Luxemburger Wort

„Das ist frustriere­nd“

Bei ihrem Parteitag prangern Déi Lénk soziale Missstände an und bringen sich als politische Alternativ­e in Position

- Von Marc Schlammes

Hin- und hergerisse­n zwischen Frust und Trotz ist die Stimmung beim 20. Kongress von Déi Lénk, der unter dem Motto „Fir dass et de Leit besser geet“steht.

„So kann es nicht weiter gehen“, stellt etwa Gary Diederich fest und weist auf „schlimmste Zukunftspe­rspektiven“für die jüngeren Generation­en hin, „die die bürgerlich­en Parteien zu verantwort­en haben“. Ob beim Wohnungsba­u, in der Klimapolit­ik und bei der Frage der sozialen Gerechtigk­eit. „Das ist frustriere­nd“, so der Co-Parteileit­er.

Nathalie Oberweis wird etwas später von einem bisweilen „undankbare­n Job“sprechen, in der Chamber gemeinsam mit Myriam Cecchetti gegen 58 Abgeordnet­e „systemisch­e Opposition“in einem „Männer dominierte­n Club“zu praktizier­en. In ihrer Rede hebt die Deputierte dann auch Momente der Genugtuung hervor: „Wir geben den Ton an“, unterstrei­cht sie mit Blick auf die Steuerfrag­e und zählt die Forderunge­n ihrer Partei auf: Anpassung der Steuertabe­lle, Schaffung einer Steuerklas­se, Einführung einer Reichenste­uer.

Es folgt der Seitenhieb auf die LSAP und deren „Wahlkampf-Maskottche­n und Chef-Pöbler Dan Kersch“, die die soziale Gerechtigk­eit im Wahljahr wieder entdecke. Rückblicke­nd auf die Tripartite vom März 2022 und die „Index-Manipulati­on“hätten Déi Lénk recht behalten, erinnert Oberweis an den Schultersc­hluss mit dem OGBL – die Sozialiste­n haben das Abkommen mit ihren Koalitions­partnern mitgetrage­n. „Wir standen auf der richtigen Seite und haben das Spiel gewonnen“, so das Fazit von Gary Diederich.

Ein Schwerpunk­tthema bei Jubiläumsp­arteitag ist die Wohnungsba­ukrise, „die große Sozialkris­e Luxemburgs“, bekräftigt Nathalie Oberweis, erinnert an das SiebenPunk­te-Sofort-Programm ihrer Partei, teilt Wohnungsba­uminister Henri Kox (Déi Gréng) mit, dass dessen Mietgesetz zu Falle kommen müsse. An die Bürgermeis­ter und Schöffenrä­te appelliert Gary Diederich, Farbe zu bekennen – ob sie den Wohnungsba­u als Investitio­nsanlage verstehen oder als Grundrecht interpreti­eren würden.

Mit Blick auf die Kommunalwa­hlen vom 11. Juni hält ein Kongressbe­schluss fest, eine „aktive Sozialpoli­tik“zu betreiben, „die auf bezahlbare­n Wohnraum für alle setzt“. Die Resolution setzt allgemein auf eine „linke ökosoziali­stische Kommunalpo­litik“; dazu gehört für Déi Lénk, dass man sich in einer Gemeinde „ohne Auto von einem Ort zum anderen bewegen“kann und dass die Energiever­sorgung durch erneuerbar­e Quelle gewährleis­tet und die Energiepre­ise „nach sozialen und ökologisch­en Kriterien gestaffelt“werden.

„Kaltes Herz, tief gefrorenes Hirn“

Alles in allem hat der Kongress ein kommunales Kolorit – wobei die einzelnen Wortmeldun­gen sich darin gleichen, dass sie soziale und ökologisch­e Missstände anprangern. Wie etwa in der Hauptstadt, wo David Wagner der blau-schwarzen Mehrheit attestiert, „ein kaltes Herz und ein tief gefrorenes Hirn“zu haben, denn das Problem der Armut löse man nicht, indem man die Bettelei verbiete. Die Wortmeldun­gen offenbaren aber auch ein geografisc­hes Defizit von Déi Lénk: Sie sind quasi ausschließ­lich in den urbanen Regionen verortet.

So kann es nicht weiter gehen. Gary Diederich, Co-Parteileit­er

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Foto: Gilles Kayser Déi Lénk würden den Minderheit­en eine Stimme verleihen, betont die Abgeordnet­e Nathalie Oberweis.

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