„Ich bin kein Freund der aktuellen Musik“
Der deutsche Schlagerstar Peter Kraus spricht über seine lange Karriere, sein aktuelles Album und Enttäuschungen beim Autogrammschreiben
Bei seinen Konzerten herrschte in den 1950er-Jahren akuter Kreisch-Alarm: Peter Kraus war in der jungen Bundesrepublik ein echtes Teenie-Idol, sein lockerer Hüftschwung brachte ihm den Spitznamen „deutscher Elvis“ein. Auch mit 84 Jahren denkt der Sänger und Schauspieler nicht ans Aufhören – auf seiner aktuellen Platte „Idole“interpretiert er gemeinsam mit Stars wie Helge Schneider oder Annett Louisan Klassiker der Swing-Ära. Und er ist wieder auf Tour, genauer gesagt: auf seiner sechsten Abschiedstour. An diesem Donnerstag, dem 30. März, macht er Station in der Arena in Trier.
Peter Kraus, in Ihrer Autobiografie „Für immer jung“schreiben Sie, dass immer nach einer Sache gefragt wird, wenn man auf Sie trifft. nach dem Geheimnis Ihrer jugendlichen Ausstrahlung ...
Natürlich ist das schmeichelhaft. Aber wissen Sie, wenn ich heute auf der Bühne auf einem Barhocker sitzen müsste und einen greisenhaften Körper hätte, dann könnte ich so schön singen wie ich wollte, das würde keinen Menschen interessieren. Ich habe mein ganzes Leben lang immer versucht, was auf die Beine zu stellen. Tourneen, Regie, Film – ich habe ja so ziemlich alles gemacht. Meinen Traum von der Weltumrundung mit einem Segelboot, den habe ich allerdings immer vor mir hergeschoben. Ich habe immer gearbeitet, und das ist auch der Grund, warum ich mich heute noch jugendlich bewegen kann.
Sie melden sich nun nach mehreren Jahren mit einem Album und einer Tournee zurück. Halten Sie es nicht aus ohne Arbeit und Applaus?
Das Ganze ist in der Coronazeit so ein bisschen aus Langeweile entstanden. In dieser trübsinnigen Zeit habe ich mit meinen Musikern musiziert, dann haben wir aus Spaß gesagt, wir könnten eine Platte daraus machen. Aber die Platte kannst du nur bewerben und verkaufen, indem du im TV auftrittst und auf Tournee gehst – und jetzt rollt der ganze Laden wieder, aber ich find’s gut, das hält mich jung.
Ich habe immer gearbeitet, und das ist auch der Grund, warum ich mich heute noch jugendlich bewegen kann.
Warum heißt das aktuelle Album „Idole“?
Gemeint sind die Idole aus meiner Jugendzeit, wegen denen ich zu singen begonnen habe. Frank Sinatra etwa oder Sammy Davis Jr. – er war mein großes Vorbild, weil er ein genialer Tänzer ist, ein toller Schauspieler und Sänger. Als Junge, so mit 13, 14, habe ich auch bewundert, dass ein Schwarzer, der klein ist und ein Glasauge hat, so eine Weltkarriere machen kann. Diesen Ehrgeiz, den man da reinsetzen muss. Das ist Musik, die mich schon immer beschäftigt hat, sowas wie „Fly Me to the Moon“, das ist meine Jugend, das ist mein Leben. Deshalb freut es mich, dass ich einige dieser alten Hits mal wieder singen durfte und auf eine Scheibe gebannt habe. Die Idee, dass man daraus eine Platte macht, hat aber noch einen an
Zur Person
Peter Kraus kam 1939 in München zur Welt und schlug schon früh die künstlerische Laufbahn ein: 1954 gab er in der Komödie „Das fliegende Klassenzimmer“sein Debüt als Schauspieler, 1956 veröffentlichte er seine erste Single. Mit Songs wie „Sugar Baby“landete er in der Folgezeit regelmäßig in den Charts. Er verkaufte insgesamt 17 Millionen Tonträger. Kraus ist seit 1969 verheiratet, das Paar hat einen Sohn und lebt abwechselnd in der Schweiz und in Österreich.