Die letzten Puzzlestücke eines Prestigeprojekts
Seit etwas mehr als zwölf Monaten ist das Vëlodukt – die längste Fahrradbrücke Europas – in Betrieb. Noch sind in Esch aber nicht alle Arbeiten abgeschlossen
„Die längste Fahrradbrücke Europas“– Das Interesse war riesig, als vor gut einem Jahr das Vëlodukt eingeweiht wurde. Selbst im Ausland wurde über die 1,5 Kilometer lange Radbrücke berichtet, die seither Esch und das Belval-Viertel miteinander verbindet. Doch auch mehr als zwölf Monate, nachdem die Radfahrer und Fußgänger das Vëlodukt erstmals überqueren konnten, sind die Bauarbeiten am rund 50 Millionen Euro teuren Prestigeobjekt sowie dessen Umgebung nicht abgeschlossen.
So befindet sich die geplante Fußgängerverbindung in Belval noch immer im Bau. Über diese sollen Fußgänger in Zukunft direkt vom Vëlodukt in die Avenue du Rock’n’Roll passieren können, ohne den Umweg über die Avenue des Sidérurgistes nehmen zu müssen. Die Arbeiten am Gehäuse, das sowohl eine Treppe als auch einen Aufzug umfasst, laufen aktuell noch. Voraussichtlich im Frühjahr, also fast anderthalb Jahre nach der Einweihung des Vëlodukts, soll die Verbindung für Fußgänger eröffnet werden.
Verbindung zum Stadtzentrum startet bald
Doch vor allem am anderen Ende des Vëlodukts bleibt noch viel zu tun. Bisher endet die Radpiste nämlich am Kreisverkehr bei den Autohändlern. Von dort gibt es keine Fahrradverbindung bis ins eigentliche Stadtzentrum, was immer wieder von Fahrradfahrern bemängelt wird. Für sie bleibt nur der Weg über den viel befahrenen Boulevard Prince Henri.
Das soll sich aber demnächst ändern. Entlang des Boulevards Prince Henri wird nämlich eine neue Radverbindung entstehen. Diese soll vom aktuellen Ende des Vëlodukts bis zum Kreisverkehr auf Höhe der Kanalstraße führen, wie der zuständige
Escher Mobilitätsschöffe Meris Sehovic (Déi Gréng) im Gespräch mit dem „Luxemburger Wort“erklärt. „Da es sich beim Boulevard Prince Henri um eine Staatsstraße handelt, sind hier die Ponts & Chaussées für die Arbeiten zuständig und nicht die Gemeinde“, so Sehovic. Von der Straßenbauverwaltung heißt es auf LW-Nachfrage, dass die entsprechenden Arbeiten noch in diesem Jahr umgesetzt werden.
Auch Sehovic rechnet damit, dass die Arbeiten demnächst beginnen, er richtet den Blick jedoch schon eine Etappe weiter, denn das übergeordnete Ziel sei nicht nur eine Fahrradverbindung bis zum Kreisverkehr bei der Kanalstraße, sondern eine durchgehende Radverbindung bis zum Rathausplatz. Einen konkreten Zeitplan gibt es hierfür jedoch noch nicht.
In Belval wurde der Anschluss des Vëlodukts an die bestehende Radinfrastruktur indes bereits im Sommer realisiert. Ein Pop-up-Rad-Weg, der quer durch das Belval-Viertel verläuft, verbindet seitdem das Ende der Fahrradbrücke in der Avenue des Sidérurgistes mit dem Beginn des Radweges PC8 an der Waassertrap. Es handelt sich hierbei jedoch nur um ein Provisorium. „Der Pop-up-Weg ist auf mehrere Jahre ausgelegt“, erklärt Sehovic. Erst mit der Ankunft der schnellen Tram und der Umsetzung des neuen Mobilitätskonzeptes für Belval werde die endgültige Radpiste fertiggestellt. Bei einer Pressekonferenz im September wurde hierfür das Jahr 2031 angepeilt.
Fahrradtaxis kehren zurück
Nicht so lange müssen Nutzer auf die Rückkehr der Fahrradrikschas warten. In den Sommermonaten lancierte die Gemeinde den Vëlodukt Ride, ein kostenloses Fahrradtaxi-Angebot, mit dem Passagiere zwischen dem Brillplatz in der Escher Innenstadt über das Vëlodukt bis zum Vorplatz der Rockhal oder des Shoppingcenters Belval Plaza befördert wurden. „Zwischen Anfang Juli und Mitte Oktober haben wir 1.105 Fahrten angeboten und damit insgesamt 1.830 Passagiere befördert. Das Angebot kam bei den Nutzern also enorm gut an“, freut sich Sehovic.
So gut, dass die Gemeinde beschlossen hat, das Angebot fortzuführen und sogar weiter auszubauen. „Im vergangenen Jahr haben wir nur einige Radtaxis gemietet. In der Zwischenzeit haben wir aber beschlossen, eigene Rikschas zu kaufen“, so der Mobilitätsschöffe. Wegen des kalten Winterwetters kämen die Taxis aktuell nicht zum Einsatz. Wenn es wieder wärmer wird, soll sich das aber ändern. „Wir wollen die Fahrradtaxis jedoch nicht nur, wie bisher, zwischen dem Brillplatz und Belval fahren lassen, sondern das Streckennetz erweitern. Diese Pläne befinden sich aber erst in der Anfangsphase“, erklärt der Escher Mobilitätsschöffe.