Kriegen Sie Ihre Bahn auf die Reihe, Herr Wissing!
Alle paar Monate legt ein neuer Streik den Bahnverkehr in Deutschland lahm, das aufgrund seiner Größe und zentralen Lage von kruzialer Bedeutung für die EU ist. Man könnte sich im Großherzogtum zurücklehnen und das Spektakel aus der Ferne beobachten. Doch auch die CFL gehört zu den Leidtragenden der deutschen Zugmisere aus permanenten Streiks, Pannen und Pünktlichkeitsdefiziten.
Wie oft ist Luxemburg schon in die Bresche gesprungen, um deutsche Bahnprobleme zu beheben! Es hat etwa mit Luxemburger Geld für deutsche Schieneninfrastruktur den zweigleisigen Ausbau des Streckenabschnittes bei Igel großzügig unterstützt. Als die Deutsche Bahn 2011 über Nacht aus dem Fernverkehrsangebot Richtung Koblenz und Trier ausstieg, sprang die CFL kurzfristig ein.
Wenn die deutschen Lokführer in kürzester Zeit Streiks ausrufen, müssen die Luxemburger, deren Züge regulär bis Koblenz und Düsseldorf fahren, binnen Stunden Notmaßnahmen aktivieren. Züge fahren erst ab Wasserbillig, es gibt auch Ersatzbusse nach Trier. Dennoch dürften
Beide Tarifpartner haben sich diskreditiert.
sich viele Pendler, die grundsätzlich willens wären, auf den Zug umzusteigen, diese Entscheidung genau überlegen. Im Hinterkopf bleibt die Erkenntnis: Mit dem Auto ist es doch viel sicherer.
Nun sind Streiks das legitime Recht der Gewerkschaften, doch dass derartige Konflikte in den vergangenen Jahren immer mehr eskaliert sind, müsste nicht sein. Beide Tarifpartner haben sich diskreditiert: Der instinktlose Bahnvorstand, der sich zuletzt trotz miserabler Pünktlichkeitsquote eine Bonuszahlung in Millionenhöhe genehmigt hat, trifft auf eine Gewerkschaft der Zugführer, die für einen kleinen Teil der Bahnbelegschaft, der ohnehin schon vergleichsweise gut verdient, illusorische Forderungen stellt. Eine drastische Gehaltssteigerung plus fetter Einmalzahlung plus mehr Altersvorsorge – und dazu noch weniger arbeiten? Da hat der abgehobene Chef der Gewerkschaft, Claus Weselsky, den Schuss offenbar nicht gehört.
Durch ihr unseliges Interagieren ruinieren Bahnvorstand und Gewerkschaft den ohnehin schon ramponierten Ruf der Deutschen Bahn. Hier liegt es jetzt am Bund als Eigner der Deutschen Bahn AG, den Konflikt zur Chefsache zu machen, und schnellstmöglich zu lösen. Man ist gewillt, dem deutschen Verkehrsminister zuzurufen: Kriegen Sie Ihre Bahn auf die Reihe, Herr Wissing!