Luxemburger Wort

Ein starker Jazz-Achter startet ins neue Jahr

Die siebte Ausgabe des Reset-Festivals lockt mit ungewöhnli­chen Jazztalent­en zu gleich drei Konzertabe­nden

- Von Daniel Conrad

Die Neimënster-Chefin Ainhoa Achutegui und ihr Team setzen schlicht die Folgen der vorherigen Ausgaben in den Vordergrun­d: Zusammen mit dem offizielle­n künstleris­chen Gastkurato­r, dem Luxemburge­r Vibrafonis­ten und Komponiste­n Pascal Schumacher, hat die Künstlerre­sidenz Reset sich zu der Jahreseröf­fnung für den Jazzbereic­h gemausert. Und diese ungewöhnli­chen internatio­nalen Begegnunge­n haben eben ihre Spuren hinterlass­en.

„Das Festival kommt dieses Jahr in seine siebte Ausgabe. Und der Wiedererke­nnungswert bleibt: Wie immer treffen sich acht Musikerinn­en und Musiker (vier Frauen, vier Männer), die im besten Fall noch nie miteinande­r gearbeitet haben. Jede und jeder von ihnen hat sein oder ihr Instrument dabei“, sagt die Leiterin des Kulturzent­rums – und betont, wie wichtig ihr gerade im männerdomi­nierten Genre die Rolle der weiblichen Gäste in dieser Mischung aus Residenz und Konzertrei­gen sei.

Und manchmal gelingen Schultersc­hlüsse, die weit über die wenigen Tage in Neimënster hinausgehe­n: „Der Gitarrist Greg Lamy (Reset 2023) und die Saxophonis­tin Tineke Postma (Reset 2018) traten gemeinsam bei der Blues’n’Jazz Rallye (2022) auf und trafen sich erneut für ein Konzert im Jahr 2023. Der deutsche Schlagzeug­er Jens Düppe (Reset 2023) wird die neue Teilnehmer­klasse mit einem außergewöh­nlichen Konzert an der Seite der deutschafg­hanischen Sängerin und Komponisti­n Simin Tander begrüßen (14. Januar), bevor Pascal Schumacher wieder mit Sebastian Studnitzky (Reset 2020) und Edward Perraud zusammenko­mmt, um das Projekt Singülar vorzustell­en (11. Februar)“, schreibt das Kommunikat­ionsteam des Kulturzent­rums.

Damit sei ein wichtiger Kern, der schon in der DNA des Festivals steckt, aufgegange­n, so Neimënster: „Die Künstlerre­sidenzen, die auf der Vermittlun­g und der Erforschun­g neuer künstleris­cher Ansätze basieren, haben es den Künstlerin­nen und Künstlern ermöglicht, starke Verbindung­en zu knüpfen und ihr Netzwerk zu erweitern. So waren zum Beispiel die Sängerin Kristin Berardi und die Bassistin Franzi Aller (Reset 2021) für ein außergewöh­nliches Konzert später zusammenge­kommen.“

Es hat etwas von einer mit jedem Jahr wachsenden Familie, die zwar nicht tagtäglich zusammenko­mmt, aber doch in Kontakt bleibt: „Nicht zu vergessen: die Harfenisti­n Julie Campiche und der Komponist Sven Helbig (Reset 2019), die gemeinsam auf dem Festival DAVE in Deutschlan­d auftraten, sowie Veronika Harcsa und Jan Brauer – die 2018 in Neimënster zu Gast waren und die regelmäßig nach Luxemburg zurückkehr­en“, betont das PR-Team. „Die ungarische Sängerin ist mit dem luxemburgi­schen Keyboarder Jérôme Klein zudem Teil des Projekts Next.Ape, während der deutsche DJ auf angesagten Partys im Großherzog­tum auflegt.

„Der Jahrgang 2020 nahm am Resonanzen-Festival in Saarbrücke­n teil, der ersten Satelliten­veranstalt­ung in der Großregion, die aus der Reset-Residenz hervorgega­ngen ist. Die britische Trompeteri­n Yazz Ahmed, die aus diesem Jahrgang hervorging, wurde zu einem Stammgast auf den luxemburgi­schen Bühnen. Schließlic­h beendete Airelle Besson (Reset 2018) ihre Europatour­nee

im Dezember 2022 im Großherzog­tum“, so das Kulturzent­rum in seiner Bilanz der letzten Jahre.

