Luxemburger Wort

Ein Team verliert zwar alle Spiele, aber nicht die Lust

Der DT Union wartet in dieser Tischtenni­ssaison immer noch auf den ersten Sieg. Trotzdem hat sich die Mannschaft mit dem Abstieg noch nicht abgefunden

- Von Jan Morawski Audi TT League

Ein entspannte­s Hobby sieht anders aus. An Trainingst­agen setzt sich Jules Harles unmittelba­r nach einem langen Arbeitstag als Zahnarzt ins Auto und fährt nach Hollerich in die Tischtenni­shalle. Und zu allem Überfluss – zumindest in dieser Saison – gibt es am Wochenende regelmäßig auf die Mütze. „Das nervt manchmal schon ein bisschen“, sagt der Spieler des DT Union.

Nach der abgelaufen­en Normalrund­e der Audi TT League ist seine Mannschaft mit neun Niederlage­n aus neun Spielen Tabellenle­tzter und geht somit als Außenseite­r in die am Samstag beginnende Abstiegsru­nde. Und auch der 30 Jahre alte Harles selbst hatte im bisherigen Saisonverl­auf wenig Grund zur Freude. Nach 15 Einzelspie­len wartet er immer noch auf den ersten Sieg.

„Es gibt mittlerwei­le Momente, in denen es mir nicht so leicht fällt“, gibt Harles zu. „Aber ich spiele Tischtenni­s, seit ich ganz jung bin. Das Training macht mir immer Spaß. Und dann ist es auch egal, ob ich am Wochenende verliere. Dann macht mir auch ein 0:15 nichts aus.“

Dabei ist der DT Union über die Jahre eigentlich nicht schlechter geworden. Der Grund, warum die Mannschaft aktuell in Richtung Zweitklass­igkeit trudelt, ist, dass die erste Liga deutlich an Qualität zugelegt hat. „Das merkt man schon“, erklärt Harles. Eine entscheide­nde Rolle spielt auch der Trainingsa­ufwand. Harles und Paul Roukoz, der aktuell sein Abitur macht, schaffen es nicht mehr so oft in die Halle. Und auch die beiden Franzosen Enzo Leguistin und Quentin Heim haben gegen die Topleute der Liga einen schweren Stand.

„Uns fehlt natürlich, im Gegensatz zu vielen anderen Teams, die mehr Geld in die erste Mannschaft stecken, eine gute Nummer eins“, erläutert Harles. „Wir arbeiten mit den Spielern, die wir haben. Und haben damit die Möglichkei­t genutzt, eine Mannschaft aufzustell­en, die sich sehr gut versteht.“

Neuer Modus im Abstiegska­mpf

Verliert man jedoch über Monate hinweg jedes Spiel, dann wird auch der größte Teamgeist auf die Probe gestellt. „Wir versuchen, immer positiv zu bleiben, aber ich gebe zu, dass das mit der Zeit schwierige­r wird“, sagt der 30-Jährige. Für das neue Jahr habe sich das Team noch einmal gesammelt. „Mittlerwei­le machen wir nach jedem Spiel ein kleines Briefing, das haben wir vorher nicht gemacht“, erzählt Harles. „Wir versuchen, uns ein kleines Treppchen zu bauen, um endlich einen Sieg oder ein Unentschie­den zu holen.“

Um am Ende der Spielzeit nicht in die zweite Liga abzusteige­n, ist das zwingend notwendig. Aus der Abstiegsgr­uppe, in der vier Clubs jeweils dreimal aufeinande­rtreffen, steigen zwei Mannschaft­en ab. Für Union geht es am Samstag mit einem Heimspiel gegen Roodt los (14.30 Uhr). Parallel kämpfen Lintgen und Echternach um den Klassenerh­alt. Der Modus ist neu. Während in der vergangene­n Spielzeit die besten Zweit- und schlechtes­ten Erstligist­en gemischt wurden, gibt es nun getrennte Auf- und Abstiegsru­nden.

Über seine sportliche Zukunft oder den Werdegang seines Vereins will sich Jules Harles allerdings erst Gedanken machen, wenn die Saison beendet ist. „Alles muss erst einmal am Tisch ausgetrage­n werden“, sagt er kämpferisc­h. „Fakt ist aber, dass wir bislang alle Spiele verloren haben, manchmal knapp, manchmal klar.“

Die Kunst, sich von Niederlage­n den Spaß am Hobby nicht verderben zu lassen, musste der Tischtenni­sspieler erst lernen. „Am Ende der letzten und in dieser Saison ist es mir gelungen, den Schalter umzulegen“, erzählt er. „Ich erinnere mich immer wieder daran, dass es ein Hobby bleiben soll. Denn es macht keinen Sinn, wenn ich mich verrückt mache und in einer Negativspi­rale lande.“

Harles kämpft und gibt an jedem Wochenende sein Bestes. „Und wenn das nicht reicht, dann ist das eben so“, erklärt er. „Ich kann nicht mehr zaubern, ich bin keine 15 mehr.“Dabei gibt es sogar während Partien, die am Ende in einer Niederlage enden, Momente, die ihm viel Freude bereiten. „Auch wenn das vielleicht nur ein Satz ist“, beschreibt Harles. „Daran kann ich mich festhalten.“

: Ich kann nicht mehr zaubern, ich bin keine 15 mehr. Jules Harles

 ?? Fotos: Stéphane Guillaume ?? Paul Roukoz und seine Teamkolleg­en wollen sich in der Abstiegsgr­uppe steigern.
Abstiegsgr­uppe
Am Samstag:
14.30: Union – Roodt
14.30: Lintgen – Echternach
Fotos: Stéphane Guillaume Paul Roukoz und seine Teamkolleg­en wollen sich in der Abstiegsgr­uppe steigern. Abstiegsgr­uppe Am Samstag: 14.30: Union – Roodt 14.30: Lintgen – Echternach
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Jules Harles lässt sich von Niederlage­n die gute Laune nicht verderben.

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