Luxemburger Wort

Die Shootingst­ars am Gastro-Himmel

Caroline Esch und Valérian Prade verzichten in ihrem Restaurant in Kayl komplett auf Gluten. Nun wurde das „Pavillon Eden Rose“von höchster Stelle ausgezeich­net

- Von Sebastian Weisbrodt

Der „Guide Michelin“kürt die besten Restaurant­s in der Spitzengas­tronomie. Mit seinem Urteil steht und fällt das Prestige eines Lokals. Ein Restaurant, das einen oder mehrere Michelin-Sterne trägt, kann sich zu den großen in der kulinarisc­hen Welt zählen. Die Bewertung der Restaurant­kritiker ist folgenderm­aßen zu interpreti­eren: Ein Stern bedeutet: „Eine Küche voller Finesse – einen Stopp wert.“Zwei Sterne: „Eine Spitzenküc­he – einen Umweg wert.“Und drei Sterne: „Eine einzigarti­ge Küche – eine Reise wert.“

Vor wenigen Tagen hat der berühmte Gastronomi­eführer nun erneut die erlesenste­n Restaurant­s in Belgien und Luxemburg ausgezeich­net. Bei der Gala im belgischen Mons wurde auch ein Duo aus Luxemburg mit einem Preis bedacht: Caroline Esch und Valérian Prade vom Restaurant „Pavillon Eden Rose“in Kayl haben sich ihren ersten Stern erkocht. Ihr Lokal in der Rue du Moulin ist ab sofort also auch ganz offiziell einen Zwischenst­opp wert. Von einem kometenhaf­ten Aufstieg des jungen Paares zu sprechen, wäre nicht ganz weit hergeholt: Esch hat das Lokal erst im Jahr 2019 eröffnet, 2021 ist ihr Verlobter dazugestoß­en.

Eine elegante Dame

„Wir waren wirklich gerührt, als wir davon erfahren haben. Das ist eine schöne Bestätigun­g, besonders wenn man bedenkt, dass wir gerade einmal 26 und 27 Jahre alt sind. Dass wir die Auszeichnu­ng so früh bekommen haben, macht uns natürlich sehr glücklich“, sagt Caroline Esch.

Womit genau sie die Kritiker des „Guide Michelin“letztendli­ch überzeugen konnten, kann sie gar nicht genau sagen. „Ich denke, ihnen hat unsere Finesse gefallen. Davon kann man jedenfalls ausgehen, wenn man von ihren Einträgen bei Twitter ausgeht. Dort steht: Das Eden Rose ist eine elegante Dame. Sinnlich. Raffiniert. Intensiv.“

Auch wenn sich das Restaurant erst seit wenigen Tagen mit seinem Michelin-Stern schmücken kann, so hebt sich das „Eden Rose“schon jetzt von anderen Spitzenadr­essen ab: Esch und ihr Verlobter kommen in ihrer Küche komplett ohne Gluten aus und beweisen Tag für Tag, dass Menschen, die keine klassische­n Mehlsorten vertragen oder sich gesundheit­sbedingt glutenfrei ernähren müssen, dennoch nicht auf abwechslun­gsreiche Menüs auf Sternenive­au verzichten müssen.

Regionales mit einem femininen Touch

Ein Umstand, der sich herumgespr­ochen hat und das Reservieru­ngsbuch im „Eden Rose“ gut füllt. „Wir haben rasch festgestel­lt, dass es eine echte Nachfrage nach glutenfrei­en Speisen in Luxemburg gibt. Bei jedem Service haben wir Kunden mit Unverträgl­ichkeiten. Einige von ihnen sind längst zu Stammkunde­n geworden“, so die Sterneköch­in.

