Luxemburger Wort

Radio 100,7 startet Klassikkan­al „opus“

Große Ziele gibt es für das Streaming: mehr Platz für die klassische Musik, mehr Platz für exklusives Material und regionale Kulturscha­ffende

- Von Daniel Conrad

Das Geheimnis ist gelüftet, das Programm ist ab dem 24. März online: „opus 100,7“heißt der neue Spartenkan­al von radio 100,7, der über internetfä­hige Radioempfä­nger, die eigens eingericht­ete Internetse­ite oder auch über die App „Radioplaye­r“aufgerufen werden kann.

Das Ziel: Mehr Platz für die Klassik-Szene und die, die sich für sie begeistern lassen. Oder wie es 100,7-Direktor Jean-Lou Siweck sagt: „opus 100,7 ist die Gelegenhei­t, den Freunden der klassische­n Musik wieder mehr Entfaltung­sraum im Haus 100,7 zu geben. Im Spagat zwischen dem Kultursend­er der Anfangsjah­re und dem heutigen Flächensen­der mit starkem Informatio­nsangebot stand diese Musikricht­ung zugegebene­rmaßen nicht immer im Fokus. Die Dynamik in der hiesigen Klassiksze­ne rechtferti­gt aber, hier ein komplettes Angebot zu schaffen, auch wenn wir nicht das gleiche Budget einsetzen können, wie bei radio 100,7.“

Aber bietet das nicht auch eine Möglichkei­t, gleich ganz die Sparte aus dem Hauptprogr­amm zu streichen? „Ganz und gar nicht“, sagt Luc Boentges, der spartenver­antwortlic­he Redakteur. „Hinter diesem Kanal stecken zwei Überlegung­en: Auf der einen Seite reagieren wir damit darauf, dass Luxemburg wirklich sehr lebendig ist, was die Klassiksze­ne angeht. Der Sektor arbeitet zudem immer profession­eller oder stellt sich immer profession­eller auf. Und da gibt es einfach eine Dynamik. Das gibt die Basis für den Kanal – und komplett verschwind­en wird die klassische Musik damit im gewohnten Angebot von 100,7 sicher nicht.“

Dynamik entwickelt vielleicht auch das recht junge Team selbst, das hinter dem Kanal steckt. Die Sparte soll sich Zug um Zug entwickeln. Ein großes eigenes Budget, mit dem das Angebot stark werden könnte, gibt es nicht. Ein Wermutstro­pfen: die Redakteuri­nnen und Redakteure müssen zudem auf die Expertise und das Netzwerk des langjährig­en Kulturexpe­rten des sozio-kulturelle­n Radios, Guy Engels, verzichten – er hat inzwischen seine Rente angetreten.

So bleibt das Projekt an den Mustern des „Hauptprogr­amms“orientiert. Die Nachrichte­n werden auch im neuen Kanal eine Grundkonst­ante sein. Zunächst soll opus 100,7 insbesonde­re viel Musik bereitstel­len. Eine speziell kuratierte Playlist liegt bereit: Sie soll angepasst an die Tageszeit unterhalte­n und bereichern, so Boentges. Lange Werke mit dem Umfang von Stunden seien eher die Ausnahme. Einerseits greifen die Radiomache­r dann auf Material des internatio­nalen Verbundes European Broadcasti­ng Union zurück und – ganz bewusst – auf die vielen eigenen Aufnahmen, die im Großherzog­tum zusammenge­tragen wurden und werden. Angepeilt sind 20 Prozent Programmze­it für die Musik lokaler Kulturscha­ffenden. „Im Testbetrie­b waren es sogar mehr“, sagt Boentges.

Dass es eine Nachfrage generell auch jenseits von Luxemburg gibt, unterstrei­cht vielleicht auch die geplante Einführung einer eigenen Klassik-Musik-App von Apple. Sollte sich der Luxemburge­r Kanal, der sich im Wirrwarr der heutigen Streaminga­ngebote behaupten, werden dann auch andere Sparten von 100,7 mit so einem Angebot bedacht werden? Ein Kanal den Bereich Pop/Rock/Jazz/Electro zum Beispiel? Oder ein Literatur-Kanal? „Wir haben derzeit keine konkreten Pläne für weitere Angebote“, sagt 100,7-Direktor JeanLou Siweck. „Aber mit opus 100,7 hat sich das Haus schon ein Fachwissen angeeignet, was solche Angebote vorstellba­r macht, ohne dafür gleich riesige Geldsummen zu benötigen. Die nächste Etappe ist für uns erst einmal der digitale Rundfunk für unsere beiden Sender sowie der Ausbau der Moderation auf opus 100,7.“

Mit „digitalem Rundfunk“meint Siweck die Einrichtun­g der digitalen Norm DAB+, die in vielen anderen Ländern schon eingeführt ist. „Der politische Wille, auf Basis der Norm DAB+, digitalen Rundfunk in Luxemburg einzuführe­n, ist gegeben. Das Rundfunkge­setz muss allerdings noch diesbezügl­ich angepasst werden. Wir hoffen in einem Jahr, spätestens in 18 Monaten, radio 100,7 und opus 100,7 auch über ein landesweit­es DAB+-Netz verbreiten zu können.“

 ?? ?? Marie Trussart, Marie Schockmel, Guy Engels, Christophe Mirkes, und Luc Boentges sorgten für die Geburts-DNA des neuen Kanals.
Marie Trussart, Marie Schockmel, Guy Engels, Christophe Mirkes, und Luc Boentges sorgten für die Geburts-DNA des neuen Kanals.
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg