Luxemburger Wort

„Man kann nicht jeden Tag bei 110 Prozent sein“

Kevin Geniets fährt bei der E3 Saxo Classic auf Rang 25, während Bob Jungels gesundheit­lich angeschlag­en ist

- Von Joe Geimer

17 Anstiege, 204 Kilometer, Regen. Dazu solch illustre Namen wie Wout van Aert (B/Jumbo), Mathieu van der Poel (NL/Alpecin), Julian Alaphilipp­e (F/Soudal) und Tadej Pogacar (SLO/Emirates). Die E3 Saxo Classic ließ die Herzen der Fans schon im Vorfeld höher schlagen.

Doch schon bevor die Miniaturau­sgabe der Tour de Flandres, neun Tage vor dem großen Showdown bei der Ronde, begann, setzte bei den Luxemburge­r Radsport-Anhängern Ernüchteru­ng ein. Denn Bob Jungels fehlte kurz nach 12 Uhr beim Start in Harelbeke. Eigentlich wollte der Bora-hansgrohe-Profi die Form auf dem so besonderen Terrain in Flandern testen. Doch daraus wurde nichts.

„Es geht mir mittelmäßi­g. Ich bin leider immer noch nicht gesund. Ich hoffe, dass es mir bald wieder besser geht“, so der 30-Jährige am Freitag in einer ersten Reaktion. Jungels ist seit nunmehr zwei Wochen nicht im Vollbesitz seiner Kräfte. Schon während Paris-Nice war ihm klar geworden, dass es körperlich nicht optimal läuft. „Ich hatte nicht die Energie, die man eigentlich benötigt. Ich fühlte mich ziemlich schlapp“, hatte er im Anschluss an seinen immer noch respektabl­en 19. Platz gesagt. Außerdem sprach der Bora-Neuzugang von „Problemen mit der Atmung“und ergänzte: „Einen konkreten Grund hierfür haben wir nicht gefunden. Es könnte sich um einen kleinen Infekt handeln. Das Corona-Virus ist es nicht.“

Jungels ließ es im Anschluss etwas gemütliche­r angehen. Den Klassiker Mailand-Sanremo ließ er aus. „Im Hinblick auf die anstehende­n Eintagesre­nnen in Flandern, haben wir entschiede­n, uns die nötige Zeit zur kompletten Erholung zu lassen“, verriet er vor einer Woche auf den sozialen Medien. Diese Verschnauf­pause reichte nicht aus.

Jungels leidet an Infektion der Lunge

Jungels' Ursachenfo­rschung ist nicht abgeschlos­sen. „Ich muss weitere Tests machen. Noch haben wir die Wurzel des Problems nicht gefunden. Ich hoffe, dass ich bald Neuigkeite­n habe“, erläutert der Tour-de-France-Etappensie­ger aus dem Vorjahr. Es soll sich um eine Infektion der Lunge handeln. Tatsache ist, dass Jungels sein erstes großes Saisonziel wohl abschreibe­n kann. „Ich möchte ein Monument“gewinnen, hatte er vor der Saison gesagt und dabei einen besonders interessie­rten Blick auf die Tour des Flandres (2. April) geworfen. Doch ohne adäquate Vorbereitu­ng ist eine Topleistun­g in Oudenaarde unmöglich. Für den Luxemburge­r ist dies umso ärgerliche­r, als dass er bei der Valencia-Rundfahrt als Etappenzwe­iter brillant ins Jahr gestartet war und auch sämtliche Trainingsw­erte Topleistun­gen versprache­n.

Während sich Jungels gedulden musste, nahmen die anderen beiden Luxemburge­r Spezialist­en für das flämische Terrain die Strapazen bei der E3 Saxo Classic in Angriff. Kevin Geniets (Groupama) und Alex Kirsch (Trek) hielten die Luxemburge­r Fahne hoch. Sie erledigten ihre Jobs, ohne allerdings ganz vorne in Erscheinun­g zu treten oder dem Rennen ihren Stempel aufdrücken zu können. Für Geniets hat es unter dem Strich zu Rang 25 gereicht, dies mit einem Rückstand von 3'36''. Die Miene des 26-Jährigen unmittelba­r nach Erreichen des Ziels ließ keine Zweifel aufkommen: Er war nicht glücklich mit seinem Abschneide­n. „Es fehlte etwas, um weiter vorne zu landen. Ich fühlte mich schon besser, aber man kann auch nicht jeden Tag bei 110 Prozent sein“, sagte er sichtlich enttäuscht.

Geniets lieferte dennoch keine schlechte Leistung ab. Als das Hauptfeld auf den letzten 60 Kilometern explodiert­e, fuhr er fast die ganze Zeit in einer zweiten größeren Gruppe. „Der Regen und der Wind machten das Rennen zu einem extrem schwierige­n Wettkampf. Ich habe versucht, meine beiden Teamkolleg­en Stefan Küng und Valentin Madouas am Paterberg (42 km vor dem Ziel, Anm. d. Red.) ordentlich zu positionie­ren. Anschließe­nd ging es für mich nur noch darum, das Ziel zu erreichen.“Küng wurde Sechster, Madouas Achter, das kann sich sehen lassen.

Kirsch noch nicht in Topform

Kirsch, der das Ziel als 49. (auf 7'47'') erreichte, zog ein ganz ähnliches Fazit. „Es lief ganz okay. Ich denke, ich habe eine gute Arbeit abgeliefer­t, um meinen Kapitän Mads Pedersen (DK) im Kortekeer (einer der 17 Anstiege, Anm. d. Red.) ganz vorne zu positionie­ren“, erläuterte er. Der 30-Jährige hatte sich vor nicht allzu langer Zeit erkältet. „Ich merke, dass mir dadurch fünf Prozent meiner Form fehlen. Ich hänge immer einen Tick hintendran. Ich kann meine Aufgaben erfüllen und fahre ordentlich mit. Um jedoch weiter vorne mitzumisch­en, reicht die körperlich­e Verfassung noch nicht aus. Das ist halt manchmal so. Ich bin dennoch zufrieden. Ich habe mich ordentlich präsentier­t“, ergänzte er, bevor er sich in den Mannschaft­sbus verabschie­dete.

In den folgenden Tagen bietet sich ihm die Möglichkei­t, weiter an der Form zu feilen. Kirsch startet bei Gent-Wevelgem am Sonntag, dann bei Dwars door Vlaanderen am Mittwoch und schließlic­h bei der Tour des Flandres.

Dort werden auch van Aert, van der Poel und Pogacar dabei sein. Das Trio brannte am

Ich habe versucht, meine beiden Teamkolleg­en Stefan Küng und Valentin Madouas am Paterberg ordentlich zu positionie­ren. Anschließe­nd ging es für mich nur noch darum, das Ziel zu erreichen. Kevin Geniets

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Wout van Aert darf genau wie auch im vergangene­n Jahr in Harelbeke jubeln.

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