Wie eine silberne Brezel Luxemburg und Wien zusammenbringt
Eine österreichische Ateliergemeinschaft präsentiert am Wochenende Schmuckkreationen in einem Pop-up-Store in der Grand Rue
Eine „Bretzel“, wie sie derzeit tausendfach in Bäckereien und Supermärkten verkauft wird, hat nur eine kurze Lebensdauer. Sie wird bereits kurz nach dem Erwerb verspeist, meist innerhalb weniger Minuten. Die Gebäckstücke, die Heike Wanner aus der österreichischen Hauptstadt für das „Bretzelsonndeg“-Wochenende mit ins Großherzogtum bringt, werden jedoch wohl ein wenig länger erhalten bleiben.
Und das liegt nicht nur an ihrem Geschmack, der wenig mit Zucker und Mandeln gemein hat: Nein, die Brezeln, die die österreichische Künstlerin von diesem Freitag an drei Tage lang in einem Pop-upStore in der hauptstädtischen Grand Rue neben weiteren Kreationen präsentiert, sind Schmuckstücke – und damit für ein langes Leben vorgesehen.
Eine Brezel aus Silber ist auch der eigentliche Grund, warum Heike Wanner und ihre Kolleginnen vom Atelierkollektiv „Stoss im Himmel“, das nach der gleichnamigen Straße in der Wiener Innenstadt benannt ist, zu Gast im Großherzogtum sind. Genauer gesagt: als Teil von „Wien in Luxemburg 2023“, einer Reihe von kulturellen und gastronomischen Events und Angeboten, die von der österreichischen Botschaft und der Stadt Luxemburg ausgerichtet werden.
Sieben kreative Köpfe
Die gelernte Gold- und Silberschmiedin und Künstlerin hat sich Mitte der 1990erJahre selbstständig gemacht und ist von Anfang an, also seit 1996, Teil des Designkollektivs. Mittlerweile sind von den fünf Kreativen, die den Startschuss gaben, noch drei dabei – vier neue sind ebenfalls geblieben ... und nun Mitglieder der „Familie“, wie sie sagt. „Wir sind gemeinsam stark, können einiges ins Rollen bringen“, so Heike Wanner. „Wir veranstalten auch Ausstellungen und erreichen im Verbund viele Leute.“
Die Verbindung des Atelierkollektivs zu Luxemburg ist der 51-Jährigen zu verdanken, deren Schwester vor zwei Jahren ins Großherzogtum gezogen ist. Sie lernte in ihrer neuen Heimat die landestypischen „Bretzeln“und den dazugehörigen Brauch kennen und lieben ... und dieser erinnerte sie wiederum an ihre kreative Blutsverwandte, die selbst einmal Schmuckstücke in eben jener Form für eine Kundin angefertigt hat.
Eine Verbindung zur Botschaft der Alpenrepublik war durch die Exilösterreicherin schnell hergestellt und so kam es auch irgendwie zum Eventjahr „Wien in Luxemburg 2023“. Dabei hätte diese binationale Liaison schon viel früher entstehen können – und hat es auch irgendwie –, denn zu den Wiener Schmuckdesignerinnen, die am Wochenende in der Grand Rue unter der Hausnummer 43 anzutreffen sind, gehört auch ein heimisches Gewächs: Michelle Kraemer, die ursprünglich aus Bettendorf stammt.
Die Designerin, die es nach dem Studium in England und Italien an die Donau verschlagen hat, hat seit 14 Jahren im Atelier „Stoss im Himmel“ein Zuhause gefunden und versucht, wie ihre Kolleginnen, sowohl den individuellen Geschmack als auch den konventionellen, kommerziellen Markt zu bedienen. Sie stellt im gemeinsamen Showroom aus, wer den weiten Weg nach Wien jedoch scheut, findet einige ihrer Werke auch in der Galerie Orfèo in Luxemburg.
Ankommen in der großen, weiten Welt
Die 40-Jährige, die mittlerweile vor den Toren der Millionenstadt lebt, hat zunächst 3D-Design studiert und anschließend einen künstlerischen Schmuckstudiengang angehängt. Nach dem Übertritt in die „große, weite Welt“hat Michelle Kraemer dann eine gewisse Zeit gebraucht, um den richtigen Weg zu finden, auf dem sie sich aber jetzt äußerst trittsicher fühlt. Ganz kreativ oder gar konzeptionell kann sie nämlich auch weiterhin wirken.
Und, wie fühlt man sich so als Luxemburgerin in Wien – oder rund um Wien? Diese Frage beantwortet Michelle Kraemer mit einem Lachen: „Ich bin mit einem Österreicher verheiratet und fühle mich mittlerweile voll integriert.“Und die Sprache? Das klappe doch sicher problemlos. „Na ja“, gibt sie zu bedenken. „Es ist zwar Deutsch ... aber andererseits auch wieder nicht.“
Die Frage, inwieweit sich die Geschmäcker der österreichischen und luxemburgischen Kundschaft überschneiden oder gar unterscheiden, kann keine der beiden Designerinnen so wirklich beantworten. Die kreativen Gäste werden daher auch einen Querschnitt ihrer Werke in der Einkaufsstraße vorstellen – und natürlich auch ein paar Brezeln.
„Es ist ein altes Symbol, ein Zeichen der Liebe und der Verbindung“, fügt Heike Wanner abschließend hinzu. „Und das passt doch in dieser Zeit voller Unsicherheiten hervorragend zu einem Aufeinandertreffen zweier Städte.“Die Brezeln seien ein Symbol des Zusammenkommens – und das werde man an diesem Wochenende auf jeden Fall.
Es ist ein altes Symbol, ein Zeichen der Liebe und der Verbindung, und das passt doch in dieser Zeit voller Unsicherheiten zu einem Aufeinandertreffen zweier Städte. Heike Wanner
„Wir wollen eine Bewegung schaffen, die bereit ist, eine Kultur der Gleichstellung zu entwickeln“, zeigt sich Letsch ambitioniert.
In der nächsten Phase versuchen die Initiatoren und Initiatorinnen des Projektes, die Charta zu popularisieren. Aufgrund der lokalen Verankerung wird Mitte April zum Beispiel eine Informationsversammlung mit den Escher Sportvereinen stattfinden, aber auch zuvor wird bereits im Rahmen der Sportgala sowie durch ein Schreiben auf die Charta aufmerksam gemacht. Ziel ist es, möglichst viele Akteure und Akteurinnen zu mobilisieren. Somit soll das Projekt im Idealfall eine landesweite Dimension bekommen, denn alle Vereine, Verbände und Gemeinden, die sich für die
Wir wollen eine Bewegung schaffen, die bereit ist, eine Kultur der Gleichstellung zu entwickeln. Joëlle Letsch