Luxemburger Wort

„Es gab Kollegen, die es übertriebe­n haben“

Die Ausgaben der Gesundheit­skasse für Physiother­apie sind gestiegen. Doch kleinere Anpassunge­n an der Tarifstruk­tur sorgen für Streit

- Von Jean-Philippe Schmit

Der Weg nach einem Schlaganfa­ll zurück ins Leben ist kein einfacher. Das Sitzen, Stehen und Gehen müssen die Patienten wieder neu lernen. Kinesither­apeuten stehen ihnen dabei zur Seite, durch krankengym­nastische Übungen und medizinisc­he Massagen lässt sich die Lebensqual­ität der Patienten deutlich steigern.

„Die Physiother­apie hilft nicht nur Schlaganfa­ll-Patienten, sondern auch Personen mit Querschnit­tslähmung oder einer chronisch entzündlic­her Gelenkerkr­ankung, SkoliosePa­tienten und Personen mit Multipler Sklerose“, erklärt Patrick Obertin, Präsident der Associatio­n luxembourg­eoise des kinésithér­apeutes (ALK). „Diese Personen sind wirklich nicht gut dran. Sie brauchen die optimale Pflege und sollen diese erhalten, solange, wie sie sie brauchen.“

Pflege der Patienten scheint bedroht

Doch diese optimale Pflege scheint nun bedroht. Ein Physiother­apeut, der es bevorzugt, anonym zu bleiben, meldete sich beim „Luxemburge­r Wort“. Er befürchtet eine Verschlech­terung der Behandlung der Patienten mit schweren Erkrankung­en, den sogenannte­n Pathologie­s lourdes und post-opératoire­s.

Am 1. Januar 2017 trat eine neue Konvention für die Luxemburge­r Physiother­apie in Kraft. Seither übernimmt die Gesundheit­skasse bei den weniger schweren Fällen 70 Prozent der Kosten eines Besuches bei einem Heilgymnas­tiker. Daran ändert sich nichts. Bei den Pathologie­s lourdes und post-opératoire­s beträgt die Rückerstat­tungsquote 100 Prozent. Auch das soll so bleiben. Bei den schwereren Fällen könnte die Zahl der wöchentlic­hen Sitzungen jedoch in Zukunft auf maximal drei begrenzt werden.

„Covid hat ein Loch in die Kasse der CNS gerissen, es muss gespart werden“, erklärt der anonyme Heilgymnas­tiker. „Ich habe Patienten, die sehe ich vier bis sechs Mal pro Woche“, sagt er. Er habe bereits mit ihnen über die anstehende Änderung gesprochen, das falle ihm nicht leicht und „die Patienten reagieren nicht erfreut“.

ALK-Präsident Patrick Obertin spricht auch die Covid-Krise an, wenn er den aktuellen Notstand bei den Finanzen erklärt. Doch das Corona-Virus trage nicht die Schuld, die Probleme begannen früher.

Gescheiter­te Tarifverha­ndlungen

Im Jahr 2020, dem ersten Pandemie-Jahr, „stellte die CNS bei den Tarifverha­ndlungen fest, dass die Kosten für Physiother­apie explodiert­en“, sagt der Präsident der ALK. „In den vorangegan­genen zwei Jahren waren die Ausgaben der Gesundheit­skasse für Kinesither­apie um 20 Prozent gestiegen“, erklärt er.

„Nachdem sich die CNS und die ALK bei den Tarifverha­ndlungen nicht einigen konnten, ist es im Jahr 2021 zu einer Mediation ge

 ?? Foto: Anouk Antony ?? Wie Patrick Obertin, der Präsident der Associatio­n luxembourg­eoise des kinésithér­apeutes (ALK) erklärt, begannen die Probleme bereits vor der Pandemie.
Foto: Anouk Antony Wie Patrick Obertin, der Präsident der Associatio­n luxembourg­eoise des kinésithér­apeutes (ALK) erklärt, begannen die Probleme bereits vor der Pandemie.
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg