Gerson Rodrigues wagt mit Miss Luxembourg 2020 den Sprung ins Modebusiness
Sein lange gehegter Traum wird wahr: Der Luxemburger Fußballnationalspieler und seine Ex-Freundin Emilie Boland stehen mit ihrem Fashionlabel Bogère in den Startlöchern
Nicht selten fallen Fußballer heutzutage abseits des Spielfelds durch ihr ausgeprägtes Faible für Mode auf. Da wären etwa der deutsche Nationalspieler Serge Gnabry, der kürzlich durch seinen Besuch der Pariser Fashion Week für Missmut bei seinem Arbeitgeber, dem FC Bayern, sorgte. Oder der vielfach als „stylishster Fußballer der Welt“betitelte Spanier Héctor Bellerín. Mit Spannung erwarten Fashionfreaks dieser Tage den Launch seiner eigenen Modebrand. Doch er ist nicht der einzige Profisportler, der momentan seinem Markendebüt entgegenfiebert. Der Luxemburger Gerson Rodrigues will gemeinsam mit Ex-Miss-Luxembourg Emilie Boland fashionaffine Menschen mit seinen Entwürfen begeistern.
Emilie Boland, Gerson Rodrigues, Sie bringen demnächst mit Bogère Ihre eigene Modekollektion auf den Markt. Wann ist es soweit?
Boland: Der Launch ist für Mitte bis Ende April geplant, erstmal nur in Form eines Onlineshops. Im Sommer soll dann ein Pop-upStore folgen. Und wenn alles gut läuft, werden wir vielleicht sogar in ein paar Jahren eine eigene Boutique eröffnen.
Sie sind beide von Haus aus keine Designer. Wie sieht bei Ihnen die Rollenverteilung aus?
Boland: Wir kaufen zwar einen Teil der Kollektion hinzu, designen aber auch tatsächlich vieles selbst. Gerson ist dabei eher für die Männersachen zuständig und ich für die Damen. Wobei wir sehr ähnliche Vorstellungen haben und uns gegenseitig Verbesserungsmöglichkeiten vorschlagen. Gerson kümmert sich auch verstärkt ums Marketing, weil er durch sein Dasein als Fußballer mehr in der Öffentlichkeit steht. Ich bin dagegen für die Buchhaltung und alles Organisatorische zuständig.
Wie darf man sich den Designprozess vorstellen?
Rodrigues: (lacht) Da würden sich manche wundern, wenn sie mich sehen. Dann sitze ich nach dem Training da und bin zum Beispiel inspiriert von einem Foto, das ich irgendwo gesehen habe. Meine Idee versuche ich dann so gut es geht zu zeichnen – nicht ganz korrekt, aber ich telefoniere dann mit Emilie, sie gibt ihren Input hinzu und überarbeitet meine Zeichnung noch mal.
Danach schicken wir das Ganze an einen professionellen Designer, damit er ein 3-DModell anfertigen kann. Basierend darauf schauen wir, welche Details wir beibehalten und was wir lieber verändern. Das Schöne dabei ist, dass Emilie und ich oft sehr ähnliche Vorstellungen haben.
Dabei unterscheiden Sie sich in Ihrem persönlichen Style ja doch ein wenig voneinander …
Boland: Ich bin eher klassisch orientiert und sehr elegant, ohne viele Logos ...
Rodrigues: ... und ich mag es etwas jünger und auffälliger. Das bringt mein Beruf auch ein wenig mit sich. Wenn eine Modemarke an einen herantritt, um mit einem zusammenzuarbeiten, dann ist das, was einem zur Verfügung gestellt wird, nie das Dezenteste. Wenn schon, denn schon!
Außerdem waren die Verhältnisse, in denen ich aufgewachsen bin, nicht so einfach: Die Dinge, die ich mir kaufen wollte, konnte ich mir nicht leisten. Nachdem ich dann die entsprechenden Möglichkeiten hatte, dachte ich mir: „Wenn ich mir schon etwas leiste, dann soll es auch auffallen!“Wobei sich das inzwischen mit dem Alter etwas gelegt hat. Ich investiere immer noch gerne, zeige es aber weniger.
Was erwartet uns bei Bogère?
Boland: Unser Angebot umfasst bereits 500 Produkte: Für Frauen sind es circa 25 Outfits, für Männer 30. Und daneben gibt’s auch noch eine Unisex-Kollektion. Stilistisch geht es in zwei Richtungen: Zum einen gibt es die etwas eleganteren Outfits, mit denen man ins Restaurant oder ins Büro gehen könnte. Und daneben finden sich etwas gemütlichere, lässigere Teile, Jogginghosen und Hoodies etwa.
Welche Zielgruppe schwebt Ihnen vor?
Boland: Wir wollten bewusst nicht in den Luxusbereich gehen. Unser Ziel war von Anfang an, eine für jeden zugängliche Kollektion zu kreieren, da wir beide viele relativ junge Fans haben, die uns wie im
Fall von Gerson nicht nur sportlich, sondern auch modisch nacheifern. Wir wollen deshalb auch primär die Jugendlichen ansprechen und junge Erwachsene bis um die 30 Jahre.
Wie sind Sie überhaupt darauf gekommen, gemeinsam Mode zu kreieren?
