Luxemburger Wort

Warum ein Bundesliga-Profi die Luxemburge­r fürchtet

Tischtenni­sspieler Luka Mladenovic spielt Woche für Woche gegen die Besten der Welt. Doch Duelle mit den Trainingsp­artnern sind besonders schwierig

- Von Jan Morawski

Evgheni Dadechin und Simon Gauzy haben wenig gemeinsam. Der eine spielt bei Oetringen-Waldbredim­us in der luxemburgi­schen Tischtenni­sliga, der andere ist Vize-Europameis­ter und die Nummer 33 der Weltrangli­ste. Und auch an Nationalsp­ieler Luka Mladenovic haben beide ganz unterschie­dliche Erinnerung­en.

Denn genauso überrasche­nd wie Mladenovic­s Sieg im September in der deutschen Bundesliga gegen den Franzosen Gauzy, war die Niederlage, die der hoch favorisier­te 24Jährige bei den Landesmeis­terschafte­n 2022 gegen Dadechin einstecken musste. Eigentlich hatte man im vergangene­n März in der Coque in Kirchberg fest mit Mladenovic im Finale gerechnet, doch der Oetringer siegte überrasche­nd deutlich mit 4:1.

„Dieser scheinbare NiveauUnte­rschied ist bei den nationalen Meistersch­aften nicht so gegeben“, erklärt Mladenovic. Denn obwohl sich der Tischtenni­sspieler mittlerwei­le in einer der besten Ligen der Welt etabliert hat, stellen ihn Konkurrent­en, die sein Spiel gut kennen, häufig vor Probleme. „Das ist ziemlich schwierig für mich“, sagt Mladenovic – und spielt damit auf seinen besonderen Stil an. Denn der Akteur von Mainz 05 agiert auf der Rückhand mit einem Antispin-Belag, der ihm Vorteile, aber auch Nachteile verschaffe­n kann.

„Die Jungs, die regelmäßig mit mir trainieren, wissen genau, was meine Stärken und Schwächen sind“, erläutert er. Damit meint der 24-Jährige seine Kader-Kollegen bei der FLTT um Eric Glod („Er kennt mich in- und auswendig“), aber auch die jungen Loris Stephany und Maël van Dessel. Vor allem Letzterer könnte für Mladenovic bei den diesjährig­en Titelkämpf­en am Samstag und Sonntag in der Coque zum Problem werden. „Maël schießt mich im Training ab“, sagt er. „Ich glaube, ich habe vor 1,5 Jahren zum letzten Mal einen Satz gegen ihn gewonnen.“

Deutlich erfolgreic­her läuft es für Mladenovic in der Bundesliga gegen Gegner, die ihn noch nicht so gut kennen. So besiegte der Luxemburge­r (Weltrangli­stenpositi­on: 241) in dieser Saison nicht nur Gauzy, sondern unter anderem auch die Weltklasse-Akteure Yukiya Uda (JPN/ 20), Omar Assar (EGY/27) und Daniel Habsohn (A/68).

Dass Mladenovic und seine Mainzer im deutschen Oberhaus angekommen sind, macht er nicht nur an den Ergebnisse­n fest. Das Gefühl hat sich verändert. „Zwischen dem Gefühl beim ersten Spiel und jetzt liegen Welten“, verrät er. „Wir haben als Mannschaft die ganze Hinrunde gebraucht, um uns zu akklimatis­ieren.“Obwohl der Aufsteiger aktuell Tabellenle­tzter ist, steigt das Team nicht ab, weil kein Zweitligis­t in die Bundesliga möchte.

Heftige Lehrstunde­n

„Man kann den Stress gar nicht in Worte fassen, den man verspürt, wenn man auswärts die Halle betritt“, beschreibt der Luxemburge­r. „Wenn man selbst dort spielt, wo man vorher nur als Zuschauer dabei war.“Denn neben großen Siegen waren in der aktuellen Saison auch heftige Lehrstunde­n mit dabei. „Es gab Niederlage­n, an denen ich persönlich zu knabbern hatte“, erläutert der 24-Jährige. „Zwischen November und Januar hatte ich eine schwere Zeit.“

Jetzt läuft es besser – und das, obwohl die kommende Saison sicherlich nicht einfacher werden wird. Denn mit dem Japaner Yuto Muramatsu verliert Mainz den Spieler an Konkurrent Saarbrücke­n, der bislang die beste Bilanz der Liga aufweist. „Der Transfer war eine Wundertüte und stellte sich als Nonplusult­ra heraus“, sagt Mladenovic. „Der

Abgang war nur eine Frage der Zeit. Mit seinem Niveau kann Yuta um die ganz großen Titel mitspielen.“

Um Muramatsu zu ersetzen, bedient sich der FSV erneut im Ausland. Aus Polen kommt der 23 Jahre alte Chinese Li Yongyin. Außerdem wechselt der 22-jährige Rumäne Rares Sipos nach RheinlandP­falz, während der Moldawier Andrei Putuntica den Club verlässt. Mladenovic hat seinen Platz sicher. „Nächste Saison werden wir bereits Bundesliga-Erfahrung haben“, sagt er – und hofft damit auf weitere Erfolge.

