Luxemburger Wort

Von der Quelle in den Wasserhahn

Zurzeit fließt Wasser noch ungenutzt in den Bach bei Contern. Im Sommer soll eine Anlage die wichtige Ressource filtern und die Gemeinde versorgen

- Von Amélie Schroeder

Eine unscheinba­re Luke in einer Wiese zwischen Contern und Moutfort führt über eine stählerne Leiter vier oder fünf Meter hinab zu dem, was Goerges Arendt, Wassertech­niker in Contern, als eine der schönsten Wasserquel­len des Landes bezeichnet. Die Leiter endet über einem Gitter, unter dem das Wasser nur so sprudelt, bevor es weiter in den Bach fließt. Wasser, das zurzeit ungenutzt weiter seinen Lauf nimmt. Schade, findet Bürgermeis­terin Marion Zovilé-Braquet (CSV).

Zurzeit werden die Bewohner von Contern, Moutfort und Medingen zu fast hundert Prozent mit Trinkwasse­r aus den Sebes-Wasserwerk­en aus Esch/Sauer versorgt. Dabei befindet sich Contern auf einem Quellensch­utzgebiet, in dem Trinkwasse­r in Fülle vorhanden wäre.

Eine der zahlreiche­n Quellen, die MilbechQue­lle, soll nun vom Sommer an als Trinkwasse­rquelle genutzt werden. Aus diesem Grund investiert die Gemeinde 1,2 Millionen Euro in eine Aktivkohle­filteranla­ge, die voraussich­tlich ab Sommer dieses Jahres täglich 1.800 Kubikmeter Trinkwasse­r filtern soll. Damit wäre die Gemeinde Contern noch einen Schritt weiter in Richtung autonome Wasservers­orgung.

Wichtige Ressource soll sinnvoll genutzt werden

Auch Tom Jungblut (CSV), Zweiter Schöffe der Gemeinde und Landwirt, sieht die Investitio­n in die Filtertech­nik als zwingend notwendig. „Wir müssen weiterhin die Autarkie der Gemeinde stärken und die immer seltener werdende Ressource nutzen, weil es einfach hirnrissig ist, tausende Kubikmeter Wasser zu kaufen. Auch, weil Trinkwasse­r die letzten Jahre immer teurer wurde.“

Seit 2018 flossen 10,4 Millionen Euro in die Wasservers­orgung der Gemeinde Contern, darin inbegriffe­n sind sowohl der Kauf von Trinkwasse­r als auch die Instandhal­tung und das Ersetzen der Infrastruk­tur. Für das Jahr 2023 hat die Gemeinde ein Budget von 900.000 Euro anvisiert. Durch die Autonomie, die durch die Filteranla­ge gewonnen wird, denkt Marion Zovilé-Braquet, die Kosten der Anlage innerhalb kurzer Zeit zu decken. Der Bau und das Betreiben der Filteranla­ge seien auf Dauer für die Gemeinde wesentlich lukrativer als der Kauf von SebesWasse­r, pflichtet auch Tom Jungblut bei.

Unabhängig der Wetterlage bleibt die Wassermeng­e der Quelle konstant. „Wir haben pro Tag mehr Wasser, als wir nutzen“, so Tom Jungblut. Somit kann die Gemeinde auch im Juni, Juli und August mit Wasser versorgt werden, denn die Gemeinde Contern nutzt im Sommer bis zu 1.800 Kubikmeter Wasser täglich. Zu bedenken sei auch, dass sowohl die Industrie als auch die Landwirtsc­haft einen hohen Wasserverb­rauch habe, der trotzdem zukünftig bedeckt werden kann.

Wasserschu­tz nicht nur in der Theorie

Bereits vor einiger Zeit investiert­e die Gemeinde in eine sogenannte Maiskappma­schine, durch welche die Verwendung von Pestiziden um bis zu 80 Prozent reduziert werden kann. „Wir wollten als Gemeinde nicht nur Wasserschu­tz auf Papier machen, sondern ihn aktiv umsetzen“, betont Tom Jungblut. Denn durch Pestizide gelangt auch das Metabolit Metazachlo­r-ESA in die Trinkwasse­rquelle, das in der Folge herausgefi­ltert werden muss.

Wir müssen weiterhin die Autarkie der Gemeinde stärken und die immer seltener werdende Ressource nutzen, weil es einfach hirnrissig ist, Tausende Kubikmeter Wasser zu kaufen. Tom Jungblut, Zweiter Schöffe der Gemeinde Contern

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Fotos: Chris Karaba Zurzeit fließt das Quellwasse­r noch ungenutzt in den Bach.
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Georges Arendt (Mitte) und Alex Gehres sorgen in der Gemeinde Contern dafür, dass das Wasser fließt.

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