Ein starker Jazz-Achter startet ins neue Jahr
Die siebte Ausgabe des Reset-Festivals lockt mit ungewöhnlichen Jazztalenten zu gleich drei Konzertabenden
Die Neimënster-Chefin Ainhoa Achutegui und ihr Team setzen schlicht die Folgen der vorherigen Ausgaben in den Vordergrund: Zusammen mit dem offiziellen künstlerischen Gastkurator, dem Luxemburger Vibrafonisten und Komponisten Pascal Schumacher, hat die Künstlerresidenz Reset sich zu der Jahreseröffnung für den Jazzbereich gemausert. Und diese ungewöhnlichen internationalen Begegnungen haben eben ihre Spuren hinterlassen.
„Das Festival kommt dieses Jahr in seine siebte Ausgabe. Und der Wiedererkennungswert bleibt: Wie immer treffen sich acht Musikerinnen und Musiker (vier Frauen, vier Männer), die im besten Fall noch nie miteinander gearbeitet haben. Jede und jeder von ihnen hat sein oder ihr Instrument dabei“, sagt die Leiterin des Kulturzentrums – und betont, wie wichtig ihr gerade im männerdominierten Genre die Rolle der weiblichen Gäste in dieser Mischung aus Residenz und Konzertreigen sei.
Und manchmal gelingen Schulterschlüsse, die weit über die wenigen Tage in Neimënster hinausgehen: „Der Gitarrist Greg Lamy (Reset 2023) und die Saxophonistin Tineke Postma (Reset 2018) traten gemeinsam bei der Blues’n’Jazz Rallye (2022) auf und trafen sich erneut für ein Konzert im Jahr 2023. Der deutsche Schlagzeuger Jens Düppe (Reset 2023) wird die neue Teilnehmerklasse mit einem außergewöhnlichen Konzert an der Seite der deutschafghanischen Sängerin und Komponistin Simin Tander begrüßen (14. Januar), bevor Pascal Schumacher wieder mit Sebastian Studnitzky (Reset 2020) und Edward Perraud zusammenkommt, um das Projekt Singülar vorzustellen (11. Februar)“, schreibt das Kommunikationsteam des Kulturzentrums.
Damit sei ein wichtiger Kern, der schon in der DNA des Festivals steckt, aufgegangen, so Neimënster: „Die Künstlerresidenzen, die auf der Vermittlung und der Erforschung neuer künstlerischer Ansätze basieren, haben es den Künstlerinnen und Künstlern ermöglicht, starke Verbindungen zu knüpfen und ihr Netzwerk zu erweitern. So waren zum Beispiel die Sängerin Kristin Berardi und die Bassistin Franzi Aller (Reset 2021) für ein außergewöhnliches Konzert später zusammengekommen.“
Es hat etwas von einer mit jedem Jahr wachsenden Familie, die zwar nicht tagtäglich zusammenkommt, aber doch in Kontakt bleibt: „Nicht zu vergessen: die Harfenistin Julie Campiche und der Komponist Sven Helbig (Reset 2019), die gemeinsam auf dem Festival DAVE in Deutschland auftraten, sowie Veronika Harcsa und Jan Brauer – die 2018 in Neimënster zu Gast waren und die regelmäßig nach Luxemburg zurückkehren“, betont das PR-Team. „Die ungarische Sängerin ist mit dem luxemburgischen Keyboarder Jérôme Klein zudem Teil des Projekts Next.Ape, während der deutsche DJ auf angesagten Partys im Großherzogtum auflegt.
„Der Jahrgang 2020 nahm am Resonanzen-Festival in Saarbrücken teil, der ersten Satellitenveranstaltung in der Großregion, die aus der Reset-Residenz hervorgegangen ist. Die britische Trompeterin Yazz Ahmed, die aus diesem Jahrgang hervorging, wurde zu einem Stammgast auf den luxemburgischen Bühnen. Schließlich beendete Airelle Besson (Reset 2018) ihre Europatournee
im Dezember 2022 im Großherzogtum“, so das Kulturzentrum in seiner Bilanz der letzten Jahre.
Die sanfte Folter der eigenen Kriterien
Und wie sieht das Festival dieses Jahr aus? Wer kommt? Wer ist als Luxemburger Lokalmatador dabei? Gibt es konzeptionelle Veränderungen? „Jedes Jahr mischt Pascal Schumacher die instrumentale Besetzung neu. Dieses Jahr wird es zum Beispiel zum ersten Mal keine Sängerin oder einen Sänger geben, was dem Festival eine neue Note geben wird. Die Zusammensetzung ist eben jährlich ein kleines Tetrisspiel. Denn die Kriterien, die wir uns selbst auferlegt haben, sind sehr streng: Kein Land wiederholt sich in einer Truppe, kein Instrument soll gedoppelt sein, die eingeladenen Musiker und Musikerinnen – es müssen vier Frauen und vier Männer sein – kennen einander praktisch noch nicht. Und wenn bereits geplante Musikschaffende in der Vorauswahl ausfallen, kann es passieren, dass dann andere ausgetauscht werden müssen, bevor sie kontaktiert wurden“, gibt Achutegui einen Einblick hinter die Kulissen der Planung. „Am Ende muss natürlich auch immer noch eine gute und mögliche Jazzbesetzung stehen.“
Zum Glück kann sie diese Verpflichtungen ja in gewisser Hinsicht weiterreichen: „Wir sind froh, in Pascal Schumacher einen musikalischen Kurator gefunden zu haben, der sehr hohe qualitative Ansprüche hat, mit vielen Künstlerinnen und Künstlern weltweit spielt oder gespielt hat und so über viele internationale Kontakte verfügt“, sagt Achutegui. Und genau das macht eben auch letztlich für das Publikum diese Mischung aus, die so sonst kaum zu hören ist.
Aber auch gute Konzepte brauchen immer mal Anpassungen und neue Impulse: „Die kleinen Veränderungen jedes Jahr liegen eben nicht nur vor allem darin, dass sich immer wieder andere Musikschaffende treffen. Sie zeichnen diese außergewöhnliche Residenz aus, die dann zum Festival wird. Tag und Nacht wird in Neimënster gearbeitet; für das große Konzert am letzten Abend, aber natürlich auf für die Trios und Duos des ersten Abends oder die Solokonzerte des zweiten Abends. Aber nehmen wir 2024: Jedes Jahr suchen wir neue Locations aus; dieses Jahr ist erstmals das Hotel Cravat als Partner mit im Boot. Und ob in Neimënster selbst oder außerhalb schauen wir, wo wir neue Klangräume und atmosphärische Orte mit der Musik neu entdecken können. Die Konstante bleibt der Abschluss mit allen Acht auf der Bühne des Krieps-Saals am letzten Abend.“
Und wen haben Schumacher und das Reset-Team nun für 2024 als diesen Achter auserkoren? Der Luxemburger Teilnehmer 2024 ist der Kontrabassist Marc Demuth. Und der darf vor den offiziellen Konzerten ab dem 18. Januar mit Musikschaffenden aus Belgien, Frankreich, Deutschland, Dänemark, Finnland, Großbritannien und Japan in Neimënster zusammenwohnen und arbeiten. Das sind Cecilie Strange (Dänemark, Saxofon), Elodie Pasquier (Frankreich, Klarinette), Makiko Hirabayashi (Japan, Klavier), Eva Klesse (Deutschland, Schlagzeug), Jim Hart (Vereinigtes Königreich, Vibrafon), Kalle Kalima (Finnland, Gitarre) und Rémy Labbé (Belgien, Trompete).