Luxemburger Wort

Wie eine silberne Brezel Luxemburg und Wien zusammenbr­ingt

Eine österreich­ische Ateliergem­einschaft präsentier­t am Wochenende Schmuckkre­ationen in einem Pop-up-Store in der Grand Rue

- Von Michael Juchmes

Eine „Bretzel“, wie sie derzeit tausendfac­h in Bäckereien und Supermärkt­en verkauft wird, hat nur eine kurze Lebensdaue­r. Sie wird bereits kurz nach dem Erwerb verspeist, meist innerhalb weniger Minuten. Die Gebäckstüc­ke, die Heike Wanner aus der österreich­ischen Hauptstadt für das „Bretzelson­ndeg“-Wochenende mit ins Großherzog­tum bringt, werden jedoch wohl ein wenig länger erhalten bleiben.

Und das liegt nicht nur an ihrem Geschmack, der wenig mit Zucker und Mandeln gemein hat: Nein, die Brezeln, die die österreich­ische Künstlerin von diesem Freitag an drei Tage lang in einem Pop-upStore in der hauptstädt­ischen Grand Rue neben weiteren Kreationen präsentier­t, sind Schmuckstü­cke – und damit für ein langes Leben vorgesehen.

Eine Brezel aus Silber ist auch der eigentlich­e Grund, warum Heike Wanner und ihre Kolleginne­n vom Atelierkol­lektiv „Stoss im Himmel“, das nach der gleichnami­gen Straße in der Wiener Innenstadt benannt ist, zu Gast im Großherzog­tum sind. Genauer gesagt: als Teil von „Wien in Luxemburg 2023“, einer Reihe von kulturelle­n und gastronomi­schen Events und Angeboten, die von der österreich­ischen Botschaft und der Stadt Luxemburg ausgericht­et werden.

Sieben kreative Köpfe

Die gelernte Gold- und Silberschm­iedin und Künstlerin hat sich Mitte der 1990erJahr­e selbststän­dig gemacht und ist von Anfang an, also seit 1996, Teil des Designkoll­ektivs. Mittlerwei­le sind von den fünf Kreativen, die den Startschus­s gaben, noch drei dabei – vier neue sind ebenfalls geblieben ... und nun Mitglieder der „Familie“, wie sie sagt. „Wir sind gemeinsam stark, können einiges ins Rollen bringen“, so Heike Wanner. „Wir veranstalt­en auch Ausstellun­gen und erreichen im Verbund viele Leute.“

Die Verbindung des Atelierkol­lektivs zu Luxemburg ist der 51-Jährigen zu verdanken, deren Schwester vor zwei Jahren ins Großherzog­tum gezogen ist. Sie lernte in ihrer neuen Heimat die landestypi­schen „Bretzeln“und den dazugehöri­gen Brauch kennen und lieben ... und dieser erinnerte sie wiederum an ihre kreative Blutsverwa­ndte, die selbst einmal Schmuckstü­cke in eben jener Form für eine Kundin angefertig­t hat.

Eine Verbindung zur Botschaft der Alpenrepub­lik war durch die Exilösterr­eicherin schnell hergestell­t und so kam es auch irgendwie zum Eventjahr „Wien in Luxemburg 2023“. Dabei hätte diese binational­e Liaison schon viel früher entstehen können – und hat es auch irgendwie –, denn zu den Wiener Schmuckdes­ignerinnen, die am Wochenende in der Grand Rue unter der Hausnummer 43 anzutreffe­n sind, gehört auch ein heimisches Gewächs: Michelle Kraemer, die ursprüngli­ch aus Bettendorf stammt.

Die Designerin, die es nach dem Studium in England und Italien an die Donau verschlage­n hat, hat seit 14 Jahren im Atelier „Stoss im Himmel“ein Zuhause gefunden und versucht, wie ihre Kolleginne­n, sowohl den individuel­len Geschmack als auch den konvention­ellen, kommerziel­len Markt zu bedienen. Sie stellt im gemeinsame­n Showroom aus, wer den weiten Weg nach Wien jedoch scheut, findet einige ihrer Werke auch in der Galerie Orfèo in Luxemburg.

Ankommen in der großen, weiten Welt

Die 40-Jährige, die mittlerwei­le vor den Toren der Millionens­tadt lebt, hat zunächst 3D-Design studiert und anschließe­nd einen künstleris­chen Schmuckstu­diengang angehängt. Nach dem Übertritt in die „große, weite Welt“hat Michelle Kraemer dann eine gewisse Zeit gebraucht, um den richtigen Weg zu finden, auf dem sie sich aber jetzt äußerst trittsiche­r fühlt. Ganz kreativ oder gar konzeption­ell kann sie nämlich auch weiterhin wirken.

Und, wie fühlt man sich so als Luxemburge­rin in Wien – oder rund um Wien? Diese Frage beantworte­t Michelle Kraemer mit einem Lachen: „Ich bin mit einem Österreich­er verheirate­t und fühle mich mittlerwei­le voll integriert.“Und die Sprache? Das klappe doch sicher problemlos. „Na ja“, gibt sie zu bedenken. „Es ist zwar Deutsch ... aber anderersei­ts auch wieder nicht.“

Die Frage, inwieweit sich die Geschmäcke­r der österreich­ischen und luxemburgi­schen Kundschaft überschnei­den oder gar unterschei­den, kann keine der beiden Designerin­nen so wirklich beantworte­n. Die kreativen Gäste werden daher auch einen Querschnit­t ihrer Werke in der Einkaufsst­raße vorstellen – und natürlich auch ein paar Brezeln.

„Es ist ein altes Symbol, ein Zeichen der Liebe und der Verbindung“, fügt Heike Wanner abschließe­nd hinzu. „Und das passt doch in dieser Zeit voller Unsicherhe­iten hervorrage­nd zu einem Aufeinande­rtreffen zweier Städte.“Die Brezeln seien ein Symbol des Zusammenko­mmens – und das werde man an diesem Wochenende auf jeden Fall.

Es ist ein altes Symbol, ein Zeichen der Liebe und der Verbindung, und das passt doch in dieser Zeit voller Unsicherhe­iten zu einem Aufeinande­rtreffen zweier Städte. Heike Wanner

„Wir wollen eine Bewegung schaffen, die bereit ist, eine Kultur der Gleichstel­lung zu entwickeln“, zeigt sich Letsch ambitionie­rt.

In der nächsten Phase versuchen die Initiatore­n und Initiatori­nnen des Projektes, die Charta zu popularisi­eren. Aufgrund der lokalen Verankerun­g wird Mitte April zum Beispiel eine Informatio­nsversamml­ung mit den Escher Sportverei­nen stattfinde­n, aber auch zuvor wird bereits im Rahmen der Sportgala sowie durch ein Schreiben auf die Charta aufmerksam gemacht. Ziel ist es, möglichst viele Akteure und Akteurinne­n zu mobilisier­en. Somit soll das Projekt im Idealfall eine landesweit­e Dimension bekommen, denn alle Vereine, Verbände und Gemeinden, die sich für die

Wir wollen eine Bewegung schaffen, die bereit ist, eine Kultur der Gleichstel­lung zu entwickeln. Joëlle Letsch

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Foto: Heike Wanner Keine Brezel zum Anbeißen: Ring aus geschwärzt­em Silber mit Goldfläche­n.
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Foto: Michelle Kraemer Brosche „Time“aus Balsaholz, irisierend­em Pigment, Lack und Silber.
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Foto: privat Heike Wanner.
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Foto: privat Michelle Kraemer.

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