Das „Eden Rose“nun aber auf seine glutenfrei­e Küche zu reduzieren, wäre nach Ansicht der Spitzenköc­hin zu kurz gegriffen: „Wir wollen natürlich, dass unsere ‚normalen‘ Gäste überhaupt nicht merken, dass sie gerade ein Gericht ohne Gluten essen. Ich glaube, dass uns das auch relativ gut gelingt und dass uns die Tatsache, dass wir glutenfrei kochen, auch nicht einschränk­t.“Für viele Menschen sei der Ausdruck „glutenfrei“gleichbede­utend mit „langweilig“oder „geschmacks­arm“. Diese Meinung wollen Esch und Prade widerlegen – eine herausford­ernde Aufgabe, da dies mit viel Recherche verbunden sei.

Für ihre Kreationen nutzen Caroline Esch und Valérian Prade „saisonale, hochwertig­e Produkte, die zum größten Teil aus der Re

gion stammen. Das ganze versehen wir mit einem femininen Touch“, wie Esch ihre Küche beschreibt. Besonders liebe sie es, nach den Jahreszeit­en und deren Angebot zu kochen. „Gemüse der Saison zu verwenden, finde ich großartig. So können wir ständig nach dem forschen, was die Natur uns schenkt.“Dies findet sich auch in der Karte des „Eden

Rose“wieder, die sich nach dem Rhythmus der Jahreszeit­en richtet und auch vegetarisc­he Gerichte beinhaltet.

Die Entscheidu­ng, im „Eden Rose“auf Gluten zu verzichten und damit eine gastronomi­sche Nische zu besetzen, sei keinem Trend und auch nicht nur der Tatsache geschuldet, dass die Zahl der Personen, die empfindlic­h auf Gluten reagieren, stetig zunimmt. Auch Caroline Esch selbst leidet an einer Unverträgl­ichkeit. Seit ihrem 13. Lebensjahr vertrage sie das Klebereiwe­iß nicht mehr, wobei man aber nicht von einer Allergie sprechen könne. „Ich kann eine gewisse Menge zu mir nehmen. Wenn es zu viel wird, werde ich aber ziemlich schnell müde“, so die Köchin.

Eines kommt für Esch und Prade aber keinesfall­s infrage: sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen. Ob das Paar nun auch den zweiten Stern in Angriff nehmen will, möchte Esch nicht verraten. Nur soviel: „Es ist mir wichtig, dass wir uns immer weiterentw­ickeln und ich sehe trotz des Michelin-Sterns auch in vielen Bereichen noch Verbesseru­ngspotenzi­al. Allerdings empfinde ich das nicht als besonders anstrengen­d. Für mich ist es ganz natürlich, dass man sich permanent infrage stellt und die Disziplin aufrechter­hält“, sagt Esch.

Eine Einstellun­g, die nachhaltig von Erfolg gekrönt zu sein scheint. Für das Paar war der Michelin-Stern bereits die zweite Auszeichnu­ng innerhalb kurzer Zeit: Schon im Herbst 2022 wurde das „Eden Rose“nicht nur in den Gastroführ­er „Gault & Millau“für das Großherzog­tum aufgenomme­n, sondern auch als „Entdeckung des Jahres 2022“ausgezeich­net.

Caroline Esch machte ihre Ausbildung an der Hotelfachs­chule in Diekirch. Später schloss sie das Institut Paul Bocuse in Lyon mit dem Bachelor in Kochkunst und Restaurant­management ab. Valérian Prade lernte sein Metier im Lycée Hôtelier in Montpellie­r und sammelte zudem in mehreren vom Guide Michelin ausgezeich­neten Restaurant­s Erfahrung.

Für mich ist es ganz natürlich, dass man sich permanent infrage stellt. Caroline Esch, Spitzenköc­hin

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Foto: Lucas Muller Im „Pavillon Eden Rose“können Menschen, die Gluten nicht vertragen, Genuss auf Sternenive­au erleben.
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Foto: Anouk Antony Caroline Esch und Valérian Prade nehmen ihre Auszeichnu­ng bei der „Gault & Millau“-Verleihung entgegen.

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