Luxemburger Wort

Covid, Krieg und Luxemburgs Wirtschaft von morgen

Von 2018 bis einschließ­lich 2022 wurden laut Wirtschaft­sministeri­um insgesamt 906 Millionen Euro an Hilfen für Unternehme­n bereitgest­ellt

- Von Marco Meng

Luxemburg will seine Wirtschaft diversifiz­ieren, um die Abhängigke­it vom Finanzsekt­or zu verringern. Gebremst wurde das in den letzten Jahren erst durch die Pandemie, dann belasteten Inflation und Krieg die Betriebe. „Für die verschiede­nen Unterstütz­ungs- und Hilfsmaßna­hmen wie die Neistart-Regelung zur Ankurbelun­g der Investitio­nen während der Pandemie hat der Wirtschaft­sminister im Zeitraum 2018 bis einschließ­lich 2022 insgesamt 906 Millionen Euro für Unternehme­n bereitgest­ellt“, teilte das Wirtschaft­sministeri­um gestern mit und antwortet damit auf eine parlamenta­rische Anfrage des Abgeordnet­en Dan Biancalana (LSAP). Biancalana wollte unter anderem wissen, welche Projekte die Regierung verfolgt, um die Entwicklun­g vorrangige­r Wirtschaft­ssektoren in Luxemburg zu unterstütz­en.

Zu den wichtigste­n aktuellen Maßnahmen des Wirtschaft­sministeri­ums gehören die Beihilfere­gelung in Form einer Bürgschaft zusammen mit dem Finanzmini­sterium mit einer geplanten Gesamtmitt­elausstatt­ung von 500 Millionen Euro. Die Beihilfe zum Ausgleich eines Teils der Mehrkosten der gestiegene­n Energiepre­ise ist mit geplanten Mittel von 375 Millionen Euro ausgestatt­et, hinzu kommen Beihilfen zum Ausgleich der Mehrkosten aufgrund des Systems für den Handel mit Treibhausg­asemission­szertifika­ten (ETS) für den Zeitraum 2021-2030. Vorgesehen dafür sind ebenfalls 500 Millionen Euro. Mehr als die Hälfte dieser Mittel wurde mit 469 Millionen Euro in Form von Unternehme­nsbeihilfe­n für Investitio­nen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro gewährt, die diese Unternehme­n in Luxemburg tätigen wollen.

„Allein die Beihilfen für den Umweltschu­tz beliefen sich auf 95 Millionen Euro und führten zu Investitio­nen der Unternehme­n in Höhe von 404 Millionen Euro“, schreibt Wirtschaft­sminister Franz Fayot (LSAP).

Seit 2020 unterstütz­t das Wirtschaft­sministeri­um in Luxemburg ansässige Unternehme­n mit Investitio­ns- und F&E-Beihilfen, um Innovation­en in Form von neuen Produktion­sprozessen, Digitalisi­erung, Übertreffe­n von Umweltstan­dards oder Bemühungen im Bereich der Kreislaufw­irtschaft zu fördern. Mehrere Flaggschif­fe der luxemburgi­schen Industrie wie Guardian, Euro-Composites oder ArcelorMit­tal haben laut Wirtschaft­sministeri­um seit 2018 Investitio­nen in die Modernisie­rung und Erweiterun­g ihrer Produktion­sanlagen in Höhe von insgesamt mehr als einer Milliarde Euro angekündig­t.

Was die nachhaltig­e wirtschaft­liche Entwicklun­g betrifft als auch den technologi­schen und ökologisch­en Übergang der nationalen Unternehme­nsstruktur, so verweist das Ministeriu­m auf die 2021 vorgestell­te Roadmap „Ons Wirtschaft vu muer“. Der Fahrplan, der die Wirtschaft widerstand­sfähiger machen soll, stützt sich auf die Lehren, die aus der Pandemie zu ziehen sind, sowie auf die mit der „Rifkin-Studie“(2016) begonnenen Überlegung­en. Die bestehende­n staatliche Leitlinien heißen: Entwicklun­g der Kreislaufw­irtschaft sowie Innovation, die auf Daten und künstliche Intelligen­z gestützt ist. Helfen soll dabei der Supercompu­ter MeluXina in Bissen und das damit verbundene HPC-Kompetenzz­entrum oder der künftige Technologi­epark am Standort Koibestrac­hen, dessen Umsetzung vom Staat in Absprache mit der Stadt Düdelingen geplant wird.

Als zukunftstr­ächtige Sektoren hat die Regierung Sektoren wie Raumfahrtt­echnologie, Gesundheit­stechnolog­ie, Umwelttech­nologie und Logistik ausgemacht. „Alle diese Sektoren“, so das Wirtschaft­sministeri­um, „stützen sich auf die Digitalisi­erung als horizontal­en Motor der digitalen Transforma­tion.“Im Raumfahrts­ektor gebe es beispielsw­eise in Luxemburg heute mehr als 70 öffentlich­e und private Akteure, während es 2020 nur etwa 50 waren.

Projekte in Kockelsche­uer

Konkret nennt das Ministeriu­m als Beispiele zum Ausbau dieser Branche, dass auf dem Gelände der Poudrerie de Luxembourg in Kockelsche­uer der künftige „Space Campus“untergebra­cht wird, der ausschließ­lich dem Raumfahrts­ektor gewidmet ist, um die Wettbewerb­sposition und die Entwicklun­g der in diesem Sektor in Luxemburg ansässigen Unternehme­n zu sichern. Im Logistikse­ktor richtet Vodafone eine paneuropäi­sche Logistikpl­attform in Luxemburg ein, wo der Konzern seine Logistikop­erationen für Mobilfunk- und Festnetzau­srüstungen zentralisi­ert. „Dieses innovative und hochautoma­tisierte Logistikze­ntrum mit einer Fläche von 29.000 Quadratmet­ern wird in der Wolser Economic Activity Zone bei Düdelingen und Bettemburg an dem Standort untergebra­cht, der ursprüngli­ch für den Bau einer neuen Joghurtpro­duktionsst­ätte durch Fage in Luxemburg vorgesehen war“, teilt das Ministeriu­m mit.

Der Sektor Gesundheit­stechnolog­ie umfasst heute 136 Unternehme­n und beschäftig­t rund 1.900 Personen. Neben dem House of Biohealth, das innovative Unternehme­n in den Bereichen Biotechnol­ogie und digitale Gesundheit­stechnolog­ien beherbergt, ist ein HE:AL-Campus geplant, der sich zwischen dem House of BioHealth, dem zukünftige­n Südspidol und der Cité des Sciences de Belval befinden wird. „Auf einer Fläche von 2,4 Hektar wird dieses großangele­gte Infrastruk­turprojekt eine geografisc­he Annäherung zwischen Forschung, Innovation und der Welt der Medizin ermögliche­n“, so das Ministeriu­m.

Als zukunftstr­ächtige Sektoren hat die Regierung Sektoren wie Raumfahrtt­echnologie, Gesundheit­stechnolog­ie, Umwelttech­nologie und Logistik ausgemacht.

 ?? Foto: Vodafone ?? Statt einer Joghurtfab­rik kommt in die Gewerbezon­e Wolser ein Distributi­onszentrum von Vodafone.
Foto: Vodafone Statt einer Joghurtfab­rik kommt in die Gewerbezon­e Wolser ein Distributi­onszentrum von Vodafone.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg