Jagd auf Keime und Bakterien
Das Laboratoire de Médecine Vétérinaire de l'Etat in Düdelingen sorgt für gesunde Tiere und sichere Lebensmittel
Im Oktober des vergangenen Jahres wurde die neue Luxemburger Veterinär- und Lebensmittelverwaltung (ALVA) ins Leben gerufen. Sie untersteht dem Landwirtschaftsministerium und umfasst alle Behörden, die für die Nutztiergesundheit und Lebensmittelsicherheit verantwortlich sind. Das staatliche Laboratorium für Veterinärmedizin (LMVE) in Düdelingen gehört zu den wichtigsten Akteuren in diesem Bereich. Am Freitag öffnete es seine Türen.
„Das LMVE ist der Hüter der Tiergesundheit und der Gendarm der Lebensmittelsicherheit“, sagt der Landwirtschaftsminister Claude Hagen (LSAP) beim Rundgang des Laboratoriums. Es sorge dafür, dass das Steak, das auf unseren Teller liegt, nach den strengsten Kriterien für Lebensmittelsicherheit geprüft wurde.
Ansteckende Tierkrankheiten, Zoonosen und Keime
Dr. Manon Bourg, die Chef de Divison des LMVE erklärt die Arbeitsweise im Bereich Tiergesundheit: „Unsere Rolle ist es, ansteckende Tierkrankheiten, pathogene Keime und Zoonosen festzustellen.“Landwirte, Tierärzte und Förster lieferten im Jahr 2022 genau 270.282 einzelne Proben ab, die auf das Vorhandensein von Antikörper, Parasiten, Viren und Bakterien geprüft wurden.
Momentan ist es die Vogelgrippe, die unter den Wildvögeln kursiert und dem LMVE viel Arbeit bereitet. „Der Schutz des Hausgeflügels ist aktuell eine von unseren Prioritäten“, erklärt Dr. Bourg. Davor war es der Kampf gegen die afrikanische Schweinepest. Damals landeten viele Proben von Wildschweinen im LMVE. Das Land war von der Schweinepest verschont geblieben, trotzdem wird bei dem Borstentier sehr genau hingeschaut. „Jedes Haus- oder Wildschwein muss auf Trichinen, winzige Fadenwürmer, getestet werden, ehe das Fleisch für den menschlichen Verzehr freigegeben wird“, erklärt Bourg. Auch das passiert in Düdelingen, rund 5.000 Mal pro Jahr.
„COVID-19 ist ein klares Beispiel für eine Zoonose“
Eine Aufgabe des Laboratoire de Médecine Vétérinaire de l'Etat ist es, Zoonosen, Tierkrankheiten, die auch auf den Menschen überspringen könnten, ausfindig zu machen. „COVID-19 ist ein gutes Beispiel für eine solche Zoonose“, sagte Claude Haagen und kam wieder auf die Vogelgrippe zu sprechen. „Es wurden bereits positive Proben hier gefunden“, bestätigte Dr. Bourg. Doch sei dies eher selten der Fall.
Das sei auch der Grund, warum die Sicherheit im Sezierraum an der ersten Stelle steht. „Die Laboranten müssen zwei Paar Handschuhe, einen Schutzkittel und einen
Gesichtsschutz tragen“, erklärt sie. Doch mit dem mittlerweile weltbekannten Laboratorium im chinesischen Wuhan könne man das LMVE nicht vergleichen. In Düdelingen werde nicht an Tierkrankheiten geforscht, „wir sind ein reines Diagnoselabor“, so Dr. Bourg.
In den Kühlschränken des LMVE würden auch keine gefährlichen Viren oder Bakterien gelagert. Die Proben und die Tierkadaver würden nach der Untersuchung eingefroren und später von einem spezialisierten Abdecker abgeholt, der dann für die rückstandslose Verbrennung verantwortlich ist. „Ein Pandemierisiko gibt es bei uns nicht“, so Dr. Bourg.
Eines der gefährlichsten Viren, denen man im LMVE begegnen könnte, sei das Tollwutvirus. Proben mit Verdacht auf Tollwut würden in einem speziellen Sicherheitslabor untersucht, dessen Türen bei der Besichtigung fest verschlossen blieben. Eine positive Tollwutprobe sei den Laboranten jedoch noch nicht untergekommen. „Den letzten Tollwutfall in Luxemburg gab es im Jahr 1990“, beruhigt Dr. Felix Wildschutz, der Direktor der Veterinärinspektion.
„Aus dem Stall bis auf den Teller“
Zu den Aufgaben des LMVE gehört, neben der Tiergesundheit auch die Lebensmittelsicherheit. „Aus dem Stall bis auf den Teller“, nannte es Claude Haagen. Zu den Aufgaben der Inspektoren des LMVE gehört auch das Einkaufen – es gibt nur eine Beschränkung, die gekauften Lebensmittel müssen tierischen Ursprungs sein. Während der Besichtigung war es ein Hacksteak, das auf Bakterien und Keime untersucht wurde. Insgesamt 1.214 einzelne Lebensmittelproben wurden im Jahr 2022 untersucht.
„In der Regel sind die Lebensmittelproben einwandfrei“, meint die Mitarbeiterin. Das Risiko im Handel auf Produkte zu stoßen, die Lebensmittelinfektionen auslösen können, sei sehr gering. Doch es kommt vor. „Dann lösen wir Alarm aus“, sagt die Mitarbeiterin. Der Händler wird auf die positive Probe aufmerksam gemacht und nimmt dann die beanstandeten Produkte aus dem Verkauf. „Es kann sein, dass wir auch eine Pressemitteilung herausgeben, um die Bevölkerung zu informieren“, so Dr. Felix Wildschutz.
Es gibt in Luxemburg kein Lebensmittel, das der Direktor der Veterinärverwaltung aus Sorge vor Bakterien oder ähnlichen nicht essen würde. Bei rohen Produkten wie beispielsweise filet américain sei das Risiko zwar größer, doch deswegen werde „alles, was wir roh essen, streng kontrolliert„.