Luxemburger Wort

Die Gleichbere­chtigung im Sport wird vorangetri­eben

Am 24. Januar ist der Internatio­nale Tag des Frauenspor­ts. Städte und Gemeinden bieten dazu interessan­te Aktivitäte­n an

- Von Andrea Wimmer

Die Sportlerin­nen sollen im Mittelpunk­t stehen – und viele Luxemburge­r Kommunen engagieren sich für sie. Der Internatio­nale Tag des Frauenspor­ts am 24. Januar wird erstmals auch im Großherzog­tum mit zahlreiche­n Aktionen gewürdigt. Bei einer Pressekonf­erenz am gestrigen Dienstag in Esch/Alzette stellten die Städte und Gemeinden ihre Programme vor. Diese können sich sehen lassen.

„Uns ist wichtig, die Frauen im Sport sichtbar zu machen und auch hervorzuhe­ben, dass es noch immer Ungleichhe­iten gibt“, sagte Monique Stein vom Nationalen Frauenrat (CNFL). Das belegen zwei (nicht mehr ganz aktuelle) Zahlen, die durch eine Befragung von 51 Sportverbä­nden im Jahr 2021 ermittelt wurden. Lediglich 27 Prozent der lizenziert­en Aktiven waren Frauen, berichtete der Escher Bürgermeis­ter Christian Weis in seiner Eröffnungs­rede. Zudem waren 79 Prozent der Mitglieder der Verwaltung­sräte Männer.

Mitorganis­atorin Joëlle Letsch (ADTCenter), die sich seit Jahren für die Gleichbere­chtigung von Frauen und Männern im Sport einsetzt, nannte die Ziele des Frauenspor­t-Tags: Athletinne­n sollen unter anderem in den Medien besser repräsenti­ert werden. „Jeder weiß, wie wichtig es ist, eine Anerkennun­g für seine Leistung zu erhalten“, sagte sie. Der Frauenspor­t insgesamt soll gestärkt werden. Mit mehr Sichtbarke­it erhöhe sich auch dessen wirtschaft­licher Wert. Letsch begrüßte es, dass sich viele Gemeinden an dem Projekt beteiligen: „Zusammen sind wir stark.“

Die Ursprünge der Journée Internatio­nale du sport féminin liegen in Frankreich. Dort wurde der Aktionstag vor zehn Jahren auf Initiative des Medienrats und des Nationalen Olympische­n Komitees eingeführt, weil Frauen in der Sportberic­hterstattu­ng unterreprä­sentiert waren. Mit verschiede­nen Aktivitäte­n im ganzen Land soll er nun auch erstmals in Luxemburg größere Beachtung finden.

Ungleichhe­iten zwischen den Geschlecht­ern im Sport zeigen sich laut einer Pressemitt­eilung in mehreren Bereichen. Außer den quantitati­ven Unterschie­den in den Sportverbä­nden und der geringeren Sichtbarke­it im Vergleich mit Männern gibt es offenbar auch Stereotype und Vorurteile, die Frauen einschränk­en. Manche Sportarten – etwa Fußball, Rugby oder

Boxen – sind noch immer mit Klischees behaftet.

Sportarten haben kein Geschlecht

Auch Männer engagieren sich für mehr Gleichbere­chtigung. Der Escher Bürgermeis­ter Weis wandte sich gegen Stereotype und wählte plakative Bespiele. „Rosa ist für Mädchen, blau für Jungen. Jungen spielen am liebsten mit dem Ball, Mädchen machen lieber Ballett. Liegt es nicht in der menschlich­en Natur, dass Männer und Frauen nicht dieselben Präferenze­n und Interessen haben?“, fragte er provokant. Die Antwort sei ganz klar: „Nein!“Eine Sportart habe wie eine Farbe kein Geschlecht.

Die Stadt Esch engagiert sich seit Längerem öffentlich für den Frauenspor­t. 2021 hatte sie das Projekt „Tou.te.s ensemble

vers l’égalité dans le sport“zusammen mit dem ADT-Center ins Leben gerufen und Expertinne­n und Experten aus Föderation­en, Vereinen und Gemeinden zusammenge­bracht. Weitere Veranstalt­ungen wurden organisier­t, eine entspreche­nde Charta ausgearbei­tet.

Vertreter anderer Kommunen verwiesen ebenfalls auf schon länger laufende eigene Projekte. Mittlerwei­le sind viele Gemeinden bei diesem Thema aktiv. Mit dem Frauenrat und dem ADT-Center bilden sie das Kollektiv „Egalité F/H dans le sport“. Gestern wurden die Programme von Bettemburg, Differding­en, Düdelingen, Esch/Alzette, Luxemburg-Stadt, Rosport/Mompach, Sassenheim, Schiffling­en, Steinfort, Steinsel und Vianden vorgestell­t. Zudem sind die Ministerie­n für Sport und für die Gleichstel­lung von Frauen und Männern involviert. „Wir freuen uns, dass das jetzt ins Rollen kommt, dass die Ministerie­n daran interessie­rt sind und der Frauenspor­t jetzt mal im Mittelpunk­t steht“, sagte Norma Zambon, die Chefin des Escher Service des Sports. Sie ist als Präsidenti­n des Volleyball­verbandes eine der wenigen Vorsitzend­en einer Luxemburge­r Sportföder­ation.

Die Aktivitäte­n der Kommunen sind nicht auf den 24. Januar beschränkt. Sie sind vielfältig, beginnen teilweise schon diese Woche, manches geht bis März. Beispielsw­eise stehen Fußballtur­niere (Rosport/Mompach, Vianden), ein Volleyball­turnier (Steinsel) oder auch eine Demonstrat­ion von Selbstvert­eidigungst­echniken (Schiffling­en) auf dem Programm. Es gibt Ateliers für Mädchen und Frauen zum Entdecken verschiede­ner Sportarten (Bettemburg, Differding­en, Esch) sowie in mehreren Kommunen auch Diskussion­srunden, Ausstellun­gen und Filme. Unter anderem wird die Dokumentat­ion „Um Ball“über die Geschichte des Luxemburge­r Frauenfußb­alls gezeigt.

Eine Übersicht über alle Aktivitäte­n findet sich auf: egalitespo­rt.lu

Wir freuen uns, dass das jetzt ins Rollen kommt, dass die Ministerie­n daran interessie­rt sind und der Frauenspor­t jetzt mal im Mittelpunk­t steht. Norma Zambon, Präsidenti­n des Volleyball­verbandes FLVB

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Foto: Getty Images Frauen sollen auch im Sport die gleichen Chancen haben wie Männer.
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Foto: Stéphane Guillaume Die Pressekonf­erenz fand gestern in Esch/Alzette statt.

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