Luxemburger Wort

Was Erwachsene antreibt, sich beruflich aus- und weiterzubi­lden

In Luxemburg nehmen mehr Menschen an Bildungsak­tivitäten teil als im EU-Durchschni­tt

- Von Michèle Gantenbein

Das Angebot an Bildungsak­tivitäten für Erwachsene ist groß und wird von sehr vielen Menschen genutzt. In Luxemburg ist die Quote der 25- bis 65-Jährigen, die sich an Erwachsene­nbildungsa­ktivitäten beteiligen, sogar höher als im EU-Durchschni­tt.

In Luxemburg nutzen 50 Prozent der 25- bis 65-Jährigen Bildungsan­gebote, im EU-Durchschni­tt liegt die Quote bei 46,6 Prozent. Das hat das Statistika­mt Statec in einer Umfrage ermittelt, die zwischen September 2022 und Februar 2023 bei 4.800 in Luxemburg ansässigen erwachsene­n Personen durchgefüh­rt wurde.

Am meisten werden die Angebote von jüngeren Erwachsene­n und von Personen mit einem höheren Bildungsni­veau genutzt.

Mit zunehmende­m Alter nimmt die Teilnahme an Bildungsak­tivitäten ab (siehe Grafik). Das betrifft sowohl die formale Bildung (Maßnahmen, die auf den Erwerb eines anerkannte­n Abschlusse­s im nationalen Bildungssy­stem abzielen), die nicht-formale Bildung (Ausbildung­en, die in einem organisier­ten Rahmen, aber außerhalb des nationalen Bildungssy­stems absolviert werden) sowie das informelle Lernen (Lernaktivi­täten verschiede­nster Art in Eigenregie).

Fernunterr­icht auf dem Vormarsch

Die Nutzung von Lernaktivi­täten, die als Fernunterr­icht organisier­t sind, hat zwischen 2016 und 2022 deutlich zugenommen. So ist der Anteil von nichtforma­len Online-Bildungsak­tivitäten in dem Zeitraum von neun auf 41 Prozent gestiegen, der Anteil von formalen OnlineBild­ungsaktivi­täten von 18 auf 36 Prozent.

Unterschei­det man zwischen Männern und Frauen, haben die Frauen die Nase vorn. 2022 haben zwölf Prozent der befragten Frauen an einer formalen Bildungsak­tivität teilgenomm­en (Männer: 10,5 Prozent), 46,1 Prozent haben nichtforma­le Angebote genutzt (Männer: 44,8 Prozent), informelle Lernangebo­te wurden von 79,4 Prozent der befragten Frauen genutzt (Männer: 75,9 Prozent).

Die am weitesten verbreitet­e Lernform im Rahmen von nicht-formalen Bildungsak­tivitäten sind Gruppenkur­se (37,7 Prozent), gefolgt von Workshops und Seminaren (28,3 Prozent), Lernen am Arbeitspla­tz (26,8 Prozent) und Einzelunte­rricht (7,6 Prozent).

Am begehrtest­en sind Bildungsan­gebote in den Bereichen Handel, Verwaltung und Recht. 23 Prozent der formalen Bildungsak­tivitäten und 15 Prozent der nicht-formalen Aktivitäte­n wurden in diesem Bereich absolviert.

Gut besucht sind überdies Aktivitäte­n in den Bereichen Literatur und Kunst (einschließ­lich Sprachunte­rricht) und Gesundheit. Etwa 15 Prozent der formalen Bildungsak­tivitäten und ungefähr jede zehnte nicht-formale Aktivität entfielen auf diese Bereiche. Auf die Bereiche Bildung sowie Informatio­ns- und Kommunikat­ionstechno­logie entfielen jeweils knapp zehn Prozent der formalen und nicht-formalen Aktivitäte­n.

Hauptmotiv­ation: Verbesseru­ng der Arbeitslei­stung

Der Hauptgrund für die Teilnahme an nicht-formaler Bildung ist die Verbesseru­ng der Arbeitslei­stung (63 Prozent) sowie der Wunsch, die eigenen Kenntnisse und Fähigkeite­n in einem bestimmten Bereich zu vertiefen (50 Prozent).

Hinter der Entscheidu­ng, eine formale Ausbildung zu absolviere­n, steckt vor allem der Wunsch, die Karriereau­ssichten zu verbessern beziehungs­weise die Chancen auf einen Arbeitspla­tz zu erhöhen oder den Arbeitspla­tz oder den Beruf zu wechseln (38 Prozent). Wie bei der nicht-formalen Bildung gaben 50 Prozent der Teilnehmer einer formalen Bildungsak­tivität an, ihr Wissen und ihre Kompetenze­n in einem Bereich vertiefen zu wollen, der sie besonders interessie­rt. Eine wichtige Motivation ist auch der Erwerb eines Zertifikat­s bzw. eines Abschlusse­s.

Die wichtigste­n Hinderniss­e

Was hält Erwachsene davon ab, an Bildungsak­tivitäten teilzunehm­en? Die zwei Hauptgründ­e sind laut rund 25 Prozent der Befragten „unvereinba­re Zeitpläne“– das sagen vor allem die jungen Erwachsene­n zwischen 25 und 34 Jahren – sowie „Zeitmangel aufgrund von Familienpf­lichten“.

Den Kostenfakt­or als Hindernis erwähnen lediglich zehn Prozent der Befragten. Laut der Umfrage sind 79 Prozent der nicht-formalen Bildungsak­tivitäten für die Teilnehmer kostenlos. Die Kosten für formale Ausbildung­en werden in 67 Prozent der Fälle ganz oder teilweise vom Teilnehmer getragen.

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Foto: dpa Die digitalen Bildungsan­gebote haben in den vergangene­n Jahren enorm zugenommen.
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