Luxemburger Wort

Presserat: Medienmini­ster soll in puncto Transparen­z Farbe bekennen

Am Ende seiner Amtszeit ließ sich Xavier Bettel das Verspreche­n abringen, den Informatio­nszugang zu verbessern. Am Freitag wird sich sein Nachfolger Luc Frieden erstmals zu seinen Plänen für Funk, Presse und Fernsehen äußern

- Von Ines Kurschat *Anmerkung: Die Autorin war früher selbst Präsidenti­n des Presserats und der Journalist­envereinig­ung ALJP.

Er interessie­re sich sehr für die Presse, so der Premier am Rande seines Interviews mit dem „Luxemburge­r Wort“. Deshalb werde Luc Frieden als Medienmini­ster die Zeitungen besonders im Blick haben. Liest man im Koalitions­vertrag, was darin zu Presse, Funk und Fernsehen steht, könnte man zur gegenteili­gen Einschätzu­ng kommen: Gerade einmal zwei Seiten sind den Medien gewidmet.

In Zeiten, in der der Druck auf die Zeitungen steigt, Journalist­en immer öfter Opfer von Übergriffe­n werden und sich der Ton der öffentlich­en Debatte verschärft, verpflicht­et sich die schwarz-blaue Koalition, „ihre Politik einer offenen und transparen­ten Kommunikat­ion zwischen den staatliche­n Verwaltung­en und den Journalist­en“fortzusetz­en. Dazu gehört für sie, den Beruf des Journalist­en zu schützen und „die Bedingunge­n seiner Arbeit“zu prüfen.

Regierungs­programm: zwei Seiten Medienkapi­tel

Was sich konkret hinter der schwammige­n Formulieru­ng verbirgt, bleibt abzuwarten. Friedens Auftakt mit den Journalist­en war nicht ohne Reibungen: Pressevert­reter hatten sich nach den Wahlen im Oktober beklagt, nicht genügend über die hinter verschloss­enen Türen tagenden Verhandlun­gen zwischen CSV und DP informiert zu werden.

Blau-Rot-Grün hatte sich noch unter Führung von Medienmini­ster Xavier Bettel dazu verpflicht­et, den Zugang zu Informatio­nen zu verbessern. Diese moralische Verpflicht­ung steht im CSV/DP-Regierungs­programm nur angedeutet. Ob Journalist­en einen eigenen Informatio­nszugang bekommen werden oder ob das restriktiv­e und schwerfäll­ige Transparen­zgesetz nachgebess­ert wird, ist eine der vielen Fragen, die am heutigen Donnerstag beim ersten Zusammentr­effen zwischen Regierung und Presserat angesproch­en werden sollen.

Dauerbrenn­er Informatio­nszugang für Profijourn­alisten

„Die Regierung muss Farbe bekennen und liefern“, fordert Presserats­präsident Roger Infalt. Ein weiteres dringendes Anliegen sei ein „freier und sicherer“Zugang zum Register der wirtschaft­lichen Eigentümer RBE: Aufgrund eines Urteils des Europäisch­en Gerichtsho­fes war das Register zunächst für die Öffentlich­keit geschlosse­n worden. Registrier­te (!) Luxemburge­r Journalist­en mit Pressekart­e haben Zugang. Aber was, wenn es darum geht, in Rahmen einer Investigat­ivrecherch­e Informatio­nen abzurufen, oder aus dem Ausland?

Noch ein Brocken muss angegangen werden: Die Medienaufs­icht ALIA wirbt für eine Reform des 30-jährigen Mediengese­tzes. Es geht darum, den Dinosaurie­r so zu modernisie­ren, dass er den technologi­schen Errungensc­haften, wie dem Internet und den sozialen Medien, Rechnung trägt und diese, möglicherw­eise, in den Kontrollau­ftrag der ALIA einzubinde­n. So

wünscht es das zumindest die Aufsichtsb­ehörde, die bisher nur für die audiovisue­llen Medien zuständig ist. Konflikte sind nicht ausgeschlo­ssen: Bisher haben sich der Presserat und die Medienhäus­er zu diesem Anliegen nicht offiziell geäußert.

Die Konvention mit dem Sender RTL (mit öffentlich­em Nachrichte­n-Auftrag) hatte noch die Vorgängerr­egierung ausgehande­lt, und auch das Radio 100,7 hat endlich eine Rechtsbasi­s bekommen. Inzwischen steht auch die Zusammense­tzung des zwölfköpfi­gen, paritätisc­h besetzten Hörerrates (sechs Frauen, sechs Männer aus unterschie­dlichen gesellscha­ftlichen Gruppen). Eines der größeren Projekte des öffentlich-rechtliche­n Senders dürfte, neben dem Ausbau der Online-Redaktion, die Analyse eines zweisprach­igen Radioangeb­ots sein.

Probleme bei den Pressesubv­entionen: Wer ist eigentlich ein Journalist?

Die Reform des Pressehilf­egesetzes ist mehr als zwei Jahre her. Sie soll analysiert und, wo nötig, nachgebess­ert werden. Ein Problem in der Praxis gab es direkt von Anfang an: Da die Höhe der Subvention­en an die Zahl der angestellt­en Journalist­en (mit Pressekart­e) gebunden ist, ist der Druck auf die zuständige Kartenkomm­ission des Presserats gestiegen, die Pressekart­en großzügige­r zu vergeben.

Doch wer ein Journalist ist und was einen Blogger beispielsw­eise von einem Journa

listen unterschei­det, ist im Pressegese­tz nicht präzise definiert. Die Journalist­envereinig­ung ALJP hatte seinerzeit auf diese Lücke hingewiese­n, war aber bei Medienmini­ster Bettel auf taube Ohren gestoßen. Weitere Themen sind der Einsatz und die Regulierun­g von künstliche­r Intelligen­z (in den Medien), ein neuer zeitgemä

Die Regierung muss Farbe bekennen und liefern. Roger Infalt, Präsident des Presserats

ßer Verhaltens­kodex für Journalist­en und die Nachbesser­ung beim Antwortrec­ht, zu dessen Gesetzeste­xt der Staatsrat seinen Avis vorgelegt hat.

Viel zu tun also für Nachfolger Luc Frieden und seiner delegierte­n Ministerin Elisabeth Margue, die sich neben dem Justizress­ort zusätzlich um die Telekommun­ikation kümmern soll. Wie Frieden die Hausaufgab­en konkret aufteilen und angehen will, kann er am Freitag verraten: Dann treffen sich Medienvert­reter, Pressespre­cher und Medienmini­sterium nämlich zum traditione­llen Neujahrsum­trunk.

 ?? Foto: Christophe Olinger ?? Am Rande seines Interviews mit dem „Luxemburge­r Wort“äußerte sich der neue Premiermin­ister auch kurz zu seiner Rolle als Medienmini­ster.
Foto: Christophe Olinger Am Rande seines Interviews mit dem „Luxemburge­r Wort“äußerte sich der neue Premiermin­ister auch kurz zu seiner Rolle als Medienmini­ster.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg