Warnsysteme für die Bevölkerung bleiben mangelhaft
Auch das beste Hochwasserwarnsystem ist in Luxemburg nur von begrenztem Nutzen. Denn nur eine Minderheit der Einwohner weiß, wie sie sich bei steigenden Pegelständen zu verhalten hat. Insbesondere, wenn sie nicht in häufig von Überschwemmungen betroffenen Gebieten wohnen.
Das hat sich bereits beim Jahrhunderthochwasser im Juli 2021 gezeigt, als etwa Einwohner von LuxemburgStadt bei eingeschaltetem Strom im Wasser standen. Und die gleichen Bilder hätten sich wohl auch vor einigen Tagen wiederholt, wenn die Pegel ähnlich stark angestiegen wären. Vergangene Woche riskierten derweil Autofahrer ihr Leben, indem sie versuchten, mit ihrem Fahrzeug, das Hochwasser zu durchqueren.
Mehr als zwei Jahre nach dem Jahrhunderthochwasser fehlt es offenkundig immer noch an Aufklärung.
Eine umfangreiche Informationskampagne oder Ähnliches gab es nicht. Dabei könnte eine solche im Notfall Leben retten.
Das können auch Warnsysteme. Zumindest in diesem Bereich hat sich in kurzer Zeit viel getan. Aber es bleibt Verbesserungsbedarf. Informationen über die Hochwasserlage sind für die Bevölkerung immer noch zu schwer zugänglich. Zwar gibt es viele Anlaufstellen, doch das erleichtert die Einschätzung der Lage nicht.
Denn ob Wasserwirtschaftsamt, nationaler Wetterdienst oder die Hochwasserwarnapp „Meine Pegel“– sie alle warnen auf unterschiedliche Weise. Das mag seine Gründe haben. Ein niederschwelliger Informationszugang, wie er in Krisensituationen erforderlich ist, sieht jedoch anders aus.
Zur Wahrheit gehört auch, dass die Medien eine wichtige Rolle bei der Verbreitung von Warnungen spielen. Das ändert aber letztlich nichts daran, dass sich die Bürger immer selbst bemühen müssen, um sich über die aktuelle Lage zu informieren. Eigentlich sollte es andersherum sein. Die Warnungen müssen ohne Umwege an die Bevölkerung gelangen.
Luxemburg kann das eigentlich bereits jetzt besser. Handynutzer können nämlich in einem bestimmten Gebiet gezielt per SMS erreicht werden. Zukünftig sollen dann unter anderem Push-Meldungen über ein sogenanntes Cell-Broadcast-System möglich sein. Das bereits operationelle SMS-System kam vergangene Woche aber nicht zum Einsatz. Wohl auch, weil die Behörden die Lage als nicht kritisch genug einschätzten.
Eine verpasste Chance, das Potenzial auszuschöpfen. Sicherlich haben SMS ihre Grenzen. Dennoch könnten die Textnachrichten der Bevölkerung die Warnstufen näher bringen. Und vor allem können die Warnungen an die örtlichen Gegebenheiten angepasst werden, um gezielt Betroffene zu erreichen.
Die Bewohner des Großherzogtums werden künftig immer häufiger mit extremen Wetterereignissen konfrontiert sein. Studien belegen, dass der Klimawandel die Wahrscheinlichkeit dafür erhöht hat. Die nächste Krise kommt. Jedes kleinere Hochwasserereignis muss als Chance wahrgenommen werden, Mängel auszubessern. Ansonsten droht ein böses Erwachen.
Die Bevölkerung muss ohne Umwege gewarnt werden.