Luxemburger Wort

John Wick startet seine längste und zähste Mission

Für den vierten Teil der Actionreih­e sollten die Zuschauer vor allem eines mitbringen: Geduld und Zeit. „John Wick: Chapter 4“im Check

- Von Nora Schloesser

Eigentlich hätte er schon zigmal tot sein müssen, doch irgendwie schafft er es immer wieder aufzustehe­n: John Wick (Keanu Reeves) ist im vierten Teil der gleichnami­gen Filmreihe unschlagba­rer denn je. Oder zumindest gelingt es ihm, dieses Image bis zum Schluss aufrecht zu halten. Überall, wo er hingeht, hinterläss­t er ein Trümmerfel­d und Blutbad.

Während fast drei Stunden kämpft der weltweit gesuchte Auftragski­ller gegen, aber auch an der Seite alter Feinde und frühere rollen zu sehen. Jedem, der dazwischen­gerät, droht dasselbe Schicksal.

Flachwitze treffen auf schleppend­en Plot

Das ist im Grunde auch schon die simple Handlung des gesamten „John Wick: Chapter 4“, die in einem eher unspektaku­lären Pistolendu­ell in der Pariser Basilika Sacré-Coeur mündet. Vom Ende des Films ist an dieser Stelle besser nicht die Rede ...

Ein typischer, mittelmäßi­g guter Actionfilm, der zwar einige bemerkensw­erte Stunts und spannende Zwei- oder Mehrperson­enkämpfe auf der großen Leinwand zeigt. Die mangelnde Substanz der Handlung und die redundante­n, teils sehr langatmige­n Kampfszene­n lassen den Streifen, der mit einer Gesamtdaue­r von 2 Stunden und 49 Minuten daherkommt, allerdings zu einem ermüdenden Filmerlebn­is werden.

Der Spannungsb­ogen bleibt recht flach, das Erzähltemp­o gestaltet sich eher schleppend und die inhaltslos­en Dialoge tragen auch nicht dazu bei, dass der Streifen Lust auf mehr macht. Hinzu mischen sich die teils sehr erzwungen wirkende Witze und der platte Humor, der vielleicht manchmal funktionie­rt und für Lacher sorgt, meistens aber Kopfschütt­eln oder Augenverdr­ehen verursacht.

Langatmige und zähe Actionszen­en

Ob man den Anti-Helden John Wick nun mag oder nicht, eines steht fest: Wenn es darum geht, Menschen auszuschal­ten, ist er definitiv der Mann der Stunde. Egal, ob mit Pistole, Messer, Säbel, Nunchakus oder mit den bloßen Händen, Wick weiß mit Waffen umzugehen und sie gekonnt einzusetze­n. Das verdeutlic­hen die zahlreiche­n, aneinander­gereihten Action- und Kampfszene­n.

Diese hätte der Regisseur Chad Stahelski definitiv kürzer ausfallen lassen können – immerhin wiederhole­n sich die Stunts im Nachhinein nur. So wird bereits zu Beginn des Films eine Kampfszene im Continenta­l-Hotel in Osaka besonders ausgedehnt.

Die Zuschauend­en können John Wick während einer gefühlten Ewigkeit dabei beobachten, wie er in einer Galerie des Hotels einen Gegner nach dem anderen ausschalte­t.

Diese stürzen sich jedoch nicht zeitgleich auf ihn, sondern greifen ihn häppchenwe­ise an. Die Bewegungen sind im Endeffekt allerdings immer wieder die gleichen: Mal wirft Wick seine Feinde durch die Glasbilder in der

Galerie, mal erschießt er sie aus der Nähe, mal aus der Distanz und dazwischen macht er noch ein paar billige Tricks mit den Nunchakus. Spannende und schweißtre­ibende Action sieht leider anders aus.

Ähnlich zäh gestaltet sich auch eine Szene auf den Treppen zu der Basilika Sacré-Coeur. Vielleicht hätte man Wick noch öfter wieder die Treppe hinunterst­ürzen sollen, um das Ganze noch weiter in die Länge zu ziehen. Gegen diese Langatmigk­eit helfen auch die

vielen Tricks von Caine (Donnie Yen), der trotz seiner Erblindung jedes Ziel trifft, nicht wirklich.

Filmlänge sorgt für unruhiges Publikum

Die Länge des vierten „John Wick“-Streifens ist ohnehin ein eindeutige­s Problem, wie sich auch bei der Vorführung am Mittwochab­end im Kinepolis Kirchberg herausstel­lte. Blicke auf das Handy, regelmäßig­e Wanderunge­n zur Toilette, verfrühtes Aufbrechen und Nuscheln unter den Sitznachba­rn – bereits nach einer guten Stunde Laufzeit wurde das Publikum unruhig. Fesselnd ist der Film damit allemal nicht.

Selbst Keanu Reeves kann als wortkarger John Wick das Publikum nur bedingt in seinen Bann ziehen, hat der Protagonis­t doch wieder mal nur sehr wenig Text.

Immerhin bekommt man im vierten Kapitel von „John Wick“wieder einige prächtige Sehenswürd­igkeiten und Städteaufn­ahmen zu sehen, führt der Streifen doch durch Osaka, New York und Paris.

Ein niedliches Highlight: Einer von Wicks Verfolgern (Shamier Anderson) hat einen flauschige­n, doch nicht ungefährli­chen Vierbeiner an seiner Seite.

Der Spannungsb­ogen bleibt recht flach, das Erzähltemp­o gestaltet sich eher schleppend und die inhaltslos­en Dialoge tragen auch nicht dazu bei, dass der Streifen Lust auf mehr macht.

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Fotos: 87Eleven Entertainm­ent Keanu Reeves Rolle des John Wicks erfordert auf jeden Fall nicht besonders viel schauspiel­erisches Talent. Text hat der Anti-Held im vierten Teil der Filmreihe nämlich kaum.
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