„Es gab Kollegen, die es übertrieben haben“
Die Ausgaben der Gesundheitskasse für Physiotherapie sind gestiegen. Doch kleinere Anpassungen an der Tarifstruktur sorgen für Streit
Der Weg nach einem Schlaganfall zurück ins Leben ist kein einfacher. Das Sitzen, Stehen und Gehen müssen die Patienten wieder neu lernen. Kinesitherapeuten stehen ihnen dabei zur Seite, durch krankengymnastische Übungen und medizinische Massagen lässt sich die Lebensqualität der Patienten deutlich steigern.
„Die Physiotherapie hilft nicht nur Schlaganfall-Patienten, sondern auch Personen mit Querschnittslähmung oder einer chronisch entzündlicher Gelenkerkrankung, SkoliosePatienten und Personen mit Multipler Sklerose“, erklärt Patrick Obertin, Präsident der Association luxembourgeoise des kinésithérapeutes (ALK). „Diese Personen sind wirklich nicht gut dran. Sie brauchen die optimale Pflege und sollen diese erhalten, solange, wie sie sie brauchen.“
Pflege der Patienten scheint bedroht
Doch diese optimale Pflege scheint nun bedroht. Ein Physiotherapeut, der es bevorzugt, anonym zu bleiben, meldete sich beim „Luxemburger Wort“. Er befürchtet eine Verschlechterung der Behandlung der Patienten mit schweren Erkrankungen, den sogenannten Pathologies lourdes und post-opératoires.
Am 1. Januar 2017 trat eine neue Konvention für die Luxemburger Physiotherapie in Kraft. Seither übernimmt die Gesundheitskasse bei den weniger schweren Fällen 70 Prozent der Kosten eines Besuches bei einem Heilgymnastiker. Daran ändert sich nichts. Bei den Pathologies lourdes und post-opératoires beträgt die Rückerstattungsquote 100 Prozent. Auch das soll so bleiben. Bei den schwereren Fällen könnte die Zahl der wöchentlichen Sitzungen jedoch in Zukunft auf maximal drei begrenzt werden.
„Covid hat ein Loch in die Kasse der CNS gerissen, es muss gespart werden“, erklärt der anonyme Heilgymnastiker. „Ich habe Patienten, die sehe ich vier bis sechs Mal pro Woche“, sagt er. Er habe bereits mit ihnen über die anstehende Änderung gesprochen, das falle ihm nicht leicht und „die Patienten reagieren nicht erfreut“.
ALK-Präsident Patrick Obertin spricht auch die Covid-Krise an, wenn er den aktuellen Notstand bei den Finanzen erklärt. Doch das Corona-Virus trage nicht die Schuld, die Probleme begannen früher.
Gescheiterte Tarifverhandlungen
Im Jahr 2020, dem ersten Pandemie-Jahr, „stellte die CNS bei den Tarifverhandlungen fest, dass die Kosten für Physiotherapie explodierten“, sagt der Präsident der ALK. „In den vorangegangenen zwei Jahren waren die Ausgaben der Gesundheitskasse für Kinesitherapie um 20 Prozent gestiegen“, erklärt er.
„Nachdem sich die CNS und die ALK bei den Tarifverhandlungen nicht einigen konnten, ist es im Jahr 2021 zu einer Mediation ge