Rodrigues: Als Emilie und ich noch zusammen waren, habe ich ihr von meinem Traum erzählt, eine eigene Kollektion zu kreieren. Ich hatte schon immer ein Faible für Mode, liebe es meine Outfits zu wechseln und immer wieder was Neues zu tragen, um ein möglichst gutes Bild abzugeben. Auch, weil ich durch meinen Beruf viel vor der Kamera stehe. Mein Traum war jedoch bislang daran gescheitert, dass ich einfach keine Zeit habe, mich um die ganzen Papiere zu kümmern. Emilie meinte aber sofort, wir könnten uns zusammentun und versuchen, meine
Idee gemeinsam zu realisieren.
Am Anfang stand meine Marke Ger10 – wobei die eher sportlich ausgerichtet war – eher für Kinder im Fußballbereich. Schließlich sind wir aber bei Bogère gelandet – „Bo“für Boland, „gèr“für Gerson und das „e“am Schluss für Emilie. Jedem sind drei Buchstaben zugeordnet, entsprechend ist auch jeder 50/50 involviert.
Sie waren bis vor ein paar Monaten ein Liebespaar. Ist es Ihnen nicht schwergefallen,
nach der Trennung beruflich weiter zusammenzuarbeiten?
Rodrigues: Für uns war das kein Problem. Wir haben uns weiter gut verstanden. Natürlich kamen Fragen auf, wie das Ganze künftig ablaufen soll. Aber das Projekt aufzugeben, kam für uns nie infrage. Schließlich ist es nicht nur mein Traum, sondern auch ihrer. Deshalb haben wir eine kleine Auszeit voneinander genommen und uns dann wieder zusammengesetzt. Und ich kann sagen: Unsere Zusammenarbeit läuft doch sehr gut!
Wann hat sich die Begeisterung für Mode bei Ihnen bemerkbar gemacht?
Boland: Das hat angefangen, als ich noch sehr klein war. Meine Mutter war immer sehr stylish – sie trug die neusten Kleider und Taschen, die ich mir ab einem gewissen Zeitpunkt ausgeliehen habe, um zur Schule zu gehen. Dort habe ich aufgrund meines Stils sehr viel Aufmerksamkeit erhalten.
Mit 16 Jahren wurde ich dann von einer großen Modelagentur entdeckt, woraufhin ich zum Beispiel für Jean-Paul Gaultier und Dsquared gearbeitet habe. Und wenn man sich einmal in der Branche bewegt, dann bleibt man meist auch dabei – sei es, dass man später vielleicht Fotograf, Make-up-Artist oder eben Designer wird.
Rodrigues: Das ist im Fußball nicht anders: Wenn man seine Karriere als Spieler beendet, wird man meist Trainer, Fitnesscoach oder etwas in der Art. Davon kann man sich schlecht lösen.
Trotzdem können Sie sich offenbar auch sehr für Mode begeistern …
Rodrigues: Ja! Ich war auch noch sehr jung, als ich angefangen habe, mich für Mode – und schöne Dinge generell – zu interessieren. Ich wollte outfittechnisch immer im Trend liegen, konnte mir all die tollen Sachen aber nicht leisten. Ich musste mit dem arbeiten, was ich zur Verfügung hatte.
Als mich die Leute dann durch meine Karriere als Fußballer auf dem Radar hatten, habe ich gespürt, dass es an der Zeit ist, meine eigene Marke zu lancieren. Es gibt genügend junge Leute, die mich gut finden, ich spiele auf einem hohen Niveau und die Sichtbarkeit ist da. Weltweit sogar: Ich habe schon in Japan gespielt, in der Ukraine oder eben momentan in Saudi-Arabien. Die Leute kennen mich dort. Einen besseren Moment gibt es nicht.
Dass dann Emilie mit den gleichen Interessen und dem Background als Miss Luxembourg hinzukam, war natürlich ein Glücksfall. Und ich bin mittlerweile sehr zufrieden mit dem Resultat – auch wenn vor allem die Namensfindung etwas schwierig war. (lacht)
Inwiefern?
Rodrigues: Wir haben tausend mögliche Namen notiert. Es waren zwei wirklich sehr intensive Stunden, bis wir uns auf Bogère geeinigt haben. Wenn man einen Namen zum
ersten Mal ausspricht, klingt es nämlich meist nicht so toll. Es braucht ein paar Wiederholungen, bis man sagt: „Doch, das hat Potenzial!“
Und vom Künstlerischen her? Kommt es auch vor, dass einer dem anderen etwas ausreden muss?
Rodrigues: Oh ja, das passiert oft. (lacht) Ich habe sehr viele Ideen und die sind hin und wieder etwas übertrieben. Und wenn ich eine Idee habe, dann will ich sie bloß nicht vergessen. Also rufe ich Emilie schon mal um 3 Uhr nachts an, um ihr meine Vorstellungen zu schildern. Sie meint zwar dann: „Schlaf doch erst einmal drüber und dann reden wir.“Aber nein, ich muss das in dem Moment unbedingt loswerden. Meist sagt sie eh: „Das ist zu viel, lass das lieber!“Sie nimmt dann meine übertriebene Idee und streamlined sie etwas, macht sie umsetzbar. Und ich vertraue ihr da. Mir ist es wichtig, dass wir am Ende auf demselben Nenner sind.