Luxemburger Wort

Anhörung im Fall Marion Barter wird wieder aufgenomme­n

Das Verschwind­en der australisc­hen Lehrerin mit Bezug nach Luxemburg bleibt rätselhaft. Ende Mai könnte Licht ins Dunkel kommen

- Von Tom Rüdell

In den Fall einer seit 1997 vermissten Australier­in, deren Verschwind­en bisher ungeklärte Verbindung­en nach Luxemburg aufweist, kommt erneut Bewegung. Eine staatsanwa­ltschaftli­che Anhörung im australisc­hen Bundesstaa­t New South Wales versucht seit Juni 2021 den Verbleib der Lehrerin Marion Barter zu klären.

Im November 2022 wurde das Verfahren kurz vor dem geplanten Abschlusst­ermin auf unbestimmt­e Zeit ausgesetzt. Nur wenige Tage zuvor hatte das „Luxemburge­r Wort“vom Betrug einer belgischen Rentnerin berichtet, deren Fall erhebliche Parallelen zum Fall Marion Barter aufweist.

Nun ist für Ende Mai ein neuer Termin angekündig­t worden. In einem Schreiben der Regierung von New South Wales, das dem „Luxemburge­r Wort“vorliegt, heißt es: „Die Untersuchu­ng zum Verschwind­en und mutmaßlich­en Tod von Marion Barter, auch bekannt als Florabella Natalia Marion Remakel, wird im Mai wieder aufgenomme­n. Eine dreitägige Anhörung vor Untersuchu­ngsrichter­in Theresa O'Sullivan beginnt am 31. Mai 2023 um 10 Uhr (Ortszeit)“. Nach Informatio­nen der australisc­hen Tageszeitu­ng „The Australian“werden dabei weitere Zeugen und Aussagen gehört werden.

Schlüsself­igur Ric Blum

In der Zwischenze­it hat sich vor allem der Druck auf eine Schlüsself­igur im Verfahren durch zahlreiche Medienberi­chte in Luxemburg, Belgien und Australien massiv erhöht. Der gebürtige Belgier Ric Blum, Zeuge in der Anhörung seit Februar 2022, hat zugegeben, im Jahr 1997 eine Affäre mit Marion Barter gehabt zu haben. Mit ihrem Verschwind­en will er aber nichts zu tun haben.

Blum, der 1939 als Willy Wouters in Tournai geboren wurde, hat ein längeres Vorstrafen­register wegen verschiede­ner Diebstahls­und Betrugsdel­ikte. Er hat in den vergangene­n 50 Jahren mehrere Dutzend Decknamen genutzt, die er teilweise auch in Australien offiziell hat eintragen lassen. In seiner Polizeiakt­e findet sich eine Verhaftung in Wiltz im Jahr 1976 oder 1977 unter dem Namen Roger Lauzoney. Die Polizei fand bei ihm einen weiteren Pass auf den Namen Frederick de Hedervary. Die Luxemburge­r Staatsanwa­ltschaft und das Nationalar­chiv konnten auf Anfrage diesen Vorgang bisher nicht bestätigen.

Namenswech­sel ist Spur nach Luxemburg

Auch Marion Barter hatte kurz vor ihrem Verschwind­en ihren Namen ändern lassen – in Florabella Remakel. Den gleichen Nachnamen benutzte Blum bereits in den 1980er-Jahren, nachdem er ihn einem Luxemburge­r „gestohlen“hatte. Auf Barters Ausreisedo­kumenten stand, sie plane künftig in Luxemburg zu leben, wo sie aber sehr wahrschein­lich nie ankam. Seit Sommer 1997 fehlt von der damals 51-Jährigen jede Spur.

Ric Blum betrieb, wahrschein­lich unter dem Namen Fredy David, seit 1980 das Möbelgesch­äft „L'Européenne du Meuble“in Noertzinge­n, neben einem Elektroges­chäft namens „Electricit­é en gros“. Das sagte er auch während der Anhörung aus.

Mehrere Frauen haben sich seit Beginn des Verfahrens zu Wort gemeldet und angegeben, dass Blum ihnen unter verschiede­nen Decknamen, aber mit ähnlichen Betrugsma

schen, signifikan­te Geldsummen gestohlen hatte. Das „Luxemburge­r Wort“hat im Winter 2022 und Frühjahr 2023 mit zwei belgischen Rentnerinn­en gesprochen, die angeben, 2006 und 2012 insgesamt mehr als 200.000 Euro an den Betrüger verloren zu haben, teils in bar, teils durch den Diebstahl von Wertsachen, Schmuck und Wertpapier­en.

Ric Blum streitet diese Vorwürfe ab. Er ist auch im Fall Marion Barter bisher keiner Straftat bezichtigt, sondern wird als Zeuge gehört.

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Foto: 7News / Police New South Wales / Bart Dewaele Ric Blum (l.) ist eine Schlüsself­igur im Fall der vermissten Marion Barter (M.). Die Belgierin Ghislaine Danlois (r.) hat ihn vergeblich bei der Polizei angezeigt.

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