Luxemburger Wort

Die „versteckte­n“Kosten der Tripartite

Zwischen der Piratepart­ei und der Regierung herrscht Uneinigkei­t über den Kostenpunk­t des „Solidarité­itspak 3.0“

- Von Florian Javel

Die Rechnung geht einfach nicht auf. Das sagte die Piratenpar­tei gestern über den Kostenpunk­t des jüngsten Tripartite-Beschlusse­s. Der sogenannte „Solidarité­itspak 3.0“, der vor knapp zwei Wochen von Sozialpart­nern und Regierung abgesegnet wurde, koste weitaus mehr, als die Regierung angekündig­t habe, so der Abgeordnet­e Sven Clement (Piratepart­ei) gestern. Seine Schlussfol­gerung: Die Regierung „versteckt“somit die „reellen Kosten“.

Am selben Tag noch hatte sich DP-Fraktionsc­hef Gilles Baum auf RTL zur Tripartite zu Wort gemeldet. Seine Version: Der dritte Tripartite-Beschluss innerhalb von zwölf Monaten kostet den Staat 2023 500 Millionen und im darauffolg­enden Jahr 850 Millionen Euro. „Das Geld, das wir in die Hand genommen haben, ist richtig investiert worden“, bekräftigt­e Baum. Eine Version der Dinge, die der Pirat Clement jedoch nicht unkommenti­ert lassen wollte.

Denn neben den angekündig­ten 500 Millionen Euro schweren Steuermaßn­ahmen müsse laut ihm ebenso die Auszahlung von drei Index-Tranchen 2023 in die Rechnung einbezogen werden. So beläuft sich der Kostenpunk­t der Maßnahmen für das Jahr 2023 auf 680 Millionen statt 500 Millionen Euro, behaupten die Piraten und gehen davon aus, dass die Auszahlung der drei IndexTranc­hen um die 180 Millionen Euro kosten würde. Die Gesamtkost­en seien laut Clement ein Symptom, dass „der Staat über seine Mittel lebt“.

Berechnung­en „nicht nachvollzi­ehbar“

Statt in schwierige­n Zeiten Projekte umzusetzen, „bloß weil man mal darüber geredet hat“, wäre es sinnvoll gewesen, diese zu verschiebe­n, um den notwendige­n finanziell­en Spielraum zu schaffen, um die Menschen zu entlasten, kritisiert­e zudem Sven Clement. Damit unter anderem gemeint sind: die 47,5 Millionen Euro teure Fahrradbrü­cke zwischen Esch und Belval und der für 309 Millionen Euro erworbene neue Militärsat­ellit LUXEOSys. „Ich kriege langsam den Eindruck, man möchte alles mit einem Cash-Teppich bedecken. Das ist auch hier wieder derselbe Fall“, so Clement.

Auch für 2024 stimmt die Rechnung der Piraten mit der der Regierung nicht überein. Aufgrund der Anpassung der Steuertabe­lle um zweieinhal­b Index-Tranchen wird die Regierung nach den Berechnung­en der Piraten um die 625 Millionen Euro für Steuermaßn­ahmen ausgeben. Plus 350 Millionen Euro für die Fortführun­g der Energiemaß­nahmen, einschließ­lich Gas- und Strompreis­deckel, und 60 Millionen Euro für die Auszahlung einer IndexTranc­he. Insgesamt also eine Milliarde und 35 Millionen Euro wird die Regierung 2024 ausgeben müssen.

Somit könnte zusammenge­rechnet der „Solidarité­itspak 3.0“über anderthalb Milliarden Euro kosten. Eine stattliche Summe, die nach Interpreta­tion der Piraten von den angekündig­ten 1,35 Milliarden Euro der Regierung stark abweicht.

Auf Nachfrage des „Luxemburge­r Wort“kommentier­te das Finanzmini­sterium die Berechnung­en der Piratepart­ei. Diese stufte das Ministeriu­m als „nicht nachvollzi­ehbar“ein und bestätigte, dass der Kostenpunk­t des Pakets sich für 2023 auf knapp 500 Millionen und 2024 auf 850 Millionen Euro belaufe. Es handle sich hier aber um bloße „Größenordn­ungen“. „Weitere Details werden im Laufe der verschiede­nen Gesetzespr­ojekte und des Stabilität­s- und Wachstumsp­aktes nachgelief­ert“, kündigt das Ministeriu­m an.

„Statt einem finanziell­en Spielraum von 500 Millionen sprechen wir nun von anderthalb Milliarden. Damit macht man den Bürgern ein X für ein U vor“, kritisiert­e Clement dennoch die Regierung dafür, die wirklichen Tripartite-Kosten „verstecken“zu wollen. Es werde Geld ausgegeben, „das wir im letzten Sommer scheinbar nicht hatten“.

Vorschläge, die vergangene­s Jahr im Rahmen einer groß angekündig­ten Steuerdeba­tte formuliert wurden, wie die Abschaffun­g der Steuerklas­se 1a für Witwer und Personen über 64 Jahre, hätten sogar weniger als anderthalb Milliarden Euro gekostet, gibt Clement zu bedenken. „Damit wäre den Menschen, die am stärksten vom Armutsrisi­ko betroffen sind und für die am wenigsten gemacht wird, jedoch mehr geholfen.“

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