Nazarii Gorbatiouk erlebt mit Bissen ein Déjà-vu im Pokal
Wie im Vorjahr ist die Mannschaft aus der zweiten Volleyball-Division im Halbfinale der Coupe de Luxembourg. Doch der Außenseiter ist stärker geworden
Etwas kurios ist es schon. Die Volleyballer des VC Bissen sind wieder dabei. Zum zweiten Mal hintereinander stehen sie als krasser Außenseiter im Halbfinale der Loterie Nationale Coupe de Luxembourg. Wieder hatten sie großes Losglück und der Weg ins Final Four war sogar der gleiche wie vor einem Jahr.
Für die Mannschaft ist es ein Déjà-vu, doch sie hat sich auch verändert. „Sie ist etwas reifer geworden. Die Spieler, die in der vergangenen Saison schon da waren, haben viel gelernt“, sagt Spielertrainer Nazarii Gorbatiouk, der sich wie sein Team auf das Halbfinale gegen den VC Fentingen am Freitagabend (20.30 Uhr) freut. „Ich habe nicht erwartet, dass wir zum zweiten Mal so viel Glück bei der Auslosung haben würden“, meint er.
Bissen spielt in der zweiten Division, das ist die dritte Liga Luxemburgs. Gegner Fentingen ist wie die anderen Teilnehmer am Final Four in Walferdingen Vertreter der Novotel Ligue. Im anderen Halbfinale der Männer (18.30 Uhr) stehen sich zuvor Titelverteidiger VC Strassen und der CHEV Diekirch gegenüber.
Bissen hatte wie schon in der Vorsaison im Pokalwettbewerb zunächst ein Freilos und dann im Viertelfinale ein Duell gegen den Ligakonkurrenten VC Steinfort, gegen den sich Gorbatiouks Mannschaft 3:0 durchsetzte. Ein derart extremes Duell wie 2022 ist die aktuelle Halbfinal-Konstellation aber nicht.
Vor einem Jahr trafen die Bissener in ihrer ersten Saison im Männer-Spielbetrieb im Pokal auf Meister Strassen, das dominierende Team der Novotel Ligue. Fentingen ist nicht mehr so stark wie früher, aktuell spielt die Mannschaft in der Auf- und Abstiegsrunde. Und Bissen hat sich in der Zwischenzeit deutlich verbessert. „Unsere Mannschaft ist jetzt wesentlich stärker als letztes Jahr. Wir hatten einige Neuzugänge. So ist der Kader auch breiter geworden“, sagt Präsident Christian Hoscheid.
Wunder erwarten er und die Mannschaft nicht. „Wir haben nicht den Hochmut zu sagen, dass wir Fentingen schlagen können. Wir können aber hoffen, dass wir nicht komplett unter die Räder kommen“, so Hoscheid. In jedem Satz erhält der Außenseiter einen Vorsprung von fünf Punkten. Die Partie gegen Strassen war vor einem Jahr trotzdem in 45 Minuten mit den Satzergebnissen 8:25, 10:25 und 11:25 vorbei gewesen.
„Für meine Spieler ist auch Fentingen ein beeindruckender Gegner. Er spielt zwei Kategorien über uns. Unsere Mannschaft wird ihr Bestes geben, sie soll aber auch Freude haben“, sagt Gorbatiouk, der auf etwas längere Ballwechsel als im Spiel gegen Strassen hofft. „Die Zuschauer können wohl ein bisschen mehr Spiel und Kampf erwarten.“
Auf Aufstiegskurs
Unabhängig vom Ausgang des Halbfinals sind die Bissener im Aufwind. Der Club wurde erst 2016 gegründet und legt großen Wert auf die Jugendarbeit. Das zeigt sich auch daran, dass die Minimes-Mannschaft ins Pokalfinale eingezogen ist. „Der Club ist sehr gut organisiert, was die Jugend und ihre Trainer angeht“, findet Gorbatiouk.
Das Männerteam bestand im Vorjahr überwiegend aus Teenagern der Jahrgänge 2003 bis 2006. Die Mannschaft ist zusammengeblieben, unter anderem bestreiten Jules Clees, Max Frin, Fausto da Luz und Léon Czapor nun ihr zweites Pokal-Halbfinale. Der ehemalige Kapitän Sven Krier musste wegen seiner Abiturvorbereitungen im Training etwas kürzertreten. Fünf Neuzugänge sind dabei, darunter mit Kevin Schneider, William Baum und Atlas Nazari auch drei, die über 20 Jahre alt sind.
Der älteste Spieler ist Trainer Gorbatiouk mit 34 Jahren. Der Franzose, der auch die Luxemburger Nationalität besitzt, war früher Profi in Frankreich und der Ukraine. In der Novotel Ligue wurde er 2019 mit
Diekirch Meister, später war er für Lorentzweiler im Einsatz. Als Zuspieler ist er in einer Schlüsselposition. Er möchte seine Mannschaft noch so lange auf dem Feld unterstützen, bis einer seiner jungen Spieler auch in der schwierigen Steller-Rolle ausreichend Erfahrung hat. „Im Moment muss ich noch helfen. Aber wir sind auf einem guten Weg“, sagt der Coach.
Die Ergebnisse in der Liga zeigen das. Die aktuelle Saison in der zweiten Division ist erst die zweite überhaupt für Bissens Männerteam, doch es ist bereits auf Aufstiegskurs. Am Ende der vergangenen Spielzeit stand es noch im Tabellenkeller, inzwischen ist es der Spitzenreiter. Mit dem 3:0 gegen die zweite Mannschaft von Strassen übernahm Bissen am vergangenen Sonntag die Führung.
Mehr Aufmerksamkeit dürften die Bissener aber im Pokal-Halbfinale bekommen. „Für die Spieler ist es eine Gelegenheit, sich auf nationaler Ebene zu zeigen“, meint Hoscheid. Der Auftritt ist auch eine Belohnung für die harte Arbeit, die sie das ganze Jahr über leisten. Gorbatiouk kann seine jungen Spieler nur loben: „Alle sind immer motiviert, in jedem Training. So etwas findet man nicht oft.“
Ich habe nicht erwartet, dass wir zum zweiten Mal so viel Glück bei der Auslosung haben würden. Nazarii Gorbatiouk