Luxemburger Wort

Joëlle Welfring: Verordnung­en reichen nicht aus

Die UN-Wasserkonf­erenz diese Woche zeigt: Es drohen viele Krisen. Die Umweltmini­sterin geht auf die Lage in Luxemburg ein

- Interview: Marc Schlammes

Grundwasse­r verseucht, Wasserkrei­slauf durchbroch­en, Ökosysteme zerstört: Die Vereinten Nationen zeichneten ein alarmieren­des Bild bei der UN-Wasserkonf­erenz. Umweltmini­sterin Joëlle Welfring (Déi Gréng), die Luxemburg in New York vertrat, erläutert den Zustand der Gewässer hierzuland­e.

Ein UN-Nachhaltig­keitsziel lautet, allen Menschen bis 2030 Zugang zu sauberem Wasser zu gewährleis­ten – was weltweit heute für jeden vierten Menschen nicht der Fall ist. Wie hilft Luxemburg, um dieses Ziel zu erreichen?

Das Thema Wasser und Sanitärver­sorgung ist ein Schwerpunk­t der luxemburgi­schen Entwicklun­gszusammen­arbeit, insbesonde­re in unseren Programmes indicatifs de coopératio­n (PIC); viele Wasserproj­ekte werden von Luxemburg in unseren Partnerlän­dern finanziert, beispielsw­eise das aktuelle PIC Entwicklun­g-Klima-Energie für die Jahre 2021/25 auf den Kapverdisc­hen Inseln. Dies ist das erste PIC, das Teil eines gesamtstaa­tlichen Ansatzes ist, an dem Außenminis­terium, das Ministeriu­m für Umwelt, Klima und nachhaltig­e Entwicklun­g sowie das Energiemin­isterium beteiligt sind.

Ein wichtiger Bestandtei­l dieses Programms ist die Unterstütz­ung des Wasserund Abwasserse­ktors. Es zielt darauf ab, die Verfügbark­eit von Trinkwasse­r, hauptsächl­ich entsalztes Wasser, zu erhöhen und die Kosten zu senken sowie den nachhaltig­en Zugang zu sanitären Einrichtun­gen sicherzust­ellen. Dafür steuert Luxemburg 17 Millionen Euro bei. Auch in anderen Partnerlän­dern wie Niger und Senegal ist das Thema Wasser ein wichtiger Bestandtei­l von Kooperatio­nsprogramm­en.

Hierzuland­e müssen ausbleiben­de Niederschl­äge zunehmend Sorgen bereiten. Wie will, wie soll Luxemburg mittel- und langfristi­g seine Wasservers­orgung sichern, auch mit Blick auf eine stetig wachsende Bevölkerun­g (+/eine Million in 2050)?

Die Klimamodel­le sagen auch voraus, dass die höheren Temperatur­en im Winter zu längeren Vegetation­sperioden führen werden. Dies hat einen Einfluss auf die Grundwasse­rneubildun­g, die vor allem in den Wintermona­ten zwischen Oktober und März stattfinde­t. Längere Vegetation­sperioden führen zu einer Verringeru­ng der Grundwasse­rneubildun­g und damit zu einem Rückgang der Quellschüt­tungen. Dieser Trend ist bereits heute zu beobachten. Quellen sind sehr wichtig, damit Bäche und Flüsse auch in den Sommermona­ten ausreichen­d Wasser führen. Fließende Gewässer mit einer vielfältig­en Fauna und Flora sind für die biologisch­e Vielfalt unverzicht­bar. Nur wenn es den Tieren und Pflanzen gut geht, geht es auch den Menschen gut.

Um zukünftige Engpässe in der Trinkwasse­rversorgun­g zu vermeiden, hat die Regierung eine Strategie entwickelt, die auf drei miteinande­r verbundene­n Säulen basiert: den Schutz der vorhandene­n Ressourcen, Maßnahmen zum Wasserspar­en sowie das Erfassen von zusätzlich­en Ressourcen. Seit 2014 wurden 45 Trinkwasse­rschutzzon­en durch großherzog­lichen Erlass festgelegt, davon eine um den Stausee und 44 um die Quellen und Grundwasse­rbrunnen. Für acht weitere Règlements grand-ducaux läuft das Verfahren aktuell noch.

Der vorsorgend­e Schutz durch Trinkwasse­rschutzgeb­iete ist von großer Bedeutung. Verordnung­en reichen hier nicht aus, vielmehr ist eine aktive Zusammenar­beit vor Ort im Rahmen von Maßnahmenp­rogrammen angebracht. Im Bereich der Landwirtsc­haft sind auch die finanziell­e und beratende Unterstütz­ung sehr wichtig. Der Staat stellt die notwendige­n Mittel zur Verfügung und unterstütz­t neben der klassische­n Agrarförde­rung vor allem die Trinkwasse­rversorger finanziell mit derzeit rund zwei Millionen Euro pro Jahr. Und dieser Betrag soll in Zukunft verdoppelt werden.

Damit diese Maßnahmen ihre Wirkung entfalten und ihre Auswirkung­en auf die Wasserqual­ität abgeschätz­t werden können, ist ein transparen­ter Austausch von Wasserqual­itätsdaten und landwirtsc­haftlichen Daten erforderli­ch. Auf Initiative des Um

Längere Vegetation­sperioden führen zu einer Verringeru­ng der Grundwasse­rneubildun­g und damit zu einem Rückgang der Quellschüt­tungen.

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