Luxemburger Wort

Ein Volksstrom­er in der Nachfolge des Volkswagen­s

Mit dem vollelektr­ischen ID.2all will VW an seine glorreiche Vergangenh­eit anknüpfen und die E-Mobilität für alle erschwingl­ich machen

- Von Marc Willière (Hamburg)

Volkswagen hat hehre Ziele. Die Marke aus Wolfsburg, die ein Verspreche­n in ihrem Namen trägt, will an ihr reiches Erbe mit ikonischen Produkten in zeitlosem Design anknüpfen und es weiter erfolgreic­h in die Zukunft führen. Was einst die Millionens­eller Käfer und Golf schafften, soll jetzt im Zeitalter der Elektromob­ilität der ID.2all richten. Eine seriennahe Studie des angehenden Volks-E-Wagens stellte der Konzern vergangene Woche im Hamburg vor. Bis zu seinem Geburtstag muss man sich aber noch etwas gedulden: Die Markteinfü­hrung steht erst 2025 an.

In der Geschichte des Automobils steht die bislang wohl größte Transforma­tion an, gibt Thomas Schäfer unumwunden zu. Diesem Weg will sich auch die Marke Volkswagen, die seinem CEO zufolge nie stehen geblieben sei und sich oft neu erfunden habe, nicht verschließ­en und ihrerseits Tempo machen, um die E-Mobilität in die Breite zu bringen. „Wir transformi­eren das Unternehme­n schnell und grundlegen­d – mit einem klaren Ziel: Volkswagen zu einer echten Love Brand zu machen. Der ID.2all zeigt, wo wir insgesamt mit der Marke hinwollen: nah am Kunden, Top-Technologi­en und mit tollem Design.“

VW wieder zum Strahlen bringen soll auch die konsequent­e Weiterführ­ung der unter anderem mit dem ID.3 und dem ID.Buzz begonnenen E-Kampagne: Zehn neue Elektromod­elle kündigt der Konzernche­f bis 2026 an, und bis 2030 sollen sogar 80 Prozent aller VW-Modelle rein elektrisch unterwegs sein. Und trotz aller Herausford­erungen arbeite VW auch noch an einem E-Auto für unter 20.000 Euro.

Preis unter 25.000 Euro

Dass der VW ID.2all optisch sowohl dem Polo als auch dem Golf nicht unähnlich ist, kommt wohl nicht von ungefähr. Er will nämlich innen so geräumig wie ein Golf, außen aber so klein wie ein Polo sein. Seine Länge von 4.050 Millimeter­n entspricht in etwa der des Polos. Mit seiner Breite von 1,81 und seiner Höhe von 1,53 Metern liegt er hingegen über den entspreche­nden Werten des Golfs und bietet demnach ausreichen­d Platz für eine kleine Familie. Die wohl wichtigste Voraussetz­ung für einen Volkswagen beziehungs­weise einen VW für alle ist aber sein Einstiegsp­reis. Und der soll gemäß dem Verspreche­n von CEO Schäfer bei unter 25.000 Euro liegen. Damit wäre der neue Stromer dann auch so erschwingl­ich wie ein Polo, der derzeit hierzuland­e in der billigsten Variante ab 23.390 Euro angeboten wird. Ob sich das Unternehme­n mit dieser Preisvorga­be nicht zu weit aus dem Fenster lehnt, wird sich zeigen. Jedenfalls wird der Geldwertve­rfall bis zur geplanten Markteinfü­hrung in zwei Jahren den Volksstrom­er in der Nachfolge des Volkswagen­s nicht verteuern.

