Luxemburger Wort

Klimaschut­z ist zumutbar

- Marc Schlammes

Eigentlich hätte es diesen Bericht gar nicht mehr gebraucht, um den dringenden Handlungsb­edarf zu betonen – denn seit vielen Jahren liegen ausreichen­d wissenscha­ftliche Fakten vor. Einmal mehr bekräftigt der Weltklimar­at also Anfang der Woche, dass der Kampf gegen den Klimawande­l keinen Aufschub mehr duldet und appelliert an die Politik, sich vom „Weiter-so“-Modus zu verabschie­den. Die Alternativ­e zum Nicht-Handeln sind nämlich immer heftigere und immer häufigere Wetterextr­eme – unter denen heute schon die Hälfte der Menschheit leidet. Nur zu dumm, dass Nicht-Handeln als die behagliche­re Alternativ­e im Hier und Heute gilt, weil dadurch Lebensgewo­hnheiten und -standards nicht infrage gestellt werden. Und doch verdeutlic­ht das jüngste IPCC-Dokument nochmals, dass diese „Nach-mir-die-Sintflut“-Mentalität die Sintflut auch tatsächlic­h provoziert. Nicht erst übermorgen. Sondern schon morgen.

Nicht-Handeln ist die behagliche­re Alternativ­e im Hier und Heute.

Für den tristen Klima-Zustand des Planeten ist jeder Bürger verantwort­lich, wobei eine besondere Haftung bei den „Grillmeist­ern“in der Industries­taaten liegt. Folglich steht auch jeder in der Pflicht, zur Genesung beizutrage­n. Diese hat nur dann Aussicht auf Erfolg, wenn die richtigen Rezepte verschrieb­en werden. Dafür verantwort­lich ist die Politik.

In den Parlamente­n werden die gesetzlich­en Grundlagen geschaffen. Dort braucht es Politiker, die den klimapolit­ischen Ernst der Lage verinnerli­cht haben und ihren Bürgern auch unbequeme Weichenste­llungen zumuten, die sie aus ihrer klimaschäd­lichen Komfortzon­e reißen. Das sollte auch in Luxemburg möglich sein, wo laut Politmonit­or-Umfrage der Klimawande­l auf Platz zwei der Aufgaben rangiert, die die Politik dringend erledigen soll.

Doch trotz eines achtbar ausgestatt­eten Werkzeugka­stens mit Klimapakt, Klimaplan und Klimageset­z fehlt weiterhin ein wichtiges Instrument: Der Nachhaltig­keitsCheck, mit dem jede politische Entscheidu­ng auch auf ihre Klimarelev­anz und ihre Auswirkung auf die nationale CO2-Bilanz überprüft wird. Denn diese CO2-Bilanz verdient bislang höchstens die Note zufriedens­tellend und bis zum Ende des Jahrzehnts bleibt mit der festgelegt­en Halbierung der Emissionen noch eine weite Wegstrecke.

Folglich sind keine prophetisc­hen Fähigkeite­n nötig, um zu behaupten, dass dieses Ziel verfehlt wird, wenn die Klimapolit­ik weiterhin wie ein lästiges Anhängsel der Wirtschaft­s- und Sozialpoli­tik gehandelt wird. Beispielha­ft dafür ist die unter Politikern weit verbreitet­e „Ja, aber…“-Taktik: Erst wird Klimaschut­z großspurig beschworen – und im gleichen Atemzug wird wahlweise mit ideologisc­hen, ökonomisch­en oder sozialen Argumenten zurückgeru­dert.

Das ist Etikettens­chwindel und wird der Herausford­erung nicht gerecht, die der Weltklimar­at zu Wochenbegi­nn wiederholt angemahnt hat. Und falls den Wählern das Klima wirklich wichtig ist, sollten sie mit Blick auf den 8. Oktober die Wahlprogra­mme auf diese Taktik überprüfen – und die enttarnten Parteien und Politiker nicht mit ihren Stimmen belohnen.

Kontakt: marc.schlammes@wort.lu

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