Top-Ensemble Capella de la Torre eröffnet Konzertreihe
Das Festival rund um die Alte Musik von Renaissance und Barock lockt mit einer außergewöhnlichen Marionetten-Operninszenierung
Einmal mehr sind es die Entdeckungen, die Rosch Mirkes bei seinen Reisen auftut: „Ich hätte erst nicht für möglich gehalten, was das für ein schöner Genuss sein kann“, schwärmt der Mastermind hinter den Rencontres Musicales de la Vallée de l‘Alzette (RMVA). Die seit 2001 bestehende Luxemburger Musikreihe rund um die Alte Musik aus den Stilepochen Renaissance und Barock wird 2024 mit einem ungewöhnlichen Projekt bereichert. Marionetten, gespielt von den Spezialisten des Ensembles Buchty a Loutky, kommen für die HändelOper „Acis & Galatea“zum Einsatz.
„Acis & Galatea“? Das ist jetzt kein gängiger Händel-Klassiker. „Man kennt die großen Händel-Opern, aber das hier ist wirklich eine Entdeckung im Kleinen. Insbesondere auch, weil sie durch das Marionettenspiel eine ganz besondere Atmosphäre und auch großen Witz bekommt, den man rein von der Handlungsbeschreibung gar nicht erwarten würde. Und das hat mich bei meinem ersten Besuch der Inszenierung so gefesselt, dass ich die Truppe gefragt habe, ob sie vielleicht nach Luxemburg kommen würde.“
Mirkes’ Bitte wurde erhört. Und mit dem Mierscher Kulturhaus steht dann ausnahmsweise keine Kirche wie sonst bei den RMVA als Aufführungsort im Fokus, sondern ein voll ausgerüstetes Kulturzentrum. In dem lässt sich solch eine Inszenierungsform auch dank der Logisitik wie Licht und Bühneneinrichtung perfekt umsetzen. „Das Mierscher Kulturhaus hat uns über die Jahre immer wieder als Spielstätte Raum geboten. Und ich freue mich, dass wir dann auch das Vertrauen mit so einem Projekt unterstreichen können“, betont Mirkes.
Diese und andere Preziosen des Musikschaffens zwischen 1500 und 1700, aufgeführt von professionellen Ensembles und starken Solisten, bleiben das Markenzeichen der Reihe. „Aber natürlich müssen wir schon schauen, wie wir planen. Eine Reihe wie die RMVA überlebt nur, wenn sie dauerhaft eine hohe Qualität bietet. Das zeigt sich eben nicht nur an Namen wie dem Countertenor Alex Potter oder jungen Aufsteiger-Ensembles, sondern auch in der Repertoire-Wahl. Solche Werke sind sonst kaum zu hören, bieten Musikerfahrungen, die anders sind. Auch wenn das Genre als Nische verstanden wird, braucht es bei diesen Erfahrungen auch eine gewisse Zugänglichkeit für ein breites Publikum. Solche Projekte wie die Marionetten-Inszenierung von Händels Oper locken vielleicht dann einen ganz anderen Kundenkreis. Und das erscheint mir wichtig über das Festival an sich hinaus“, sagt Mirkes.
Ebenso ungewöhnlich: der Ansatz des diesjährigen Eröffnungskonzerts am 14. Januar. Die Capella de la Torre ist zu Gast – und nicht nur die Auszeichnungen für deren Arbeit werben für ihr Projekt. Ihr Programm ist mit „The Elements“überschrieben. Dabei tauchen die Musikerinnen und Musiker in die Gedankenwelt einer Zeitenwende ein. „Die Theorie, die Welt sei aus vier Elementen zusammengesetzt, wird ursprünglich dem griechischen Philosophen Empedokles von Akragas (495-435 v. Chr.) zugeschrieben. Sie sollte, in der Wis
Eine Reihe wie die Rencontres Musicales de la Vallée de l‘Alzette überlebt nur, wenn sie dauerhaft eine hohe Qualität bietet. Rosch Mirkes, Verantwortlicher Leiter RMVA
senschaft schnell anerkannt und von Platon (428-348 v. Chr.) mit weiteren Details versehen, für mehr als zwei Jahrtausende Gültigkeit behalten. Der Grund dafür ist, dass die Vier-Elementen-Lehre außerordentlich plausibel, weil intuitiv einsehbar ist: Erde, Wasser und Luft bieten allen Geschöpfen Lebensraum und Nahrung; ihnen gegenübersteht die alles verändernde Energie des Feuers“, schreibt die Truppe zum Ausgangspunkt.
Die Phase zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert sei dann eine Zeit des Umbruchs im Geistesleben überhaupt gewesen – „weil mittelalterliches und antikes Denken noch ebenso präsent sind wie die neuen Ideale der Renaissance, heidnische Mythen ebenso gelten wie christlicher Glaube und Ritus.“Und das präge sich dann auch in der Musik aus, die das Ensemble unter den vier Elementen zusammenträgt und zu Gehör bringt.
Auffällig in dieser RMVA-Saison: Es singt kein Chor oder Vokalensemble. Mirkes hat unter anderem seine Leitungsfunktionen bei dem Ensemble Vocal du Luxembourg aufgegeben. „Da lagen früher natürlich Zusammenarbeiten nahe. Und ja, 2024 ist kein Chor dabei. Aber dafür sind bei den Planungen für die nächste Saison schon so weit, dass ich zumindest verraten kann, dass sich Chorfans auf ein wirklich weltberühmtes Ensemble freuen dürfen. Solche Profis nach Luxemburg zu bekommen, ist auch für andere Veranstalter nicht leicht. Umso mehr freut es mich, wenn wir den Namen öffentlich bekannt geben können.“
Die Festivaltermine und mehr
Sechs Konzerte reihen sich diesmal unter dem Dach der RMVA zusammen. Allesamt besetzt mit waschechten Spezialisten des Genres.
14. Januar, Lintgen, 17 Uhr, Kirche St. Pierre: Capella de la Torre, „The Elements“, Programm mit Musik des 15. bis 17. Jahrhunderts rund um historisches Wissen und Denken zur Schöpfung und zum Menschen.
28. Januar, Lorentzweiler, 17 Uhr, Kirche St. Laurent: Ludus instrumentalis mit dem Vokalsolisten Tobias Berndt (Bass), Arien und Kantaten von Erlebach, Bruhns, Goldberg und Bach.
4. Februar, Walferdingen, 17 Uhr, Dreifaltigkeitskirche: Ensemble Continuum mit dem Countertenor Alex Potter, u.a. Vokalmusik der Zeitenwende um 1600.
18. Februar, Mersch, 17 Uhr, Kulturhaus: Ensemble Delectus Cantionum (Collegium Marianum und Buchty a Loutky), Oper Acis & Galatea als Marionettentheater.
3. März, Colmar-Berg, 17 Uhr, Kirche St. Michel: RedHerring baroque, Werke u.a. von Couperin, Lully und Marais.
17. März, Steinsel, 17 Uhr, Kirche St. Pierre: Les Muffatti – Brussels baroque orchestra, Werke von Johann Sebastian Bach.
Das Abo (erhältlich per E-Mail an info@rmva.lu) für alle sechs Konzerte kostet 144 Euro, vier Konzerte nach Wahl sind zum Preis von 108 Euro zu haben. Einzeltickets gibt es jeweils für 30 Euro (15 Euro erm., Kulturpass möglich) unter anderem über www.ticketregional.lu. Alle weiteren Infos finden sich unter:
www.rmva.lu