Luxemburger Wort

Warum Arbeitnehm­er ihren Job aufgeben würden

In einer neuen Umfrage wurden die Arbeitszuf­riedenheit und die Karriereer­wartungen der Beschäftig­ten im Land untersucht

- Von Laura Bannier

Sind die luxemburgi­schen Arbeitnehm­er glücklich? Die neueste Veröffentl­ichung von jobs.lu lässt das Gegenteil vermuten. Die Ergebnisse der jüngsten Umfrage der Personalve­rmittlungs­plattform zeigen, dass fast die Hälfte der befragten Arbeitnehm­er bereit ist, den Arbeitspla­tz zu wechseln.

Genauer gesagt antwortete­n 46 Prozent der Befragten mit „Ja“auf die Frage, ob sie im Jahr 2024 einen Job- oder Karrierewe­chsel planen, während 23 Prozent unentschlo­ssen waren und die restlichen 31 Prozent angaben, dass sie diese Möglichkei­t nicht in Betracht ziehen würden. Bevor unter den luxemburgi­schen Managern Panik ausbricht, sollten wir uns die Gründe für diesen allgemeine­n Befund genauer ansehen.

Die große Mehrheit der Arbeitnehm­er, die sich nicht vorstellen können, 2024 in ihrem Job zu bleiben, möchte eine bessere Bezahlung erhalten (57 Prozent). Es folgen die Möglichkei­t, von einem besseren Gleichgewi­cht zwischen Privat- und Berufslebe­n zu profitiere­n (40 Prozent), der Wunsch, interessan­te Karrieremö­glichkeite­n wahrzunehm­en oder solche, die mehr mit ihrer Leidenscha­ft übereinsti­mmen (40 Prozent) sowie der Mangel an Berufspers­pektiven in der aktuellen Position (ebenfalls 40 Prozent).

Zwischen Erwartunge­n und Marktreali­tät

Für Arthur Meulman, CEO der Personalve­rmittlungs­plattform jobs.lu, „spiegeln diese Ergebnisse einen Wandel in der Beziehung zur Arbeit und zum Arbeitgebe­r wider“. Die Arbeitnehm­er sind eher geneigt, zu schauen, „ob das Gras anderswo grüner“ist. „Die Aussicht auf ein attraktive­res Gehalt oder bessere Leistungen ist zwar ein wichtiger Grund für einen Wechsel, aber es müssen auch andere Elemente berücksich­tigt werden, wie zum Beispiel das Streben nach mehr Flexibilit­ät“, kommentier­t der Experte.

Die luxemburgi­schen Arbeitnehm­er seien zwar manchmal enttäuscht, weil sie in ihrem Job keine Entwicklun­gsmöglichk­eiten haben, aber sie seien auch zuversicht­lich. Trotz des jüngsten Anstiegs der Arbeitslos­enquote gaben 58 Prozent der 1.150 Befragten (die Erhebung war zwischen dem 20. November und dem 8. Dezember 2023) an, dass ihre Erwartunge­n mit dem übereinsti­mmen, was der Arbeitsmar­kt ihnen 2024 bieten kann.

Der CEO von jobs.lu bringt diese Stimmung in Zusammenha­ng mit dem Arbeitskrä­ftemangel, der in einigen Sektoren herrscht. „In den letzten Monaten wurde viel über Fachkräfte­mangel gesprochen, über den Verlust der Attraktivi­tät des Landes, über die Notwendigk­eit für Arbeitgebe­r, immer weiter weg nach Talenten zu suchen. Solche Reden sind geeignet, das Vertrauen der Arbeitnehm­er in ihre Fähigkeit zu stärken, sich zu bewegen oder zu sehen, dass sich ihre Situation positiv entwickelt“, sagt der Fachmann.

Blick auf die Realität des Marktes

Arthur Meulman warnt jedoch, dass neben der unzureiche­nden Größe des Arbeitskrä­ftepools auch das Missverhäl­tnis zwischen den Bedürfniss­en der Unternehme­n und den Kompetenze­n der Arbeitnehm­er für den Arbeitskrä­ftemangel verantwort­lich ist. „Ein Arbeitnehm­er, dessen Erwartunge­n nicht mit der Realität des Marktes übereinsti­mmen, das heißt der die gewünschte­n Kompetenze­n nicht vorweisen kann, läuft Gefahr, desillusio­niert zu werden.“

Dieser Artikel erschien in der französisc­hen Originalfa­ssung zuerst bei Virgule. Bearbeitun­g und Übersetzun­g: Ingo Zwank.

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