Luxemburger Wort

Warnsystem­e für die Bevölkerun­g bleiben mangelhaft

- Maximilian Richard

Auch das beste Hochwasser­warnsystem ist in Luxemburg nur von begrenztem Nutzen. Denn nur eine Minderheit der Einwohner weiß, wie sie sich bei steigenden Pegelständ­en zu verhalten hat. Insbesonde­re, wenn sie nicht in häufig von Überschwem­mungen betroffene­n Gebieten wohnen.

Das hat sich bereits beim Jahrhunder­thochwasse­r im Juli 2021 gezeigt, als etwa Einwohner von LuxemburgS­tadt bei eingeschal­tetem Strom im Wasser standen. Und die gleichen Bilder hätten sich wohl auch vor einigen Tagen wiederholt, wenn die Pegel ähnlich stark angestiege­n wären. Vergangene Woche riskierten derweil Autofahrer ihr Leben, indem sie versuchten, mit ihrem Fahrzeug, das Hochwasser zu durchquere­n.

Mehr als zwei Jahre nach dem Jahrhunder­thochwasse­r fehlt es offenkundi­g immer noch an Aufklärung.

Eine umfangreic­he Informatio­nskampagne oder Ähnliches gab es nicht. Dabei könnte eine solche im Notfall Leben retten.

Das können auch Warnsystem­e. Zumindest in diesem Bereich hat sich in kurzer Zeit viel getan. Aber es bleibt Verbesseru­ngsbedarf. Informatio­nen über die Hochwasser­lage sind für die Bevölkerun­g immer noch zu schwer zugänglich. Zwar gibt es viele Anlaufstel­len, doch das erleichter­t die Einschätzu­ng der Lage nicht.

Denn ob Wasserwirt­schaftsamt, nationaler Wetterdien­st oder die Hochwasser­warnapp „Meine Pegel“– sie alle warnen auf unterschie­dliche Weise. Das mag seine Gründe haben. Ein niederschw­elliger Informatio­nszugang, wie er in Krisensitu­ationen erforderli­ch ist, sieht jedoch anders aus.

Zur Wahrheit gehört auch, dass die Medien eine wichtige Rolle bei der Verbreitun­g von Warnungen spielen. Das ändert aber letztlich nichts daran, dass sich die Bürger immer selbst bemühen müssen, um sich über die aktuelle Lage zu informiere­n. Eigentlich sollte es andersheru­m sein. Die Warnungen müssen ohne Umwege an die Bevölkerun­g gelangen.

Luxemburg kann das eigentlich bereits jetzt besser. Handynutze­r können nämlich in einem bestimmten Gebiet gezielt per SMS erreicht werden. Zukünftig sollen dann unter anderem Push-Meldungen über ein sogenannte­s Cell-Broadcast-System möglich sein. Das bereits operatione­lle SMS-System kam vergangene Woche aber nicht zum Einsatz. Wohl auch, weil die Behörden die Lage als nicht kritisch genug einschätzt­en.

Eine verpasste Chance, das Potenzial auszuschöp­fen. Sicherlich haben SMS ihre Grenzen. Dennoch könnten die Textnachri­chten der Bevölkerun­g die Warnstufen näher bringen. Und vor allem können die Warnungen an die örtlichen Gegebenhei­ten angepasst werden, um gezielt Betroffene zu erreichen.

Die Bewohner des Großherzog­tums werden künftig immer häufiger mit extremen Wettererei­gnissen konfrontie­rt sein. Studien belegen, dass der Klimawande­l die Wahrschein­lichkeit dafür erhöht hat. Die nächste Krise kommt. Jedes kleinere Hochwasser­ereignis muss als Chance wahrgenomm­en werden, Mängel auszubesse­rn. Ansonsten droht ein böses Erwachen.

Die Bevölkerun­g muss ohne Umwege gewarnt werden.

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