Luxemburger Wort

Loïc Kaysen ist Feingeist und Schlüssels­pieler

Der Deutschlan­d-Legionär soll in der EM- und WM-Qualifikat­ion das Offensivsp­iel der FLH-Auswahl lenken. In Lettland könnte ein Star warten

- Von Lutz Schinköth

Voller Selbstbewu­sstsein und Entschloss­enheit stieg Loïc Kaysen gestern in den Bus nach Frankfurt am Main, von wo es anschließe­nd mit dem Flieger in die lettische Hauptstadt Riga ging. Im etwa 100 Kilometer von Riga entfernten Valmeria treten sich die Luxemburge­r Handballer heute Abend (18.40 Uhr) gegen Lettland an.

Es ist das Hinspiel in der Vorqualifi­kation für die Europameis­terschaft 2026. Der Rückraumsp­ieler des deutschen Drittligis­ten HSG Krefeld Niederrhei­n soll im Team von Nationaltr­ainer Maik Handschke eine Schlüsselr­olle übernehmen. Bereits beim jüngsten 29:30 gegen die Türkei und dem respektabl­en 23:28 gegen EMTeilnehm­er Nordmazedo­nien in der Coque in Kirchberg Ende April sahen die Zuschauer einen bärenstark­en Auftritt des 22-Jährigen.

„An diese starken Leistungen wollen wir anknüpfen – mit der Maßgabe, das Weiterkomm­en in die Gruppenpha­se zu schaffen“, sagt Kaysen. „Diesem Ziel ordnen wir alles unter. Erst danach schauen wir auf die Spiele gegen Israel in der kommenden Woche.“Nach dem Rückspiel am Sonntag (Anwurf in der Coque um 16 Uhr) entscheide­t sich, wer in die Gruppenpha­se der EM-Qualifikat­ion einzieht.

„Wir müssen mit einer guten Einstellun­g in die Spiele gehen und wollen direkt gut drin sein. Für mich sind es Spiele auf Augenhöhe gegen einen Gegner, der viele junge und neue Spieler eingebaut hat und sich im Umbruch befindet“, weiß der Handballer, der in Köln Lehramt studiert. „Die Letten sind stark im Eins-gegen-eins und haben ein, zwei wurfgewalt­ige Rückraumsp­ieler. Sie können zwei verschiede­ne Abwehrsyst­eme spielen. Darauf müssen wir uns einstellen“, weiß Kaysen nach intensiver Videoanaly­se um die Stärken des Gegners.

Ob ein Weltklasse­spieler wie Dainis Kristopans, der in der Bundesliga für Melsungen spielt, dabei ist, tangiert Kaysen nicht wirklich: „Mit dem lettischen Superstar wird es ein komplett anderes Spiel. Ohne ihn müssen wir uns auf eine breite Offensive einstellen und gut abgestimmt sowie kompromiss­los in der Abwehr arbeiten.“

Um in die ersehnte Gruppenpha­se einzuziehe­n, gehe es Kaysen und dem gesamten Team darum, den Vorteil zu nutzen, zuerst in Lettland anzutreten. „Wir gehen quasi ohne Druck in dieses erste Spiel, weil wir keinem hohen Rückstand nachlaufen müssen. Verlieren wir knapp, spielen Unentschie­den oder gewinnen dort, haben wir es am Sonntag selber in der Hand“, erklärt der 22-Jährige.

: Wir wollen beweisen, dass wir uns entwickelt haben. Loïc Kaysen

Vertrag in Krefeld läuft aus

Der im Rückraum universell einsetzbar­e Vollblutha­ndballer, der 2019 gegen Italien

im Nationaltr­ikot debütierte, wechselte im Sommer 2022 nach Krefeld. Viermal in der Woche pendelt er zwischen Köln und Krefeld. Weil sein Vertrag am Saisonende ausläuft, möchte Kaysen unbedingt noch den Aufstieg in die 2. Bundesliga realisiere­n, welchen die „Eagles“in den vergangene­n

Jahren denkbar knapp verpassten. „Ob es in Krefeld oder woanders weitergeht, steht noch nicht fest. Es wurden noch keine konkreten Gespräche geführt. Es ist alles möglich“, so Kaysen, dessen Berater Maik Thiele gleichzeit­ig der Co-Trainer im Nationalte­am ist.

Dort bekommt Kaysen jegliche Freiheiten im Spiel nach vorne. Als Leistungst­räger im Club will er alles dafür tun, sein großes Talent auch in der FLH-Auswahl zu zeigen. „Ich fühle mich mental und körperlich gut und versuche, das Spiel im Rückraum zu organisier­en und zu lenken. Ich bin variabel einsetzbar, kann auch halbrechts oder im Zentrum das Spiel schnell machen. Man muss als Spielgesta­lter in Sekundenbr­uchteilen entscheide­n, welchen Pass man spielt und Lücken für die Nebenleute reißen“, unterstrei­cht Kaysen die Relevanz seiner Position.

Mit Raphael Guden und Yann Hoffmann hat Kaysen spiel- und wurfstarke Zielspiele­r an seiner Seite. Und mit Felix Werdel agiert ein trickreich­er und flinker Linksaußen direkt neben ihm. „Wir sind vom Trainer gut eingestell­t, die Vorbereitu­ng war intensiv. Man hat gesehen, dass das Passspiel besser geworden ist und die Automatism­en im Angriff sowie in der Abwehr besser greifen. Jeder brennt darauf, für sein Land zu spielen. Wir sind heiß auf zwei Spiele, in denen wir beweisen wollen, dass wir uns entwickelt haben.“

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Foto: dpa Lettlands Star Dainis Kristopans (rechts), hier gegen Hannovers Ilija Brozovic, könnte den Unterschie­d machen.
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Fotos: Stéphane Guillaume Loïc Kaysen, hier am Ball gegen Nordmazedo­nien, ist im Rückraum variabel einsetzbar.
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Loïc Kaysen soll in der Nationalma­nnschaft mehr Verantwort­ung übernehmen.
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