John Wick startet seine längste und zähste Mission
Für den vierten Teil der Actionreihe sollten die Zuschauer vor allem eines mitbringen: Geduld und Zeit. „John Wick: Chapter 4“im Check
Eigentlich hätte er schon zigmal tot sein müssen, doch irgendwie schafft er es immer wieder aufzustehen: John Wick (Keanu Reeves) ist im vierten Teil der gleichnamigen Filmreihe unschlagbarer denn je. Oder zumindest gelingt es ihm, dieses Image bis zum Schluss aufrecht zu halten. Überall, wo er hingeht, hinterlässt er ein Trümmerfeld und Blutbad.
Während fast drei Stunden kämpft der weltweit gesuchte Auftragskiller gegen, aber auch an der Seite alter Feinde und frühere rollen zu sehen. Jedem, der dazwischengerät, droht dasselbe Schicksal.
Flachwitze treffen auf schleppenden Plot
Das ist im Grunde auch schon die simple Handlung des gesamten „John Wick: Chapter 4“, die in einem eher unspektakulären Pistolenduell in der Pariser Basilika Sacré-Coeur mündet. Vom Ende des Films ist an dieser Stelle besser nicht die Rede ...
Ein typischer, mittelmäßig guter Actionfilm, der zwar einige bemerkenswerte Stunts und spannende Zwei- oder Mehrpersonenkämpfe auf der großen Leinwand zeigt. Die mangelnde Substanz der Handlung und die redundanten, teils sehr langatmigen Kampfszenen lassen den Streifen, der mit einer Gesamtdauer von 2 Stunden und 49 Minuten daherkommt, allerdings zu einem ermüdenden Filmerlebnis werden.
Der Spannungsbogen bleibt recht flach, das Erzähltempo gestaltet sich eher schleppend und die inhaltslosen Dialoge tragen auch nicht dazu bei, dass der Streifen Lust auf mehr macht. Hinzu mischen sich die teils sehr erzwungen wirkende Witze und der platte Humor, der vielleicht manchmal funktioniert und für Lacher sorgt, meistens aber Kopfschütteln oder Augenverdrehen verursacht.
Langatmige und zähe Actionszenen
Ob man den Anti-Helden John Wick nun mag oder nicht, eines steht fest: Wenn es darum geht, Menschen auszuschalten, ist er definitiv der Mann der Stunde. Egal, ob mit Pistole, Messer, Säbel, Nunchakus oder mit den bloßen Händen, Wick weiß mit Waffen umzugehen und sie gekonnt einzusetzen. Das verdeutlichen die zahlreichen, aneinandergereihten Action- und Kampfszenen.
Diese hätte der Regisseur Chad Stahelski definitiv kürzer ausfallen lassen können – immerhin wiederholen sich die Stunts im Nachhinein nur. So wird bereits zu Beginn des Films eine Kampfszene im Continental-Hotel in Osaka besonders ausgedehnt.
Die Zuschauenden können John Wick während einer gefühlten Ewigkeit dabei beobachten, wie er in einer Galerie des Hotels einen Gegner nach dem anderen ausschaltet.
Diese stürzen sich jedoch nicht zeitgleich auf ihn, sondern greifen ihn häppchenweise an. Die Bewegungen sind im Endeffekt allerdings immer wieder die gleichen: Mal wirft Wick seine Feinde durch die Glasbilder in der
Galerie, mal erschießt er sie aus der Nähe, mal aus der Distanz und dazwischen macht er noch ein paar billige Tricks mit den Nunchakus. Spannende und schweißtreibende Action sieht leider anders aus.
Ähnlich zäh gestaltet sich auch eine Szene auf den Treppen zu der Basilika Sacré-Coeur. Vielleicht hätte man Wick noch öfter wieder die Treppe hinunterstürzen sollen, um das Ganze noch weiter in die Länge zu ziehen. Gegen diese Langatmigkeit helfen auch die
vielen Tricks von Caine (Donnie Yen), der trotz seiner Erblindung jedes Ziel trifft, nicht wirklich.
Filmlänge sorgt für unruhiges Publikum
Die Länge des vierten „John Wick“-Streifens ist ohnehin ein eindeutiges Problem, wie sich auch bei der Vorführung am Mittwochabend im Kinepolis Kirchberg herausstellte. Blicke auf das Handy, regelmäßige Wanderungen zur Toilette, verfrühtes Aufbrechen und Nuscheln unter den Sitznachbarn – bereits nach einer guten Stunde Laufzeit wurde das Publikum unruhig. Fesselnd ist der Film damit allemal nicht.
Selbst Keanu Reeves kann als wortkarger John Wick das Publikum nur bedingt in seinen Bann ziehen, hat der Protagonist doch wieder mal nur sehr wenig Text.
Immerhin bekommt man im vierten Kapitel von „John Wick“wieder einige prächtige Sehenswürdigkeiten und Städteaufnahmen zu sehen, führt der Streifen doch durch Osaka, New York und Paris.
Ein niedliches Highlight: Einer von Wicks Verfolgern (Shamier Anderson) hat einen flauschigen, doch nicht ungefährlichen Vierbeiner an seiner Seite.
Der Spannungsbogen bleibt recht flach, das Erzähltempo gestaltet sich eher schleppend und die inhaltslosen Dialoge tragen auch nicht dazu bei, dass der Streifen Lust auf mehr macht.