf in Sachen Überquerun­gslösungen.

Die Anzahl an Wildbrücke­n liegt hierzuland­e aktuell bei fünf Exemplaren. An der A 1 und der A 7 befinden sich jeweils zwei. Die Fünfte verläuft über die A 3, befindet sich allerdings noch in Fertigstel­lung. Um noch weitere wichtige Wildkorrid­ore in Luxemburg miteinande­r zu verbinden, ist laut Umweltmini­sterium im neuen nationalen Naturschut­zplan der Bau sechs weiterer Wildbrücke­n vorgesehen.

Allein schon die Anreise ist spektakulä­r. „Unsere Flugzeit beträgt etwa 45 Minuten“, sagt Sam, der Pilot des Wasserflug­zeugs von Malé Richtung „Sun Siyam World“barfuß und in lässigen Shorts. Rasch wird klar, weshalb vorab Ohrenstöps­el verteilt wurden. Die Propeller machen einen Heidenlärm, doch der Blick nach unten macht das schon fast zur Nebensache. Die ringförmig­en Riffe sind von oben im türkisblau­en, glasklaren Wasser gut zu erkennen und immer wieder heben sich kleine Inseln mit ihren weißen Sandstränd­en wie Eidotter aus dem Wasser.

Willkommen auf den Malediven mit ihren 1.196 Inseln. Dort, wo schon allein das sanfte Rauschen der Wellen am Strand gestresste Städter im Nullkomman­ix relaxen lässt. Robinson-Crusoe-Feeling pur. Die wichtigste Regel hier: no news, no shoes – keine Nachrichte­n, keine Schuhe. Am besten, man lässt das Smartphone samt Ladegerät gleich Zuhause. Die Zeit vergeht buchstäbli­ch wie im Flug – und der Pilot startet mit der Landung. Schon von Weitem erkennt man den riesigen Wasserpark aus schwimmend­en weißen und roten Plastikins­eln, die von oben den Schriftzug „Siyam World“ergeben und dieses Fleckchen Erde zu einer völlig anderen Malediveni­nsel machen.

Wer bisher dachte, die Malediven seien nur etwas für Wellnessur­lauber oder Honeymoone­r, wird hier eines Besseren belehrt. Das im Oktober 2021 eröffnete All-Inclusive-Resort auf der Insel Dhigurah gleicht eher einem tropischen Wunderland. Neben dem größten Wasserpark im Indischen Ozean gibt es hier Adrenalin-Kicks für jeden Geschmack: von Hydrofoil-E-Bikes und einem Seabreache­r (ein Fun-Boot, das aussieht wie ein Mix aus Kampfjet, U-Boot und Hai und bis zu 100 km/h schnell werden kann) über ein Fußballfel­d mit Fifa-Standards bis hin zur ersten Resort-Pferde-Ranch der Malediven.

„Wir träumen groß“, erklärt Sarah Siyam, die Tochter des „Sun Siyam“-Gründers Ahmed Siyam Mohamed. Gemeinsam mit ihrem Mann ist sie verantwort­lich für die Ideen, die hier auf der Insel umgesetzt werden. Ihr nächster Plan? Eine Gokart-Bahn. Mit dem ursprüngli­chen Malediven-Vibe nach dem Motto „eine schlichte Hütte ohne Klimaanlag­e und einem mit Palmwedeln eingedeckt­en Dach“hat das nicht mehr viel zu tun. Aber es sind auch gut 50 Jahre vergangen, seit 1972 die erste Hotelinsel „Kurumba“eröffnet wurde.

Mit einem lauten Platscher landet das Wasserflug­zeug in der Lagune und gleitet mit einer riesigen Wasserfont­äne im türkisblau­en Meer aus. Am Steg steht schon das Empfangsko­mitee inklusive inseleigen­er Trommelgru­ppe, feuchten, nach Frangipani duftenden Handtücher­n und frischen Kokosnüsse­n bereit.

Menschenle­ere Strände und noch mehr Luxus

21 Unterkunft­skategorie­n gibt es auf der Insel – mit einer Wohnfläche von 89 bis 3.000 Quadratmet­ern. Von der üppigen Pool-Beach-Villa bis hin zur Overwater-Villa mit Wasserruts­chen. Von dort aus gleitet man ins glasklare Meer, wo man bereits von ein paar neugierige­n Clownfisch­en erwartet wird. Die Tierwelt im Meer ist beeindruck­end: Nachts tummeln

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Foto: Per Sandström Rentierexp­erte Per Sandström beim Begutachte­n der voranschre­itenden Bauarbeite­n im Laufe des Winters.
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Foto: Shuttersto­ck Im harmlosest­en Fall bringen migrierend­e Rentiere den Verkehr zum Erliegen, wenn sie keine Alternativ­e zum Überqueren der Fahrbahn haben.
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Auch beim Surfen wird vielerorts auf Nachhaltig­keit geachtet.
Fotos: Yvonne Walbrun Von Yvonne Walbrun Auch beim Surfen wird vielerorts auf Nachhaltig­keit geachtet.
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Näher kann man dem Meer kaum sein: Auf den Malediven – etwa in einem der „Sun Siyam“-Resorts – können Urlauber ihre Tage in edlen Unterkünft­en mitten im Ozean verbringen.

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