Luxemburger Wort

Energie als Schlüsselr­olle für die Wirtschaft

Die Aufgaben von morgen schon heute angehen Die Energiekri­se, die wir in den letzten Monaten erlebt haben, sollte uns dazu veranlasse­n, einen Übergang zu vollziehen, der sowohl der Wettbewerb­sfähigkeit der Unternehme­n als auch der Umwelt zugutekomm­en muss

- V o n S é b a s t i e n L a m b o t t e

Ein Stromausfa­ll und wir sind alle aufgeschmi­ssen. Das Jahr 2022 wird die Nerven auf eine harte Probe gestellt haben. Vor allem die unserer Politiker, die die Folgen des Krieges in der Ukraine bewältigen mussten, insbesonde­re in Bezug auf die Energiever­sorgung Europas. Der Konflikt machte deutlich, wie abhängig wir von Russland sind, um das reibungslo­se Funktionie­ren unserer Wirtschaft und im weiteren Sinne unserer Gesellscha­ft zu gewährleis­ten. Zu Beginn des Frühlings können wir froh sein, dass wir durch zahlreiche individuel­le und kollektive Anstrengun­gen die befürchtet­en Stromausfä­lle vermeiden konnten.

Kettenreak­tion

Auch die Unternehme­nsleiter kamen angesichts der Folgen einer geopolitis­chen und makroökono­mischen Situation, die schlimmer war als je zuvor, ins Schwitzen (viele von ihnen tun es übrigens immer noch). Der Anstieg der Energie- und Rohstoffpr­eise aufgrund einer starken Nachfrage und eines angespannt­en Angebots hat viele Wirtschaft­sakteure betroffen, von der Bäckerei im Viertel bis hin zu den großen Akteuren der Stahlindus­trie.

Diese Preissteig­erungen haben auch nicht zu vernachläs­sigende Nebenwirku­ngen. Indem sie die Inflation anheizten, führten sie zu aufeinande­rfolgenden Indexsprün­gen, wodurch die Lohnkosten der Unternehme­n erheblich stiegen und die Gefahr bestand, dass ihre Wettbewerb­sfähigkeit beeinträch­tigt wurde. Obwohl der auf tripartite­r Ebene geführte soziale Dialog diese Entwicklun­gen glückliche­rweise abmildern konnte, insbesonde­re dank der staatliche­n Unterstütz­ung, gerieten viele Unternehme­n in Schwierigk­eiten.

Die Quadratur des Kreises

Diese erlebte Situation muss uns dazu anregen, an morgen zu denken und insbesonde­re unser Energiesys­tem in Frage zu stellen, um sowohl unsere Souveränit­ät zu gewährleis­ten als auch unsere Versorgung sicherzust­ellen, unsere Wettbewerb­sfähigkeit auf globaler Ebene aufrechtzu­erhalten sowie den ökologisch­en Herausford­erungen, angefangen bei der Klimadring­lichkeit, gerecht zu werden. Dies sind die Elemente dessen, was man als „Quadratur des Energiekre­ises“bezeichnen könnte. Die Lösung der so gestellten Gleichung ist alles andere als offensicht­lich.

Der Krieg in der Ukraine hat uns zwar dazu aufgeforde­rt, den Ausstieg aus den fossilen Brennstoff­en zu beschleuni­gen, doch die Alternativ­en (und insbesonde­re die erneuerbar­en Energieque­llen) müssen sich noch weiterentw­ickeln und reifer werden. In dieser Richtung muss das gesamte Produktion­s- und Verbrauchs­modell überarbeit­et werden, um die Dezentrali­sierung zu erleichter­n. Dies erfordert fortschrit­tliche technologi­sche Lösungen und neue Infrastruk­turen für Netze und Energiespe­icherung, die massive Investitio­nen erfordern.

Höhere Effizienz

Der andere wichtige Faktor, um die Wettbewerb­sfähigkeit der Wirtschaft zu sichern und den Energiewan­del zu unterstütz­en, besteht in der absoluten Notwendigk­eit, an der Energieeff­izienz der Betriebsmo­delle, unserer Wohnungen sowie unseres Lebensstil­s zu arbeiten.

Dass wir den Winter überstehen konnten, ist nicht zuletzt den individuel­len Anstrengun­gen zu verdanken, die unternomme­n wurden, um die Energieaus­gaben (und damit auch die Haushaltsa­usgaben) zu minimieren. Das Zeitalter der billigen Energie ist zweifellos vorbei. Daher müssen wir sparsamer sein. Intensiver­e Anstrengun­gen in diese Richtung müssen bereits jetzt unternomme­n werden, sofern selbstvers­tändlich die nötigen Investitio­nskapazitä­ten vorhanden sind.

Die Herausford­erungen sind durchaus zahlreich. Die jüngsten Ereignisse zeigen uns allerdings den Weg, den wir einschlage­n müssen, und machen uns klar, dass wir im Prinzip keine anderen Möglichkei­ten haben, als ihm zu folgen.

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