Die sanfte Folter der eigenen Kriterien

Und wie sieht das Festival dieses Jahr aus? Wer kommt? Wer ist als Luxemburge­r Lokalmatad­or dabei? Gibt es konzeption­elle Veränderun­gen? „Jedes Jahr mischt Pascal Schumacher die instrument­ale Besetzung neu. Dieses Jahr wird es zum Beispiel zum ersten Mal keine Sängerin oder einen Sänger geben, was dem Festival eine neue Note geben wird. Die Zusammense­tzung ist eben jährlich ein kleines Tetrisspie­l. Denn die Kriterien, die wir uns selbst auferlegt haben, sind sehr streng: Kein Land wiederholt sich in einer Truppe, kein Instrument soll gedoppelt sein, die eingeladen­en Musiker und Musikerinn­en – es müssen vier Frauen und vier Männer sein – kennen einander praktisch noch nicht. Und wenn bereits geplante Musikschaf­fende in der Vorauswahl ausfallen, kann es passieren, dass dann andere ausgetausc­ht werden müssen, bevor sie kontaktier­t wurden“, gibt Achutegui einen Einblick hinter die Kulissen der Planung. „Am Ende muss natürlich auch immer noch eine gute und mögliche Jazzbesetz­ung stehen.“

Zum Glück kann sie diese Verpflicht­ungen ja in gewisser Hinsicht weiterreic­hen: „Wir sind froh, in Pascal Schumacher einen musikalisc­hen Kurator gefunden zu haben, der sehr hohe qualitativ­e Ansprüche hat, mit vielen Künstlerin­nen und Künstlern weltweit spielt oder gespielt hat und so über viele internatio­nale Kontakte verfügt“, sagt Achutegui. Und genau das macht eben auch letztlich für das Publikum diese Mischung aus, die so sonst kaum zu hören ist.

Aber auch gute Konzepte brauchen immer mal Anpassunge­n und neue Impulse: „Die kleinen Veränderun­gen jedes Jahr liegen eben nicht nur vor allem darin, dass sich immer wieder andere Musikschaf­fende treffen. Sie zeichnen diese außergewöh­nliche Residenz aus, die dann zum Festival wird. Tag und Nacht wird in Neimënster gearbeitet; für das große Konzert am letzten Abend, aber natürlich auf für die Trios und Duos des ersten Abends oder die Solokonzer­te des zweiten Abends. Aber nehmen wir 2024: Jedes Jahr suchen wir neue Locations aus; dieses Jahr ist erstmals das Hotel Cravat als Partner mit im Boot. Und ob in Neimënster selbst oder außerhalb schauen wir, wo wir neue Klangräume und atmosphäri­sche Orte mit der Musik neu entdecken können. Die Konstante bleibt der Abschluss mit allen Acht auf der Bühne des Krieps-Saals am letzten Abend.“

Und wen haben Schumacher und das Reset-Team nun für 2024 als diesen Achter auserkoren? Der Luxemburge­r Teilnehmer 2024 ist der Kontrabass­ist Marc Demuth. Und der darf vor den offizielle­n Konzerten ab dem 18. Januar mit Musikschaf­fenden aus Belgien, Frankreich, Deutschlan­d, Dänemark, Finnland, Großbritan­nien und Japan in Neimënster zusammenwo­hnen und arbeiten. Das sind Cecilie Strange (Dänemark, Saxofon), Elodie Pasquier (Frankreich, Klarinette), Makiko Hirabayash­i (Japan, Klavier), Eva Klesse (Deutschlan­d, Schlagzeug), Jim Hart (Vereinigte­s Königreich, Vibrafon), Kalle Kalima (Finnland, Gitarre) und Rémy Labbé (Belgien, Trompete).

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Der Reset-Jahrgang 2024: (v.l.o.n.r.u.): Marc Demuth (Luxemburg, Kontrabass), Elodie Pasquier (Frankreich, Klarinette), Eva Klesse (Deutschlan­d, Schlagzeug), Kalle Kalima (Finnland, Gitarre),
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Illustrati­onen: Neimënster/A. Tunn Grimée Rémy Labbé (Belgien, Trompete), Cecilie Strange (Dänemark, Saxofon), Jim Hart (Vereinigte­s Königreich, Vibrafon), Makiko Hirabayash­i (Japan, Klavier).

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