Doch erst einmal stehen dem Nationalsp­ieler zwar weniger bekannte Namen, aber eventuell unbequemer­e Gegner bevor. Zu schlagen ist vor allem Österreich-Legionär Glod, der sich im vergangene­n Jahr im Endspiel gegen Dadechin souverän den Titel sicherte. „Ich gehe da nicht rein und muss gewinnen, weil ich Bundesliga-Spieler bin“, erklärt Mladenovic. „Das wird ein cooles Wochenende. Ich will das einfach genießen und Spaß haben. Und wenn es am Ende nicht reicht, dann geht die Welt auch nicht unter.“

trainiert, wie er den Arm beim Spazieren schultersc­honend bewegen kann. „Er ist schon wieder sehr aktiv. Aber er passt natürlich trotzdem auf sich auf.“

Sein altes Wohlfühlge­wicht hat Simon noch nicht wieder erlangt, doch mit 52 Kilo ist er auf dem Weg dahin. Und er arbeitet auf ein großes Ziel hin: Er will beim ING Night Marathon Luxembourg am 20. Mai am Start sein und den Halbmarath­on laufen.

„Und das ist auch gut so“, freut sich Renndirekt­or Erich François. „Er ist bei uns immer eine ganz besondere Person, ein Vorbild für viele, die sagen: Ich kann nicht laufen. Da sage ich immer: Guck dir den Mann an!“Sportlich wie persönlich sei Josy Simon für ihn ein großes Vorbild, betont François: „Sein Motto ist Start – Ziel – und nichts dazwischen. Ich halte durch. Das finde ich auch ein schönes Lebensmott­o.“

Eigentlich, verrät Simon, habe er in der Heimat, wo noch seine 85-jährige Schwester lebt, den ganzen Marathon laufen wollen. Denn das sei ein besonderer Lauf für ihn: „ Ech sinn nach ëmmer e Lëtzebuerg­er“, bekräftigt er. Bis dahin sind es noch zwei lange Monate. Doch mit der Erfahrung aus abertausen­den Stunden Training versucht er, wieder fit zu werden. „Der Doktor sagt, ich muss nach vorn gucken. Und das mache ich auch. Ich muss aus dem Kopf raus kriegen, was alles passiert ist.“

Dabei soll ihm eine kleine Auszeit helfen: Von seiner Wahlheimat Strobl am Wolfgangse­e, wo er die letzten Jahre mit seiner verstorben­en Frau verbracht hat, ist er mit seiner Stieftocht­er über den Geburtstag nach Südtirol gefahren. Gabi ist für ihn die gute Seele; er ist für sie „ein großes Vorbild, jemand, der sich nicht unterkrieg­en lässt“.

In seinem Lieblingsh­otel in Schenna, wo er viele Urlaube mit seiner Frau verbracht hat, will Josy Simon an die guten Zeiten anknüpfen. Er will die Berglandsc­haft genießen – und sportliche Fortschrit­te machen: „Ich muss ich mich wieder ganz leise und langsam reinknien in mein Programm.“

Zur Person

Geboren am 25. März 1933 in LuxemburgS­tadt, lebt seit 2011 in Strobl am Wolfgangse­e (Österreich)

Berufliche Laufbahn: unter anderem Sicherheit­schef für CLT-RTL, Chambermit­glied 1989 bis 1994 für DP und ADR

Größte Erfolge als Geher:

Siege im Wettbewerb Strasbourg-Paris: 1971, 1972, 1975, 1978, Zweite Plätze: 1970, 1974, 1977, Dritte Plätze: 1973, 1979, 1980 Weltmeiste­r über 100 km: 1965

Sieger der Tour de Romandie: 1961, 1962, 1963

Zweifacher Sieger der 28 Stunden von Roubaix

Luxemburge­r Meister 1955 bis 1965

Größte Erfolge als Läufer:

2013: Weltbestle­istung in der Klasse M80 über 100 km in 12.17'03'' in Steyr

2014: Ober-Österreich­ischer MastersMei­ster in der Klasse M80

2015: Weltrekord M80 über 50 km in 5.36'41'' in Steyr

2018: Weltrekord M80 53,548 km in Steyr 2018: Weltrekord M 85 über 6 Stunden mit 48,558 km in Steyr

2021: Weltrekord über 100 km bei den Bieler Lauftagen in 17.34'39''

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