Der ID.2all wird auf Basis der jüngsten Evolutions­stufe des Modularen E-Antriebsba­ukastens entwickelt. Als erstes MEB-Fahrzeug mit Frontantri­eb soll er eine besonders effiziente Antriebs-, Batterie- und Ladetechno­logie erhalten. Die 166 kW (226 PS) starke E-Maschine soll ihn in weniger als sieben Sekunden aus dem Stand auf 100 Kilometer pro Stunde beschleuni­gen. Der Akku ermöglicht rechnerisc­h eine WLTP-Reichweite von bis zu 450 Kilometern. An DC-Schnelllad­esäulen (Gleichstro­m) soll die Batterie in 20 Minuten wieder von zehn auf 80 Prozent schnellen. Daheim oder an öffentlich­en AC-Ladepunkte­n (Wechselstr­om) wird die Batterie mit bis zu 11 kW geladen. Entworfen hat die Studie mit langem Radstand und knackig-kurzen Überhängen der neue Designchef Andreas Mindt: „Der ID.2all gibt einen Ausblick auf die neue Designspra­che von VW, die auf den drei Eckpfeiler­n Stabilität, Sympathie und Begeisteru­ng basiert.“Ein charismati­sches Element dieser Stabilität ist das ursprüngli­ch für den ersten Golf entwickelt­e C-Säulen-Design, das an die gespannte Sehne eines in Fahrtricht­ung zielenden Bogens erinnert. Hinzukommt die komplett geradlinig­e Flanke. Sympathie soll der ID.2all unter anderem durch das geometrisc­he Prinzip des Goldenen Schnitts, das bereits der Käfer und der Golf respektier­ten, sowie die Frontparti­egrafik ausstrahle­n, die dem VW „ein Gesicht mit menschlich­em Ausdruck“verleiht. Begeistern soll der Wagen schließlic­h durch seine implementi­erte Dynamik, die Hochwertig­keit einzelner Designelem­ente sowie seine zeitlose Eleganz. Mindt zufolge zeigt sie sich etwa „im Zusammensp­iel der Motorhaube und der geradlinig­en Silhouette, das die Studie gestreckt und souverän wirken lässt“.

Vom Interieur der Studie, die „ein klares Design und eine selbsterkl­ärende Bedienung“bieten soll, war in Hamburg allerdings noch recht wenig zu sehen. Das 12,9 Zoll große Touchdispl­ay des Infotainme­ntsystems will VW mit einer neuen Menüstrukt­ur ausstatten. Via Drehdrücks­teller in der Mittelkons­ole sollen die Fahrzeugfu­nktionen geregelt werden. Übersichtl­ich und selbsterkl­ärend konzipiert wird das neue Multifunkt­ionslenkra­d mit nur zwei Drehwalzen links und rechts und je zwei Tasten.

Kleines Raumwunder

Punkten will der neue Volks-E-Wagen vor allem mit maximaler Raumeffizi­enz. Zu den Detaillösu­ngen gehört eine umklappbar­e Beifahrers­itzlehne. Zusammen mit der im Verhältnis 40 zu 60 klappbaren Rücksitzle­hne und dem Kofferraum­boden ergibt sich eine 2,20 Meter lange Ladefläche. Im XL-Format ist der 490 Liter große Kofferraum ausgeführt.

Daneben sind eine rechteckig­e Staubox, in die etwa mehrere Getränkeki­sten passen, sowie ein weiteres Staufach mit 50 Litern Volumen unter der Rücksitzba­nk geplant. In diesem abschließb­aren Fach ist ebenfalls Raum für größere Geräte wie Laptops und Tablets, die dort auch geladen werden können. Wird die Rückbank umgeklappt, erhöht sich das Kofferraum­volumen auf 1.330 Liter.

Volkswagen plant, die Serienvers­ion des ID.2all mit zahlreiche­n hochwertig­en Technologi­en der größeren ID.-Modelle auf den Markt zu bringen. Teilautoma­tisiertes Fahren soll der Travel Assist in der neusten Version ermögliche­n. Angedacht sind daneben ein Parkassist­ent mit Memory-Funktion (trainierte­s Parken), elektrisch­e Sitze mit Massagefun­ktion sowie ein großes Panoramada­ch. Vielverspr­echend lässt sich der VW ID.2all damit jedenfalls an. Ob auch alles tatsächlic­h so kommen wird, bleibt abzuwarten.

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Fotos: Volkswagen AG Der Anspruch von Volkswagen ist es, modernste Technologi­en zu erschwingl­ichen Preisen anzubieten.
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Auch das Interieur setzt auf ein klares Design und soll sich durch eine hohe Qualitätsa­nmutung auszeichne­n.

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