Luxemburger Wort

„Ich habe Gilles Muller gehasst“

Für das georgische „enfant terrible“der Tenniswelt, Nikoloz Basilashvi­li, entpuppt sich Luxemburg als ein schmerzhaf­tes Pflaster. Ein Spieler bereitet ihm bis heute Kopfschmer­zen

- Von André Klein

Das Tennisjahr startete im Großherzog­tum gleich mit einem Leckerbiss­en. Vom 1. bis zum 7. Januar kämpften bei den ITF Luxembourg Open (25.000 US-Dollar) im CNT in Esch nicht nur einheimisc­he Sportler wie Alex Knaff oder Chris Rodesch um Punkte in der Weltrangli­ste. Auch ehemalige Top20-Spieler wie der Brite Kyle Edmund oder Nikoloz Basilashvi­li aus Georgien versuchten im Süden Luxemburgs ihr Glück.

„Das Jahr hat gerade erst begonnen und im Moment finden nicht viele Turniere statt. Deshalb haben sich viele gute Spieler hier angemeldet, sodass wir eigentlich ATPChallen­ger-Niveau haben“, erklärt ITFSupervi­sor Christian Pepin und bezieht sich dabei insbesonde­re auf Edmund und Basilashvi­li, die ehemaligen Nummer 14 und 16 der ATP-Weltrangli­ste.

Dass Edmund, aktuell Nummer 539 der Welt, nach einem langen und intensiven Match in der ersten Runde gegen die belgische Nachwuchsh­offnung Raphaël Collignon (353) früh die Segel streichen musste, war für Basilashvi­li Warnung genug, dass das Turnier kein Selbstläuf­er werden würde. Denn der Georgier hat eine lange Leidenszei­t hinter sich, in der er mit persönlich­en Problemen und Verletzung­en zu kämpfen hatte. In der Weltrangli­ste stürzte die ehemalige Nummer 16 (Mai 2019) mittlerwei­le auf Rang 596 ab.

Die Luxembourg Open sollten eigentlich ein Neustart meiner Karriere werden. Nikoloz Basilashvi­li

Obwohl Basilashvi­li im Oktober 2022 von einem Gericht in Georgien vom Vorwurf häuslicher Gewalt gegen seine ExFrau freigespro­chen wurde, führte diese Befreiung von einer möglichen mentalen Blockade nicht zu einer Verbesseru­ng seines Tennisspie­ls. Auch 2023 gelangen dem Tennisspie­ler bei 23 Ver

suchen nur vier Siege auf Challenger Ebene.

„Im vergangene­n Jahr wurde ich insgesamt viermal am rechten Ellenbogen operiert. Da konnte ich einige Monate gar nicht spielen und den Rest nur mit 30 bis 50 Prozent meiner Leistungsf­ähigkeit. Die meiste Zeit musste ich Schmerzmit­tel nehmen, um überhaupt auf dem Platz stehen zu können“, so der 31-Jährige. „Gegen Ende des Jahres wurde es dann zumindest physisch etwas besser, doch es ist noch ein langer Weg, um zu alter Stärke zurückzufi­nden.“

Wegen seines schlechten Rankings und ausbleiben­den Wildcards tritt Basilashvi­li deshalb nun auf der Future-Stars-Tour der ITF an. „Die Luxembourg Open sollten eigentlich ein Neustart meiner Karriere werden. Hier wollte ich Punkte sammeln für ATP-Turniere.“Doch der Plan des Georgiers ging am Ende nicht auf. Nach seinem Erstrunden­sieg gegen den Dänen Elmer Moeller (6:4, 7:5) war in der zweiten Runde gegen Jonas Forejtek aus Tschechien Schluss. Basilashvi­li musste das Spiel aus gesundheit­lichen Gründen beim Stand von 2:2 abbrechen.

Noch ein weiter Weg zu den Grand-Slams

„Seit ich hier in Luxemburg angekommen bin, habe ich schon mit Magenprobl­emen zu kämpfen. Im ersten Spiel konnte ich es noch einigermaß­en aushalten. Im zweiten Spiel wurde es dann schlimmer und ich musste aufgeben“, so der Georgier, der zumindest attestiert, dass es keine Probleme mit dem Ellenbogen waren. „Grundsätzl­ich war ich in einer guten Verfassung. Ich muss mich ein paar Tage auskuriere­n, bin aber optimistis­ch, bei den kommenden Turnieren um den Sieg mitspielen zu können“, plant der Sportler, demnächst in England bei Wettkämpfe­n aufzuschla­gen.

Von der aktuellen Generation luxemburgi­scher Tennisspie­ler, von denen im Einzel niemand die zweite Runde der Luxembourg Open erreichte, haben sich derweil noch keine Namen im Gedächtnis des Georgiers eingeprägt. Angesproch­en auf Gilles Muller musste er dann doch kurz schmunzeln. „Ich habe Gilles Muller gehasst. Aber natürlich nur als Gegenspiel­er. Er hatte so unfassbar gute Aufschläge. Da war es schwer, heranzukom­men. Und auch sein Return war sehr kraftvoll.“Zwei von drei Aufeinande­rtreffen konnte der Luxemburge­r für sich entscheide­n, nur einmal verließ Basilashvi­li das Feld als Sieger.

Auch wenn Luxemburg und ein Luxemburge­r bisher kein gutes Pflaster für den 31-Jährigen waren, nimmt er dennoch eine positive Sache aus dem Großherzog­tum für die anstehende­n Spiele mit. „Zumindest habe ich das Auftaktmat­ch in das neue Jahr gewonnen.“

Denn Basilashvi­lis Ziel ist klar: sich über ITF-Turniere für die ATP-World-Tour qualifizie­ren und es von dort zurück auf die große Bühne des Welttennis zu schaffen. Denn wie gut es sich anfühlt, bei einem Grand Slam (Australian Open, French Open, Wimbledon und US Open) anzutreten, weiß Basilashvi­li noch genau. Insgesamt 35 Mal ging er bei den vier größten Turnieren der Welt an den Start, 2018 stand er bei den US-Open sogar im Achtelfina­le.

 ?? Foto: Christian Kemp ?? Gilles Muller konnte Nikoloz Basilashvi­li in zwei von drei Aufeinande­rtreffen besiegen.
Foto: Christian Kemp Gilles Muller konnte Nikoloz Basilashvi­li in zwei von drei Aufeinande­rtreffen besiegen.
 ?? Fotos: Stéphane Guillaume ?? Zumindest der rechte Ellenbogen bereitet Nikoloz Basilashvi­li keine Probleme mehr.
Fotos: Stéphane Guillaume Zumindest der rechte Ellenbogen bereitet Nikoloz Basilashvi­li keine Probleme mehr.
 ?? ??
 ?? ?? Für den Briten Kyle Edmund war bereits nach der ersten Runde Schluss.
Für den Briten Kyle Edmund war bereits nach der ersten Runde Schluss.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg