Eine Weihnachtszeit unter Polizeischutz
Wegen Anschlagsplänen eines islamistischen Netzwerkes mussten Gläubige im Kölner Dom noch bis zum Dreikönigstag die Messen unter strengen Sicherheitsauflagen feiern
Unter weiterhin höchsten Sicherheitsvorkehrungen wurde am vergangenen Sonntag im und um den Kölner Dom das Hochfest der Erscheinung des Herrn gefeiert. Trotz der langen Wartezeiten sowie umfangreichen Einlasskontrollen und Leibesvisitationen in den bereits zu Weihnachten vor dem Hauptportal aufgestellten Zelten hatten sich zu allen Heiligen Messen zahlreiche Gläubige bei nasskalter Witterung angestellt, um den Heiligen Drei Königen, deren sterbliche Überreste seit Jahrhunderten im Dom ruhen, nachzufolgen. Viele Sternsinger waren gekommen – insbesondere zum Pontifikalamt am Vormittag, das von Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki zelebriert wurde.
Erst am Dienstag wurden die Sicherheitsmaßnahmen am Kölner Wahrzeichen schrittweise gelockert. Sie waren kurz vor Weihnachten ergriffen worden wegen einer akuten Terrorwarnung mit dem Gotteshaus als Ziel eines möglichen Anschlags. So bestand seit Weihnachten ein Besuchsverbot des Domes für Touristen. Das Wochenende mit dem für Köln so bedeutenden Dreikönigstag verlief aus Sicht der Ordnungshüter im und am Dom „ruhig und unauffällig“, so ein Sprecher der Polizei. Ein 30 Jahre alter Mann aus Tadschikistan, der Weihnachten am Niederrhein in Polizeigewahrsam genommen worden war, steht neben weiteren Männern im Verdacht, einem islamistischen Terrornetzwerk anzugehören und Anschlagspläne auf die Kathedralen in Köln und Wien vorbereitet zu haben. Die Ermittlungen führt das Bundeskriminalamt. Im Laufe des Sonntags nach Epiphanie teilte die Kölner Polizei mit, dass gegen den Tadschiken mittlerweile ein europäischer Haftbefehl aus Österreich vorliegt. Das Auslieferungsverfahren ist bei der Generalstaatsanwaltschaft Köln anhängig. Der Mann wurde daraufhin aus dem Polizeigewahrsam, in dem er sich zur „Gefahrenabwehr“befand, in eine Justizvollzugsanstalt überstellt, nachdem das Amtsgericht Köln eine sogenannte Festhalteanordnung erlassen hat.
Bis auf Weiteres will die Polizei verstärkt Präsenz im Domumfeld zeigen. Zu weiteren Details des angepassten Schutzkonzepts werde aber aus polizeilicher Sicht keine weitere Stellungnahme abgegeben. „Wir freuen uns nach diesen herausfordernden Wochen sehr, am Dom zu etwas mehr Normalität zurückzukehren“, sagt Dompropst Monsignore Guido Assmann. „Ich möchte mich noch einmal sehr herzlich bei allen bedanken, die diese Sondersituation so vorbildlich und geduldig mitgetragen haben. Mein besonderer Dank gilt den Sicherheitsbehörden und unseren Domschweizerinnen und Domschweizern, durch deren unermüdlichen Einsatz vor dem Dom und im Dom auch an den Weihnachtstagen und zum Jahreswechsel alle Gottesdienste gefeiert werden konnten.“
Auch nach der aktualisierten Gefährdungslage werde seitens der Verantwortlichen für die Kathedrale indes weiterhin an Maßnahmen festgehalten, so der Dompropst. Im Einzelnen bedeutet das, dass das Kölner Wahrzeichen nach zweieinhalb Wochen wieder auch außerhalb der Liturgien abschnittsweise zugänglich ist. Schatzkammer und Turmbesteigung sind seit 10. Januar wieder für den Besuch freigegeben. Gleichwohl müssen sich sämtliche Besucher – egal ob Gottesdienstbesucher, Touristen oder geführte Gruppen – am Eingang des Domes, der Schatzkammer und der Turmbesteigung einer Personenkontrolle unterziehen müssen. Außerdem dürfen nur kleinere Taschen und Rucksäcke mitgeführt werden. Das Domkapitel arbeitet weiterhin eng mit allen relevanten Sicherheitsbehörden zusammen. Dompropst Assmann wörtlich: „Das umfangreiche Sicherheitskonzept für den Dom, mit dem das Domkapitel schon seit mehreren Jahren der abstrakt hohen Gefährdungslage Rechnung getragen hat, wird überprüft und sukzessive erweitert.“
Der Kölner Weihbischof Dominik Schwaderlapp, der dem Hochamt am Abend des Epiphanietages im Beisein des Erzbischofs vorstand, zeigte sich sehr bewegt davon, dass sich „Hunderte Menschen in die Schar der Pilger eingereiht haben, um dem Kind in der Krippe zu huldigen“. Dieses geduldige Warten wertete er als „eine Gabe und ein Zeichen unseres guten Willens“. Zum Abschluss der Messe konnten die Gläubigen in einer Prozession durch den Kölner Dom am Dreikönigenschrein vorbeiziehen. Wie an diesem Tage üblich, war die sogenannte Trapezplatte an der Stirnseite des Schreins abgenommen worden und ermöglichte so einen Blick auf die innenliegenden Schädel mit Kronen. Gerade vor dem Hintergrund dieser außergewöhnlichen Weihnachtszeit hatte Weihbischof Schwaderlapp den Gläubigen die mutmachende Botschaft mitgegeben: „Wie die Heiligen Drei Könige wollen wir mit offenen Augen, offenen Händen und offenen Herzen im Namen des Herrn in den Alltag gehen.“
1. Lesung (1 Sam 3, 3b-10.19)
Rede, Herr! Dein Diener hört
Lesung aus dem ersten Buch Sámuel
In jenen Tagen schlief der junge Samuel im Tempel des Herrn, wo die Lade Gottes stand. Da rief der Herr Samuel, und Samuel antwortete: Hier bin ich. Dann lief er zu Eli und sagte: Hier bin ich, du hast mich gerufen. Eli erwiderte: Ich habe dich nicht gerufen. Geh wieder schlafen! Da ging er und legte sich wieder schlafen. Der Herr rief noch einmal: Samuel! Samuel stand auf und ging zu Eli und sagte: Hier bin ich, du hast mich gerufen. Eli erwiderte: Ich habe dich nicht gerufen, mein Sohn. Geh wieder schlafen! Samuel kannte den Herrn noch nicht, und das Wort des Herrn war ihm noch nicht offenbart worden. Da rief der